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Retouren: 20 Millionen Artikel werden vernichtet

Im deutschen Online- und Versandhandel werden knapp vier Prozent der zurückgesandten Ware entsorgt. Das zeigt der Retourentacho 2018/19, der Anfang des Jahres veröffentlicht wurde. Nun hat die Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg untersucht, warum diese etwa 20 Millionen Artikeln pro Jahr vernichtet werden. Dazu  befragte die Forschungsgruppe 139 deutsche Online- und Multi-Channel-Händler.

Bei etwas über der Hälfte der entsorgten Artikel ist eine Wiederaufbereitung nicht möglich

"Eine Entsorgung ist oftmals alternativlos. So ist bei etwas über der Hälfte der entsorgten Artikel eine Wiederaufbereitung nicht möglich, weil sie beispielsweise defekt sind", sagt Dr. Björn Asdecker, Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagement. Die Händler müssten aber auch circa eine Million Produkte vernichten, weil Marken- und Patentinhaber ihnen das vorgeben. "Da sich diese Artikel meist in einem sehr guten Zustand befinden, handelt es sich hierbei um eine offensichtliche Ressourcenverschwendung", sagt Asdecker.

Spenden scheitern oft an steuerlichen Gründen

In immerhin knapp 40 Prozent der Fälle wäre es zumindest theoretisch möglich, dass Händler die Ware spenden, sofern sich ein Empfänger dafür findet. Das betrifft 7,5 Millionen Artikel pro Jahr. Warum werden diese Artikel nicht gespendet? Das liegt in erster Linie an steuerlichen Gründen, etwa daran, dass die zu bezahlende Umsatzsteuer die Entsorgungskosten übersteigt, so die Forscher aus Bamberg. Außerdem geben vor allem kleine Händler an, dass es zu aufwendig sei, eine geeignete Spendenorganisation auszuwählen. "Offensichtlich brauchen die Händler mehr Informationen darüber, wer Sachspenden in kleinen Stückzahlen annimmt", meint Asdecker.

Anreize wie ein Retouren-Nachhaltigkeits-Siegel wichtig

Ein weiterer Grund, warum Händler den Weg der Entsorgung wählen, sind die geringen Kosten, die die Befragten im Durchschnitt mit 0,85 Euro pro Artikel angeben. "Die Entsorgung ist offensichtlich kostengünstig (…)", so Asdecker. "Um Händler zu motivieren, sich aktiv für mehr Transparenz und eine geringe Entsorgungsquote einzusetzen, sind Anreize nötig, zum Beispiel ein Retouren-Nachhaltigkeits-Siegel." Einem Verbot der Retourenvernichtung nach dem Vorbild Frankreichs stehen die Befragten kritisch gegenüber – ebenso wie Asdecker: "Ein Verbot können Händler auf einfache Weise umgehen und eine effektive Kontrolle wäre mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden." Stattdessen plädiert er dafür, dass "die Politik vorhandene Entsorgungsanreize und Spendenhemmnisse abbaut."

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vg 10.10.2019