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Frühjahrsprognose: 1,2 Prozent Wirtschaftswachstum 2013

Die industrielle Kompetenz der deutschen Wirtschaft, eine weltweit anziehende Konjunktur, ein stabilisiertes Europa und die gute Binnenkonjunktur werden das Wirtschaftswachstum in Deutschland im Jahr 2013 positiv beeinflussen. So erwarten die Experten von Roland Berger Strategy Consultants, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr um bis zu 1,2 Prozent wachsen wird. Damit distanziert sich die internationale Strategieberatung von den negativen Prognosen anderer Institutionen.

Allerdings überschatten einige Risikofaktoren das Wachstum. Dazu gehören vor allem die hohe Arbeitslosigkeit im Süden Europas, die unsichere Entwicklung Frankreichs, konjunkturelle Risiken in USA und China sowie der Fortschritt der Energiewende in Deutschland. Mittelfristig hat die deutsche Wirtschaft aber das Potenzial, mit bis zu zwei Prozent zu wachsen. Das sind die zentralen Ergebnisse des neuen 'Konjunkturszenarios 2013', das in der Publikationsreihe 'Thoughts'
der Roland Berger School of Strategy and Economics (RBSE) veröffentlicht wird.

Industrielle Kompetenz beflügelt das Wachstum

Basis dieser optimistischen Prognose ist die industrielle Kompetenz Deutschlands: Der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft liegt bei 22,6 Prozent und damit weit über der anderer großer Volkswirtschaften. Gleichzeitig wächst die deutsche Wirtschaft wesentlich dynamischer, denn allein in den letzten drei Jahren nach der Wirtschaftskrise – von 2010 bis 2012 – konnte eine durchschnittliche Wachstumsrate von 2,6 Prozent erzielt werden.

Dieser Zusammenhang zwischen industrieller Kompetenz und Wachstumsdynamik zeigt sich auch im direkten Vergleich mit den Nachbarländern: Polen beispielsweise hat einen Industrieanteil von 17,6 Prozent und ein Wachstum von 3,5 Prozent, während etwa Frankreich oder Großbritannien mit einem industriellen Anteil von nur etwa 10 Prozent ein Wachstum von lediglich 1,2 bzw. 0,7 Prozent verzeichnen.

Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Aufsichtsratsvorsitzender von Roland Berger Strategy Consultants: "Je höher der Anteil der Industrie, desto stärker das Wachstum. Dabei zählt jedoch nicht nur der quantitative Anteil, sondern vor allem die Fähigkeit, ihn unternehmerisch zu nutzen. Die deutsche Wirtschaft erfüllt diese Voraussetzung: Ihr einzigartiger Mix aus großen Konzernen und leistungsfähigen mittelständischen Unternehmen, ihre weitreichende globale Verankerung und die gelungene Kombination aus Industrie und hochwertigen Dienstleistungen führt zu einer starken internationalen Wettbewerbsposition."

Deutschland profitiert von der anziehenden Weltwirtschaft

Trotz der inneren Stärke der deutschen Wirtschaft hängt ein dynamischeres Wachstum von positiven Impulsen auf den wichtigsten Auslandsmärkten ab, so Roland Berger. Für die USA erwarten die Roland-Berger-Experten ein Anziehen des Wachstums, denn Präsident Obama kann in seiner zweiten Amtszeit entschiedener agieren, dadurch wichtige Wachstumsinitiativen auf den Weg bringen und Demokraten und Republikaner zu pragmatischen Kompromissen führen. Hinzu kommen die günstigen Energiepreise, die die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft stärken werden. Schon im 3. Quartal 2012 wuchs die US-Wirtschaft um 2,7 Prozent. Eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer bestätigt diesen Trend: 95 Prozent der in den USA aktiven deutschen Unternehmen erwarten für 2013 bessere Geschäfte.

Auch in China kann das Wachstum wieder höher ausfallen. Für eine neue Dynamik sprechen beispielsweise die neuen Modernisierungs-und Infrastrukturprojekte, die nach dem Machtwechsel in Partei und Staat aufgesetzt wurden und von denen die deutsche Wirtschaft profitieren wird.

In Japan kann das milliardenschwere Konjunkturprogramm der neuen Regierung neue Wachstumsimpulse setzen, und auch Russland wird weiter an Dynamik gewinnen; bereits im letzten Jahr konnte die deutsche Wirtschaft ihre Exporte nach Russland nochmals zweistellig steigern. Indien profitiert 2013 von einer besseren wirtschaftlichen Stimmung und ebenfalls von neuen Investitionsprojekten. Und in Brasilien wird der Investitionsschub vor der Fußball-WM und den Olympischen Spielen deutlich spürbar sein.

Schwenker: "Treten diese dynamischen Effekte ein, wird die deutsche Wirtschaft davon überproportional profitieren, denn es ist uns bereits in den letzten vier Jahren gelungen, den Anteil der Exporte in das außereuropäische Ausland kontinuierlich von 38 Prozent auf 43 Prozent zu steigern."

Zusätzlicher Schub durch Überwindung der Euro-Krise

Nach wie vor spielt Europa eine entscheidende Rolle für das deutsche Wirtschaftswachstum: Trotz der Steigerung der Ausfuhren in das außereuropäische Ausland gehen immer noch 57 Prozent in die europäischen Nachbarländer. Hier erwarten die Berger-Experten eine weitere Beruhigung der Lage: EZB, EFSF und ESM werden auch 2013 für Stabilität in Europa sorgen, die Situation in Italien und Frankreich wird sich normalisieren und auch die Finanzierung Griechenlands wird nicht zu neuen Turbulenzen führen, wie die regelmäßigen Fortschrittsberichte schon jetzt belegen. Hinzu kommt, dass vor allem viele nord- und osteuropäische Länder ihren positiven Wachstumskurs aus 2012 fortsetzen werden.

Grund für Optimismus liefert nicht zuletzt auch die neue Initiative der EU-Kommission zur Reindustrialisierung Europas: Bis 2020 soll der Anteil der Industrie an der europäischen Wirtschaftsleistung von derzeit knapp 16 auf 20 Prozent steigen. Damit sind Investitionen in Fabriken, Forschung und Entwicklung und ein weiterer Ausbau des Binnenmarktes ebenso verbunden wie die Unterstützung kleinerer und mittlerer Unternehmen beim Erschließen internationaler Märkte, mehr Aus- und Fortbildung sowie ein besserer Abgleich zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Dies alles lässt innerhalb der EU-27 eine neue Vorwärtsbewegung und ein Wachstum von etwa 0,5 Prozent erwarten.

Risiken für das Wachstum

Allerdings liegen in vielen der wachstumsverstärkenden Faktoren nach wie vor Risiken, so Roland Berger. So ist es noch nicht ausgemacht, dass Frankreich trotz der gerade beschlossenen Reformen am Arbeitsmarkt zu einer weiteren Auflösung des seit langem bestehenden Reformstaus findet, oder das die spanische Regierung schnell genug Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit einleitet. Auch in Italien wird sich erst nach der Wahl zeigen, ob der eingeschlagene Reformkurs fortgesetzt werden wird.

Gerade wegen ihrer Signalwirkung für das globale Wachstum bleibt auch die Entwicklung in USA und China kritisch: Eine schleppende Reindustrialisierung könnte das Wachstum in Amerika auf unter zwei Prozent drücken. Und wenn es der neuen chinesische Führung nicht gelingt, an das alte Wachstumstempo von 8 Prozent anzuknüpfen, erschwert dies die Lösung struktureller Probleme, mit negativen Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes - und für deutsche Unternehmen, die in China aktiv sind. Gefahren drohen auch auf für die Binnenkonjunktur: Sollte die Energiewende nicht gelingen, würde dies die Energiekosten weiter verteuern, mit negativen Auswirkungen auf das Konsumklima und die Wettbewerbsposition der deutschen Industrieunternehmen.

Potenzialwachstum von zwei Prozent mittelfristig erreichbar

Perspektivisch sehen die Roland Berger-Experten für die deutsche Wirtschaft die Chance, wieder an höhere Wachstumsraten anzuknüpfen, weil sie von den wichtigen Megatrends wie Klimawandel, Rohstoffknappheit oder demografischen Wandel profitieren wird.

Schwenker: "Es geht immer um Knappheit – an Umwelt, Ressourcen und Menschen. Und Knappheit eröffnet immer industrielle Wachstumschancen, weil die unternehmerische Antwort darauf in schnellerem Produktivitätswachstum liegt." Die industriellen Fähigkeiten Deutschlands würden genau dazu passen; weil auch andere Volkswirtschaften auf der Suche nach Produktivitätsfortschritten seien, würden die industrielle Kompetenz der deutschen Industrie und ihre führende Rolle vor allem bei intelligenten Produktionssystemen, Energie- und Ressourceneffizienz, Mobilitätskonzepten und grünen Technologien zu zusätzlichen Absatz- und Wachstumspotentialen führen.

Schwenkers Fazit: "Ich glaube, dass es uns perspektivisch gelingen kann, den Trend absteigender Wachstumsraten zu brechen, und halte ein Potentialwachstum von zwei Prozent für erreichbar, wenn wir durch eine kluge Wirtschaftspolitik, die Förderung von Forschung und Entwicklung und durch ein faires Bildungssystem weiter daran arbeiten, unsere industriellen Stärken zu stärken."



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vg 23.01.2013