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Russland wird der größte nationale Automarkt in Europa

Die russische Autoindustrie hat sich zwar von der Krise des Jahres 2009 erholt, muss ihre Modernisierungsbemühungen aber weiter vorantreiben, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Transforming Russia's Auto Industry: From Recovery to Competitiveness" der Boston Consulting Group (BCG). Darin werden sieben Bereiche identifiziert, die für Russlands künftige Positionierung im weltweiten Automobilmarkt entscheidend sein werden.

In den Jahren 2009/10 schien es fast, als würde die russische Automobilbranche an den Auswirkungen der globalen Finanzkrise zerbrechen. Die Autoren der Studie heben die großen Fortschritte hervor, welche die Autoindustrie in Russland seither gemacht hat. Sie betonen aber auch, dass noch viel getan werden muss, wenn die Branche voll konkurrenzfähig werden will.

"Die Marktgegebenheiten sind günstig", sagt Dr. Nikolaus S. Lang, Senior Partner bei BCG und Koautor der Studie. "Russland selbst hat einen großen, schnell wachsenden Inlandsmarkt und besitzt durchaus das Potenzial, den anderen BRIC-Märkten China, Indien und Brasilien hinsichtlich der Wachstumsdynamik nachzueifern und global wettbewerbsfähig zu werden."

BCG hat errechnet, dass der russische Inlandsumsatz bis 2020 jährlich um durchschnittlich sechs Prozent auf eine Nachfrage über vier Millionen Fahrzeugen ansteigen wird – damit wird Russland zum größten Automobilmarkt in Europa und zum fünftgrößten der Welt.

Chancen und Risiken

Die sich aufgrund dieser Marktentwicklungen ergebenden Chancen könnten aber ungenutzt bleiben, falls Regierung und Industrie in Russland sich nicht um eine effizientere und kosteneffektive lokale Produktion bzw. die Lokalisierung der wichtigsten internationalen Hersteller und Zulieferer bemühen.

Die Studienautoren offenbaren deutliche Schwachstellen bei der Regulierung, bei der Infrastruktur und auf fast allen Stufen der Wertschöpfungskette, die behoben werden müssen. Sie weisen zudem auf die Gefahr hin, dass das russische Potenzial verpuffen könnte – aufgrund von Phänomenen wie Volatilität, rasant steigenden Lohnkosten und schlechter Kundenbeziehungsarbeit. "Die Folge könnte sein, dass praktisch kein lokales oder internationales Unternehmen, ob OEM oder Zulieferer, die Möglichkeiten für effiziente Beschaffung und Produktion nutzt", warnt Ewald Kreid, BCG-Partner in Wien.

Aufgaben für Politik und Industrie Aus Sicht der BCG-Experten muss Russland insgesamt sieben Voraussetzungen erfüllen, um eine internationale Wettbewerbsfähigkeit seiner Automobilbranche zu erreichen. Dabei besteht der Beitrag der Regierung darin,
• eine stabile Nachfrageentwicklung sicherzustellen,
• die Faktorkosten zu begrenzen und die Infrastruktur zu verbessern sowie
• einen stabilen Regulierungsrahmen zu gewährleisten.
Aufgabe der Industrie ist es,
• eine kritische Masse lokaler Produktion zu erreichen,
• eine effiziente Zulieferbasis aufzubauen,
• schlanke und konforme Prozesse entlang der Wertschöpfungskette zu etablieren sowie
• kundenorientierte Produkte und Vertriebsstrukturen zu entwickeln.

"Die russische Industrie hat sich seit den sowjetischen Tagen deutlich weiter-entwickelt. Einige Merkmale aus jener Zeit sind aber immer noch vorhanden: beispielsweise eine antiquierte Liefersituation oder eine Kundeneinstellung, bei der Kunden ganz unten auf der Prioritätenliste rangieren. Das muss sich ändern", resümiert BCG-Experte Lang.


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vg 26.07.2013