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Elektromobilität: Geschäftsmodelle der Hersteller variieren

Bei der Entwicklung von Technologien für die E-Mobilität haben Fahrzeughersteller weltweit gute Erfolge erzielt; die Fahrzeuge haben inzwischen Serienniveau erreicht. Dadurch sinken die Preise für Elektrofahrzeuge deutlich, wie der neue Index Elektromobilität von Roland Berger Strategy Consultants und der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen (fka) für das dritte Quartal 2013 belegt. Der Index vergleicht die Wettbewerbsposition der sieben führenden Automobilnationen (Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea) im Bereich der Elektromobilität. Technologie, Industrie und Markt werden dabei als Indikatoren analysiert.

"Die zunehmende technologische Reife führt dazu, dass die öffentliche Hand Forschungsaktivitäten rund um die E-Mobilität immer seltener fördert", erklärt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "Vielmehr versuchen einzelne Länder, den Verkauf der Elektrofahrzeuge durch gezielte Fördermaßnahmen zu unterstützen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzubringen."

Automobilhersteller setzen auf verschiedene Marktstrategien

In dieser frühen Phase der Markteinführung von Elektrofahrzeugen fehlt den internationalen Automobilherstellern jedoch eine einheitliche Strategie. "Die OEMs benötigen noch wichtige Informationen über das Verhalten und die Präferenzen der Kunden in verschiedenen Märkten, damit sie ein klares Geschäftsmodell definieren können", sagt Roland Berger-Partner Thomas Schlick.

So bieten deutsche OEMs eher integrierte Mobilitätsdienstleistungen wie Car Sharing-Lösungen an, mit dem Ziel, die hohen Kosten der Technologieentwicklung pro Fahrzeug auf eine größere Zahl von Einzelnutzern umzulegen. Zusätzliche Serviceleistungen sollen außerdem helfen, die hohen Herstellungskosten quer zu finanzieren. Französische Automobilhersteller versuchen hingegen, die Anschaffungskosten eines E-Autos für den Endkunden zu senken. Dabei setzen sie hauptsächlich auf einfachere Fahrzeugmodelle und die Ausgliederung der hohen Batteriekosten aus dem Verkaufspreis. So bieten französischen OEMs die Möglichkeit, die Batterie zu mieten und Verträge zur günstigen Stromlieferung abzuschließen.

Kein dezidiertes Geschäftsmodell ist im japanischen Markt zu erkennen, denn Elektrofahrzeuge stellen für japanische OEMs Nischenprodukte dar, die auf bestimmte Nutzerprofile und Regionen zugeschnitten sind. Vielmehr versuchen die heimischen Automobilhersteller, durch firmenübergreifende Kooperationen die Entwicklung der notwendigen Ladeinfrastruktur voranzutreiben. In den USA hingegen hat die E-Mobilität zahlreiche kleine, aber sehr dynamische Startups entstehen lassen, die vor allem das hochpreisige Marktsegment bedienen. Außerdem stellen diese Anbieter zum Teil eine flächendeckende Schnellladeinfrastruktur kostenlos zur Verfügung.

China: lokale Fördermaßnahmen und Joint Ventures

Der chinesische Markt bietet Herstellern von Elektroautos sehr gute Perspektiven für die Zukunft: Das liegt zum einen an der großen Anzahl potenzieller Käufer und zum anderen an den dynamischen politischen Rahmenbedingungen. Allerdings hängt die Zunahme der E-Mobilität in 25 chinesischen Pilotstädten vor allem von den zahlreichen Subventionen ab. So wird der Verkauf von E-Fahrzeugen in China vielfach gefördert: durch die Regierung, die Provinzen und die Kommunen.

In den kommenden Jahren erwarten die Experten in China zusätzliche Impulse durch neue Elektrofahrzeugmarken verschiedener Joint Ventures zwischen chinesischen und internationalen Konzernen. Diese Joint Venture-Firmen beherrschen bereits heute 80 Prozent des chinesischen Automobilmarktes. "Diese Unternehmen werden ihre gute Marktposition bei konventionellen Modellen nutzen, um sich als Anbieter von Elektrofahrzeugen schnell zu etablieren", prognostiziert fka Senior Engineer Markus Thoennes.

Dabei werden die Automobilhersteller stärker auf die besonderen Kundenanforderungen in China und weiteren Schwellenländern eingehen müssen. Vor allem kleine und kostengünstige elektrische Fahrzeugmodelle werden hier gefragt sein. "Solche Modelle stellen niedrigere Anforderungen an die Leistung und die Reichweite der Batterien", sagt Thoennes. "In den Schwellenländern könnten daher Niedervolt-Antriebstechnologien für Kleinstfahrzeuge einen Durchbruch erleben und damit eine interessante Technologieoption für europäische Hersteller und Zulieferer darstellen."

Technologie – Industrie – Markt: Rankings nach Indikatoren

Bewerten die Roland Berger- und fka-Experten die sieben wichtigsten Automobilnationen nach den drei Indikatoren Technologie, Industrie und Markt, so ergeben sich unterschiedliche Länder-Rankings:

Technologie: Deutschland löst Südkorea bei der Spitzenposition in diesem Bereich ab, denn deutsche OEMs haben ihr Technologieniveau verbessert und zeitgleich die Fahrzeugpreise gesenkt. Auch japanische OEMs versucht, ausgelaufene Förderprogramme durch niedrigere Verkaufspreise zu kompensieren, während in den USA eher hochpreisige E-Fahrzeuge den Markt dominieren. Verbesserungsbedarf im Technologiebereich besteht hingegen in China. Hier werden die lokalen Joint Ventures mit internationalen Herstellern erheblich helfen. Weltweit gehen die Förderprogramme für Forschung und Entwicklung im Bereich E-Mobilität zurück; staatliche und private Akteure investieren eher in die Entwicklung einer flächendeckenden Infrastruktur – allen voran für das Schnellladen der Batterien.

Industrie: Japan führt weiter das Industrieranking an und baut seinen Vorsprung deutlich aus. Hauptgrund ist die steigende Nachfrage nach Batteriezellen in den USA. So erwarten die Experten, dass Japan bei der Herstellung von Batteriezellen im Jahr 2015 einen weltweiten Marktanteil von 46 Prozent haben wird. Bezüglich der Produktion von Elektro- und Hybridfahrzeugen entwickelt sich die Lage nur in den USA positiv: Im Zeitraum von 2012 bis 2015 werden dort voraussichtlich 311.000 E-Fahrzeuge hergestellt. In Deutschland werden es gerade mal halb so viele sein (162.000).

Markt: Die USA entwickeln sich zunehmend zum Leitmarkt für E-Mobilität; die monatlichen Absatzzahlen liegen stabil im hohen vierstelligen Bereich. So wurden in den USA in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt rund 77.000 E-Fahrzeuge abgesetzt. Deutschland fällt mit 5.200 E-Autos im gleichen Zeitraum deutlich ab, Schlusslichter sind mit großem Abstand Korea (700) und Italien (600).


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vg 11.09.2013