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DAX-Chefs haben keine eigene unternehmerische Erfahrung

Nur zwei der heutigen DAX-Chefs haben sich schon einmal selbst als Unternehmer betätigt. Im Dow-Jones-Index hat bisher sogar keiner der 30 CEOs bereits ein eigenes Unternehmen gegründet und geführt. Anders sieht dies bei Technologie-Firmen im NASDAQ-100 aus: Fast ein Drittel der Chefs sind oder waren dort auch selbst Unternehmer. Das hat eine Untersuchung der Executive-Search- und Talent-Management-Beratung Korn Ferry ergeben.

"Wer heute CEO eines gelisteten Großunternehmens ist, der hat seine Karriere in der Linie und im Anschluss im angestellten Management verbracht", sagt Hubertus Graf Douglas, Geschäftsführer von Korn Ferry in Deutschland. "Die aktuelle Chef-Generation ist einer Zeit entsprungen, in der Gründergeist weniger gefragt war, als das Erbe der Gründergeneration davor zu mehren oder zu erhalten. Jeder bekam sofort einen Job, da stellt sich die unternehmerische Frage häufig gar nicht. Das sieht heute für die jungen High Potentials ganz anders aus, da viele Unternehmen mit Konsolidierung und Einsparungen beschäftigt sind. Viele junge Menschen sehen ihre Karriereperspektiven in den etablierten Konzernen nicht mehr."

Rund 1/3 der NASDAQ-CEOs haben bereits unternehmerisch gewirkt

Vor allem im Umfeld der neuen Technologien sind laut der Untersuchung Gründer und Unternehmer in Chefpositionen zu finden. Dazu zählen unter anderem Elon Musk (Tesla), Mark Zuckerberg (Facebook), Larry Page (Alphabet), Jeff Bezos (Amazon) oder Reed Hastings (Netflix), die heute ihre eigens gegründeten Unternehmen auch operativ als CEO führen. Aber auch einer breiten deutschen Öffentlichkeit weniger bekannte Unternehmer wie Robert Kotick (Activision Blizzard), Howard Schultz (Starbucks), Carl Bass (Autodesk) oder John Mackey und Walter Robbb (beide Whole Foods Market) gehören dazu. Insgesamt werden 29 der 100 Firmen an der amerikanischen Technologiebörse NASDAQ von Unternehmern geführt.

Auffällig ist dabei laut den Studienautoren: 19 der 29 Persönlichkeiten sind unmittelbar im Software-, Internet- und IT-Umfeld zu verorten. "Die Eintrittsbarrieren in diesen Markt sind noch vergleichsweise gering, weil für die Umsetzung einer originären Idee zunächst nur wenig Kapital notwendig ist", sagt Alexander Wink, Senior Client Partner und Leiter der Digital-Sparte von Korn Ferry in EMEA. "Sie brauchen vor allem helle Köpfe, keine Maschinenparks oder teure Prototypen. Firmen wie Amazon, Facebook und Google, aber auch Autodesk und Activision Blizzard zeigen, dass Erfolgsgeschichten noch immer im Wohnzimmer starten können."

Vitas von Konzern-Chefs werden sich in den nächsten Jahren verändern

Besonders auffällig sind Karrieren, in denen heutige CEOs bereits als Angestellte, dann als Unternehmer, heute wieder als angestellte Manager arbeiten, heißt es in der Studie. So hat Shantanu Narayen, heute CEO von Adobe Systems, nach diversen Manager-Funktionen zunächst ein eigenes Unternehmen (Pictra Inc.) gegründet, bevor er zu Adobe gewechselt ist. Auch Jay Flatley hat seine Managerkarriere unterbrochen um das Unternehmen Molecular Dynamics zu gründen – bis es ihn in den Chefsessel des Biotech-Unternehmens Illumina gezogen hat.

Hubertus Graf Douglas: "Solche Karrieren, die einen Wechsel zwischen angestellt sein und dem Agieren als Unternehmer kombinieren, gibt es in Deutschland so gut wie gar nicht. Ich prognostiziere jedoch: In zwanzig Jahren wird das ganz anders aussehen, wenn die heute junge Generation die Chefreife erreicht hat. Aufgrund der vollkommen unterschiedlichen Rahmenbedingungen und damit fundamental anderen Biographien werden wir einen signifikanten Anteil an ehemaligen Gründern in Vorständen großer Konzerne finden. Und damit eine Generation an Chefs, die über eine immens hohe Lernagilität verfügt und am eigenen Leib erfahren hat, was es heißt, Risiken einzugehen und mit ihnen umzugehen. René Obermann, als Studienabbrecher, ehemaliger Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom war eine frühe Ausnahmeerscheinung dieses Manager-Typus."

Untersucht wurden die 31 (Co)-Vorstandsvorsitzenden der deutschen DAX-Konzerne, die 30 CEOs der Dow-Jones-Unternehmen  sowie die 100 CEOs im NASAQ-Index auf Basis öffentlich zugänglicher Quellen.


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vg 07.06.2016