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Zoll: Zahl der beschlagnahmten Fälschungen steigt

Der Zoll verhinderte 2014 die Einfuhr von über 5,9 Millionen gefälschten Waren im Wert von 138 Millionen Euro - im Jahr 2013 waren es noch 3,9 Millionen. Das geht aus der Bilanz der deutschen Zollverwaltung für das Jahr 2014 hervor, die der Bundesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble, am 12. März 2015 in Berlin vorgestellt hat.

Konkret hat der Zoll im vergangenen Jahr in über 45.000 Fällen verhindert, dass gefälschte Waren nach Deutschland eingeführt und in den Verkehr gebracht werden konnten. Ein Zuwachs von 72 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2012 haben sich damit die Fälle der Grenzbeschlagnahme nahezu verdoppelt. Dreiviertel der vom Zoll beschlagnahmten Waren stammen aus der Volksrepublik China und Hongkong. Am häufigsten geschmuggelt wurden Schuhe und persönliches Zubehör wie Taschen, Sonnenbrillen, Uhren und Schmuck.

Markenverband: Verkaufsplattformen in die Pflicht nehmen

"5,9 Millionen beschlagnahmte Produkte in 2014 im Vergleich zu 3,9 Millionen im Jahr 2013 - das ist nicht nur ein beeindruckender Beweis für die gute Arbeit des Zolls, sondern auch ein alarmierendes Zeichen für die Zunahme dieser Form von Kriminalität", so Dr. Alexander Dröge vom Markenverband.

Erschreckend sei die immer größere Rolle, die das Internet beim Verkauf gefälschter Waren einnehme. Um fast zehn Prozent seien beispielsweise die Aufgriffe im Postverkehr gestiegen, der häufig die Abwicklung der Internetverkäufe darstelle. "Es ist an der Zeit, die Profiteure im Internet, also vor allem Verkaufsplattformen, mit einer größeren Verantwortung für den Schutz von Verbrauchern und im Kampf gegen Kriminalität zu belegen", so Dröge.

Gefälschte Kosmetik: Anzahl beschlagnahmter Waren steigt

Auch für Kosmetikbranche zeigt die Statistik laut VKE Kosmetikverband alarmierende Werte. Im vergangenen Jahr wurden demnach Körperpflegeprodukte im Wert von 22,65 Mio. Euro sichergestellt. Die Anzahl beschlagnahmter Waren stieg um 54 Prozent von 1.024.840 auf 1.579.418 Stück. 46,9 Prozent der gefälschten Waren kommen dabei aus China, gefolgt von Hongkong mit 28,2 Prozent.
 
"Die dramatisch hohen Beschlagnahmezahlen sehen wir mit sehr gemischten Gefühlen. Einerseits belegen sie die effektive Zusammenarbeit von Zoll und Industrie bei der Verfolgung der Markenpiraten, andererseits wird deutlich, dass Produktpiraterie als Teil der organisierten Kriminalität immer attraktiver wird, weil sie schnelles Geld ermöglicht. Fälscher scheren sich dabei weder um menschenwürdige Arbeitsbedingungen noch verwendungssichere Endprodukte", sagt Martin Ruppmann, Geschäftsführer VKE-Kosmetikverband. "Es geht hier auch darum, erheblichen Umsatzeinbußen und damit verbundenen Arbeitsplatzverlusten in der Industrie, beim Fachhandel und den Zulieferbetrieben entgegenzuwirken. Die Schätzung liegt bei europaweit 50.000 Stellen."
 
Besorgniserregend ist laut VKE ebenfalls der deutliche Anstieg von Produktaufgriffen im Postverkehr um knapp zehn Prozent. Gefälschte Kosmetikprodukte würden besonders gerne über das Internet direkt an die Konsumenten verkauft und verschickt. Die Verkaufsplattformen und Marktplätze verdienten zwar daran, würden sich aber bislang weitgehend ihrer Verantwortung entziehen. Dies gelte es durch entsprechende rechtliche Vorgaben zu ändern.
 
APM: Mehr Verantwortung der Internet-Wirtschaft ist erforderlich

"Die aktuellen Aufgriffszahlen sind ein schrilles Alarmsignal", sagt Volker Bartels, Vorstandsvorsitzender des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM). "Die deutschen Verbraucher gehen den Fälschern tausendfach in die Falle. Dabei werden sie nicht nur um ihr Geld betrogen sondern geben häufig auch ihre sensiblen Zahlungsdaten organisierten Kriminellen preis - weiterer Missbrauch nicht ausgeschlossen."

Die hohen Zuwachsraten sind laut APM auf den blühenden Internethandel zurückzuführen. Die Fälschungen würden über Auktionsplattformen sowie in betrügerischen Onlineshops angeboten und per Postsendung aus Asien direkt an den deutschen Endverbraucher gesendet. "Der Internethandel ist ein florierender Markt mit wachsenden Umsätzen. Die grenzenlosen Vertriebsmöglichkeiten bieten aber auch Wirtschaftskriminellen ungeahnte Missbrauchsmöglichkeiten. Kaum ist das Angebot einer Fälschung oder eine gefälschte Webseite entfernt, tauchen sie unter anderem Namen schnell wieder auf", so Doris Möller, Referatsleiterin für gewerblichen Rechtsschutz beim DIHK. "Leider erscheint dies immer noch wie ein Kampf gegen Windmühlen."

Viele Anbieter von Internet-Dienstleistungen beschränkten sich auf das Löschen einzelner Angebote und beriefen sich auf Unkenntnis, profitierten aber von den Umsätzen. "Dies sollte auf Dauer kein tragbares Geschäftsmodell sein. Stattdessen sollten Diensteanbieter ihre Bemühungen intensivieren, Fälschungsangebote wirksam zu unterbinden und die Rechtsverfolgung zu erleichtern", sagt Bartels.

Zigarettenschmuggel: Zahl geht leicht zurück

Der Zoll verhinderte zudem im vergangenen Jahr den Schmuggel von 140 Millionen Zigaretten auf den deutschen Schwarzmarkt. Die Zahl ist gegenüber dem Jahr 2013 (147 Millionen) leicht gesunken.



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vg 12.03.2015