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Technologie- und Medienunternehmen droht Fachkräftemangel

In den kommenden Jahren droht sich der Fachkräftemangel im Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) zu verschärfen. Bis 2030 könnten der Branche bis zu 290.000 Arbeitskräfte fehlen, zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft PwC in Zusammenarbeit mit dem Darmstädter Wifor-Institut. Angesichts eines für das Ende des nächsten Jahrzehnts prognostizierten Bedarfs von insgesamt rund 1,5 Millionen Arbeitskräften in der TMT-Industrie ergäbe das einen relativen Engpass von gut 19 Prozent – der mit Abstand höchste aller für die Studie untersuchten Branchen.  

Die Unternehmen zeigen sich entsprechend alarmiert. So befragte PwC für die Studie die Vorstandschefs deutscher Technologie, Medien- und Telekommunikationsfirmen, worin aus ihrer Sicht die zentrale unternehmerische Herausforderung in den kommenden Jahren besteht. Dabei kam heraus, dass je nach Teilbranche 80 bis 83 Prozent der CEOs den zunehmend schwierigen Wettbewerb um Fachkräfte als drängendstes Problem ansehen, um auf Wachstumskurs bleiben zu können.

Es fehlen allein 120.000 Fachkräfte mit IKT-Hintergrund


Was die Situation für die TMT-Unternehmen besonders erschwert, ist der im branchenübergreifenden Vergleich extrem hohe Bedarf an überdurchschnittlich gut ausgebildeten Mitarbeitern. So könnten den Prognosen von PwC und Wifor zufolge bis 2030 allein 120.000 akademische Fachkräfte mit IKT-Hintergrund (Informations- und Kommunikationstechnologie) fehlen. Zwar wird die Lage ein etwas dadurch entschärft, dass die entsprechenden Fachbereiche in den kommenden Jahren bei Studenten weiter an Beliebtheit gewinnen dürften – das Arbeitskräftepotenzial also steigt. Kompensiert wird die steigende Nachfrage dadurch aber nur zum Teil, geht aus der Studie hervor.     

"Die Technologiebranche wird in gewisser Weise zum Opfer ihres eigenen Erfolgs", sagt Werner Ballhaus, Leiter des TMT-Bereichs bei PwC in Deutschland. "Die digitale Transformation ist ja nicht nur eine Sache der klassischen Tech-Firmen, sondern sie erfasst momentan praktisch jede Industrie – seien es die Energieversorger, die Banken oder die Autobauer. Experten für IT und Kommunikationstechnologie sind mittlerweile in allen Branchen begehrt. Dementsprechend wird der Wettbewerb um die besten Leute immer härter." Dieses Phänomen lasse sich im Übrigen schon seit Jahren auch innerhalb der TMT-Branche beobachten, so Ballhaus. "Früher waren die IKT-Fachkräfte fast ausschließlich in den Technologie- und den Telekommunikationsunternehmen zu finden. Längst ist ihr spezifisches Knowhow jedoch auch und gerade in der Medienindustrie gefragt."

Auch Naturwissenschaftlicher werden dringend gesucht


Wie stark der künftige Erfolg der TMT-Branche von der Lösung des Fachkräfteproblems abhängt, zeigen drei weitere Zahlen aus der Studie von PwC und Wifor. So dürfte sich die potenzielle Nachfrage nach IKT-Akademikern in der deutschen Wirtschaft bis 2030 gemessen an Ausgangswerten von 2008 fast verdoppeln. Zudem kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass die Technologie-, Medien und Telekommunikationsunternehmen bis 2030 theoretisch rund 57 Prozent aller am deutschen Arbeitsmarkt verfügbaren IKT-Kräfte bräuchten, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Die dritte Zahl: Neben den klassischen Spezialisten aus der IT und der Kommunikationstechnologie benötigt die TMT-Branche auch immer mehr Akademiker aus den sogenannten MINT-Fächern. Allein aus diesem Bereich dürfte bis 2030 noch einmal ein zusätzlicher Bedarf von fast 20.000 Fachkräften entstehen.

Die PwC-Experten betonen, dass der Fachkräftemangel in erster Linie eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung bedeutet. So ließe sich die für 2030 prognostizierte Lücken zum Beispiel durch eine auf qualifizierte Arbeitskräfte ausgerichtete Zuwanderungspolitik teilweise schließen. Als eine weitere Stellschraube biete sich die Erhöhung des Renteneintrittsalters an.  

Was Unternehmen tun können, um ihren Fachkräftebedarf zu decken


"Trotzdem sollten wir die Lösung des Problems nicht allein auf die Makroebene verlagern – denn jede Branche und jedes Unternehmen muss auch selbst dafür sorgen,  dass der Fachkräftemangel nicht existenziell wird", so Petra Raspels, Vorstand Human Capital bei PwC in Deutschland. Der entscheidende Hebel sei dabei die Aus- und Weiterbildung. Denn die Zeiten, da fachfremde Quereinsteiger in vielen IKT-Arbeitsfeldern die Regel waren, nähern sich dem Ende zu. "Bereits heute schrumpfen die Einstiegschancen für Leute ohne entsprechenden fachlichen Hintergrund in der TMT-Branche massiv – und dieser Trend wird sich vermutlich fortsetzen. Unternehmen müssen deshalb wesentlich stärker in die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter investieren, als sie das derzeit tun", fordert Raspels.


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rh 12.07.2016