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Europa: Einzelhandelssituation in Krisenländern verbessert

In einer Analyse für 32 Länder Europas hat GfK die Kaufkraft, den Einzelhandelsanteil am privaten Konsum, die Inflation, die Flächenproduktivität sowie die Veränderungen im Einzelhandel durch den E-Commerce untersucht und eine Umsatzprognose für das Jahr 2015 erstellt.

Kaufkraft: 15.360 Euro pro Einwohner

Im Jahr 2014 standen den Verbrauchern in den Ländern der EU-28 demnach insgesamt etwa 7,75 Billionen Euro für ihre gesamten Ausgaben sowie zum Sparen zur Verfügung. Dies entspricht einer Kaufkraft von 15.360 Euro pro Einwohner sowie einer nominalen Steigerung von rund 2,5 Prozent zum Jahr 2013. Das Wohlstandsgefälle in Europa ist allerdings nach wie vor riesig, so GfK: Während etwa das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in Norwegen 30.560 Euro beträgt, liegt es in Bulgarien im Landesschnitt bei 3.097 Euro, also bei rund einem Zehntel.

Umsatzprognose: nur moderates Wachstum im Ladeneinzelhandel

Die Dynamik des Online-Handels setzt den stationären Handel länderübergreifend unter Druck, weshalb GfK für 2015 nur ein moderates Wachstum im Ladeneinzelhandel sieht. Für dieses Jahr prognostiziert GfK in den Ländern der EU-28 ein stationäres Handelswachstum von nominal 0,5 Prozent – im Schnitt aller 32 untersuchten Länder sind es 0,8 Prozent.

Positiv herausstechen können einmal mehr Rumänien (+5,1 Prozent) sowie die baltischen Staaten (+4,0 Prozent bis +5,0 Prozent). In den von der Wirtschaftskrise stark betroffen südeuropäischen Staaten begann im Jahr 2014 die Stabilisierung der Einzelhandelssituation. Griechenland wird erneut Einzelhandelsumsätze verlieren. Der Rückgang dürfte allerdings – auf Basis der bislang für 2015 vorliegenden Daten und vorbehaltlich eines Verbleibs Griechenlands in der Währungsunion – mit rund -1,0 Prozent glimpflich ablaufen.

Einzelhandelsanteil am privaten Konsum

Der Einzelhandelsanteil am privaten Konsum ist im vergangenen Jahr in den Ländern der EU-28 erneut gesunken; die Quote liegt nunmehr bei 30,9 Prozent (2013: 31,2 Prozent, 2012: 31,4 Prozent).

Diese Entwicklung wurde laut GfK durch zwei wesentliche Treiber beeinflusst, die sich gegensätzlich auswirken: Zum einen der Mitte 2014 einsetzende Fall der Ölpreise, der sich in sinkenden Kosten für Energie und Treibstoffe zeigte. Zum anderen der langfristige Trend stets steigender Ausgaben für Wohnen, Gesundheit und Freizeitaktivitäten. Diese Beträge sind entsprechend weniger für den Konsum im Einzelhandel verfügbar. Dieser Trend überlagert letztlich den kurzfristigen Effekt sinkender Ölpreise.

Inflation: Für 2015 wird eine Inflationsrate von 0,2 Prozent erwartet

Die Verbraucherpreise sind im Jahr 2014 nur moderat gestiegen (+0,6 Prozent) und für 2015 wird eine Inflationsrate von nur 0,2 Prozent erwartet. Die Europäische Kommission rechnet für einige Länder sogar mit deflationären Tendenzen, die höchsten in Spanien und der Schweiz mit je rund -1,0 Prozent. Die höchsten Inflationsraten finden sich einmal mehr in der Türkei (+6,3 Prozent) und Russland (+6,0 Prozent). Dank der niedrigen Inflation ist in 2015 ein stabiler realer Einzelhandelsumsatz in den Ländern der EU-28 zu erwarten, so GfK.

Flächenproduktivität: Veränderungen durch den E-Commerce

Zwar hat das Verkaufsflächenwachstum in vielen Ländern nach zunächst aufgeschobenen Projektentwicklungen infolge der Finanzkrise insgesamt wieder angezogen, so GfK. Dennoch konnte in den Ländern der EU-28 die Flächenleistung um 0,6 Prozent gesteigert werden, auf rund 4.100 Euro je Quadratmeter Verkaufsfläche. Auch im Jahr 2014 standen wieder die skandinavischen Länder, Luxemburg sowie die Schweiz an der Spitze der Staaten mit den höchsten Flächenproduktivitäten. Die Länder mit den geringsten Flächenleistungen befinden sich in Ost- und Südosteuropa. Aufgrund der guten Umsatzentwicklung beim Gros dieser Länder erhöhte sich dort allerdings die Flächenproduktivität in 2014.

In Nord- und Südeuropa, insbesondere in Deutschland, Frankreich und Großbritannien beobachtet GfK, dass die Flächenumsätze zunehmend unter Druck geraten. Ein wesentlicher Grund hierfür sind Umsatzverschiebungen bei vielen Sortimenten in Richtung Internethandel. Wenngleich Osteuropa eine hohe Dynamik im E-Commerce aufweist – etwa in Polen – sind die Auswirkungen dort noch nicht so stark spürbar, da die absoluten Volumina, die über das Internet gekauft werden, noch vergleichsweise gering sind. Hingegen ist in reifen Märkten wie Deutschland zu erkennen, dass Branchen wie der Bekleidungseinzelhandel nicht mehr so expansiv sind wie noch vor einigen Jahren, so die Konsumforscher. Zugleich verringert sich die Anzahl an geplanten und im Bau befindlichen Shoppingcentern, was teils als Ursache, teils aber auch als Auswirkung der veränderten Marktdynamik zu betrachten ist.

Für insgesamt 32 europäische Länder wurden folgende GfK-Kennziffern ausgewertet: GfK Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz sowie Einzelhandelsan-teil an den Gesamtausgaben der Bevölkerung. Darüber hinaus prognostiziert GfK den Einzelhandelsumsatz im Jahr 2015. Ebenfalls betrachtet wird die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Studie untersucht außerdem die Verkaufsflächenausstattung und Flächenproduktivitäten der europäischen Länder und befasst sich in einem vierseitigen Länderspezial mit Spanien als Einzelhandelsmarkt. Die Berechnungen von GfK zu Umsätzen und Kaufkraft erfolgten alle in Euro, ausgehend vom durchschnittlichen Wechselkurs der Landeswährung im Jahr 2014 (laut EZB). Der Redaktionsschluss für die Informations- und Datenaufbereitung war April 2015.

Die Studie ist als 24-seitiges PDF auf Deutsch erhältlich unter www.gfk.com/de/handel-europa. Sie wird in der kommenden Ausgabe des Across Magazins vorgestellt, die Anfang Juni erscheint.


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vg 19.05.2015