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Globales Netto-Geldvermögen übersteigt 100-Billionen-Euro

Die Allianz hat die aktuelle Ausgabe ihres 'Global Wealth Reports' vorgestellt, der die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert. 2014 ist die globale Vermögensentwicklung durch drei Ereignisse gekennzeichnet: Das globale Netto-Geldvermögen der privaten Haushalte überstieg 100 Billionen Euro, Chinas privates Vermögen übertraf dasjenige Japans und mehr als eine Milliarde Menschen gehörten zur globalen Vermögensmittelklasse.

Netto-Geldvermögen: Plus von 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr

Die Ergebnisse im Detail: 2014 erzielte das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte eine Zuwachsrate von 7,1 Prozent; das robuste Wachstum der Vorjahre setzte sich damit mit nur leichten Abstrichen fort. Getragen wird dieses Wachstum laut Allianz zunehmend von gesteigerten Sparanstrengungen; in Asien und Amerika gaben auch die Aktienmärkte weiter Rückenwind. Rund um den Globus summierte sich der Brutto-Vermögensbestand auf ein neues Rekordniveau von 136 Billionen Euro. Damit übertrifft das Vermögen der privaten Haushalte den Wert aller weltweit an einer Börse gelisteten Unternehmen sowie sämtlicher Staatsschulden, so die Studie. 

Langsamer als die Vermögen kletterten 2014 die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte, nämlich weltweit um 4,3 Prozent auf insgesamt 35 Billionen Euro. Damit erreichte der globale Schuldenzuwachs im vergangenen Jahr den höchsten Wert seit Ausbruch der Krise. Aus der Differenz von Brutto-Geldvermögen und Verbindlichkeiten errechnet sich das Netto-Geldvermögen, das Ende 2014 ein neues Rekordhoch von über 100 Billionen Euro weltweit erreichte. Dies bedeutet ein Plus von 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Wachstumsspitzenreiter bleibt die Region Asien

Wie in den Vorjahren war laut Allianz auch 2014 das regionale Vermögenswachstum sehr unterschiedlich. Unangefochtener Wachstumsspitzenreiter blieb dabei die Region Asien (ex Japan), in der das Netto-Geldvermögen 2014 mit 18,2 Prozent zulegte. Angetrieben wurde dieses Wachstum auch vom rasanten (und teilweise nicht nachhaltigen) Anstieg des Wertpapiervermögens, insbesondere in China.

In den beiden anderen aufstrebenden Regionen, Lateinamerika und Osteuropa, verlief die Entwicklung dagegen deutlich verhaltener: Das Netto-Geldvermögen erhöhte sich nur um 4,2 Prozent (Lateinamerika) bzw. 8,6 Prozent (Osteuropa). Erfreulich aus europäischer Perspektive: 2014 konnte der Euroraum erstmals seit der Finanzkrise wieder ein höheres Wachstum als Nordamerika verbuchen. Das kräftige Plus von 6,2 Prozent (gegenüber 5,3 % in Nordamerika) verdankte sich dabei hauptsächlich der fortgesetzten Schuldendisziplin, schreiben die Analysten: In vielen Ländern setzte sich auch 2014 der Abbau der Schulden fort.
 
Verhältnisse auf der Vermögensweltkarte verschieben sich
 
Das dauerhaft hohe Wachstum in Asien führt auch zu einer Verschiebung der Gewichte auf der Vermögensweltkarte. Auf die Region Asien (ex Japan) entfielen 2014 gut 16 Prozent des globalen Geldvermögens (sowohl in Brutto- wie Netto-Betrachtung). Dies bedeutet gegenüber 2013 ein Plus von 1,4 Prozentpunkten, seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil dieser Region mehr als verdreifacht. Im vergangenen Jahr wurde in diesem Aufholprozess zudem eine wichtige Wegmarke passiert: Das gesamte Brutto-Geldvermögen Chinas übertraf Ende 2014 erstmals dasjenige Japans, schreibt die Allianz.

Die zunehmende Bedeutung Asiens wird auch in anderer Perspektive deutlich. Im verganenen Jahr hat die Zahl der Menschen, die im globalen Maßstab über ein mittleres Vermögen verfügen, erstmals die Marke von einer Milliarde überschritten. Seit 2000 sind nahezu 600 Millionen Menschen aus dem Bereich Low Wealth in die globale Vermögensmittelklasse aufgestiegen. Insgesamt hat sich die Zahl der Mitglieder dieser Klasse seit der Jahrtausendwende verdreifacht.

Allerdings konzentriert sich diese Dynamik laut Allianz vornehmlich auf eine Region bzw. sogar hauptsächlich auf ein Land: China. Mittlerweile rekrutieren sich etwa zwei Drittel der globalen Vermögensmittelklasse aus Asien – und 85 Prozent davon stammen aus China. Seit Jahrtausendbeginn hat sich damit die Bevölkerung mit mittlerem Vermögen in Asien nahezu verzehnfacht.

Beim Brutto-Vermögen fällt Deutschland auf den 19. Rang zurück

In Deutschland wuchs das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr solide, um 4,2 Prozent, so die Anaylsten, damit aber wiederum langsamer als der europäische Durchschnitt. Angesichts der immer noch höchsten Sparquote in Europa sei diese Entwicklung eher enttäuschend, sie spiegle das unverändert vorsichtige, eher risiko-averse Sparverhalten der deutschen Haushalte wider.

Dies schlage sich auch in der Rangliste der 20 reichsten Länder (Geldvermögen pro Kopf, s. Tabelle) nieder: Mit Blick auf die Netto-Vermögen konnte Deutschland seinen (mittleren) 18. Platz (44.770 Euro) seit dem Jahr 2000 zwar verteidigen, bei den Brutto-Vermögen fiel es im selben Zeitraum jedoch um vier Plätze auf den 19. Rang (64.510 Euro ) zurück.
 
Damit reiht sich Deutschland ins enttäuschende Abschneiden der übrigen Euroländer ein: Belgien verlor ebenfalls vier Plätze, Frankreich fünf und Italien gar elf Plätze; einen ähnlich großen Rückschlag musste sonst nur noch Japan hinnehmen, auch aufgrund des schwächeren Yen. Die großen Aufsteiger in der Rangliste sind dagegen – neben Australien und Taiwan – die skandinavischen Länder: Schweden plus sieben, Norwegen plus sechs und Dänemark plus vier Plätze. Unter den Euroländern konnten sich allein die Niederlande verbessern. Unverändert seit 2000 an der Spitze der Rangliste stehen die Schweiz und die USA.

Deutsche Haushalte mussten durchweg 'Verluste' in Kauf nehmen

Die direkten Einkommenseffekte der Niedrigzinspolitik der EZB sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Die privaten Haushalte im Euroraum profitieren dabei insgesamt durch niedrigere Zinsen für Kredite stärker als sie auf der anderen Seite durch die niedrigere Verzinsung von Bankeinlagen verlieren, so die Allianz: In den vergangenen sechs Jahren (2010 bis einschließlich 2015) beliefen sich die kumulativen 'Gewinne' auf 130 Mrd. Euro (1,4 Prozent des BIP) oder 400 Euro pro Kopf. Am besten schnitten dabei die privaten Haushalte der Peripherieländer wie Portugal, Griechenland und Spanien ab: Seit 2010 übersteigen in all diesen Ländern die kumulativen 'Zinsgewinne' 1.200 Euro pro Kopf; in Portugal und Griechenland erreichen sie etwa zwölf Prozent des BIP, in Spanien noch sechs Prozent.

Deutschland hingegen gehört (mit Belgien und der Slowakei) zu den Verlierern: Die deutschen Haushalte mussten in den vergangenen sechs Jahren durchweg 'Verluste' in Kauf nehmen, in kumulierter Höhe von insgesamt 367 Euro pro Kopf oder 29,8 Mrd. Euro (1,1 Prozent des BIP). Effekte der Geldpolitik auf andere Vermögensklassen bleiben in dieser Rechnung unberücksichtigt.

Gini-Koeffizient zeigt ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland

Aber auch ohne den direkten Einfluss der Geldpolitik stellt sich die Vermögensverteilung in den einzelnen Ländern sehr heterogen dar, so die Analysten der Allianz. Dazu wurde in diesem Bericht erstmals für jedes Land einen Gini-Koeffizient berechnet - und zwar jeweils für die Vergangenheit (Zeitraum um 2000) und heute.

Dabei zeigt sich, dass die Zahl der Länder, in denen sich der Gini-Koeffizient eher verbessert hat (d.h. eine stärkere Gleichverteilung anzeigt) ungefähr derjenigen entspricht, in denen sich der Gini-Koeffizient eher verschlechtert hat. Gerade für die entwickelten Länder trifft dies allerdings nicht zu, die Mehrzahl der Länder erlebte hier in den vergangenen Jahren eine teils deutliche Zunahme der Ungleichverteilung. An erster Stelle stehen dabei die USA, in keinem anderen Land hat die Ungleichheit im betrachteten Zeitraum so stark zugenommen. Die USA weisen mit 80,6 den höchsten Gini-Koeffizienten auf. Der Wert für Deutschland liegt bei 73,3 – und damit deutlich über dem Durchschnitt der entwickelten Länder (64,6). Neben den USA weisen nur noch Schweden, Großbritannien und Österreich einen höheren Wert auf. Die Vermögensverteilung hat sich in Deutschland in der letzten Dekade jedoch kaum verändert.

Den kompletten Report finden Sie hier.


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vg 30.09.2015