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Immer mehr Unternehmen verfehlen Umsatz- und Gewinnziele

Die starken Schwankungen auf den weltweiten Absatzmärkten führen dazu, dass immer mehr deutsche Unternehmen ihre Umsatz- oder Gewinnprognosen korrigieren müssen – entweder nach unten oder nach oben. Nachdem im Jahr 2014 die Zahl der Gewinn- oder Umsatzwarnungen auf 80 und damit auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen war, mussten die Unternehmen 2015 erneut 80 Umsatz- oder Gewinnwarnungen abgeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren nur 41 Gewinn- oder Umsatzwarnungen gezählt worden, im Jahr 2012 waren es 54.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen in den Jahren 2011 bis 2015 untersucht hat. Für die Analyse wurden alle Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Börse betrachtet.

Unternehmen aus der Automobilbranche enttäuschten besonders häufig

Besonders häufig enttäuschten Unternehmen aus der Automobilbranche ihre Anleger: Fast jeder zweite börsennotierte Autobauer oder -zulieferer (46 Prozent) reduzierte seine Gewinnprognose. Auch Groß- und Einzelhändler, Hersteller von Konsumgütern und Industrieunternehmen haben 2015 ihre Gewinnprognosen relativ häufig nach unten korrigiert – in allen drei Branchen gab jeweils mehr als jedes vierte untersuchte Unternehmen eine Gewinnwarnung heraus.

Keine einzige Gewinnwarnung wurde im vergangenen Jahr hingegen von den untersuchten Immobilien-, Telekommunikations- und Medienunternehmen veröffentlicht.

SDAX-Unternehmen mit den meisten Gewinnwarnungen

Besonders häufig mussten im vergangenen Jahr im SDAX gelistete Unternehmen ihre Gewinnziele nach unten korrigieren: Knapp jedes vierte SDAX-Unternehmen (24 Prozent) gab 2015 eine Gewinnwarnung heraus. Im MDAX lag der Anteil bei 22 Prozent, im DAX bei 20 Prozent. Relativ selten verfehlten TecDax-Unternehmen ihre Gewinnprognosen: Nur jedes zehnte TecDAX-Unternehmen gab 2015 eine Gewinnwarnung heraus.

Umgekehrt korrigierten vor allem MDAX-, DAX- und TecDAX-Unternehmen ihre Gewinnprognosen nach oben (28 bzw. jeweils 27 Prozent), während 18 Prozent der SDAX-Unternehmen ihre Prognosen anhoben.

130 Gewinn- oder Umsatzerwartungen wurden veröffentlicht

Auf der anderen Seite schraubten im vergangenen Jahr aber auch so viele Unternehmen ihre Prognosen nach oben wie seit Jahren nicht mehr: Insgesamt 130 sogenannte Gewinn- oder Umsatzerwartungen wurden veröffentlicht – ebenfalls ein neuer Höchststand; im Vorjahr hatten nur 30 Unternehmen ihre Umsatz-oder Gewinnprognose nach oben korrigiert.

Von den 306 im Prime Standard notierten Unternehmen wurden damit 2015 insgesamt 210 Prognosekorrekturen veröffentlicht – unabhängig davon, ob positiv oder negativ. Im Jahr 2014 waren nur 110 derartige Meldungen abgegeben worden. Dabei lag die Zahl der Gewinn- oder Umsatzerwartungen im vergangenen Jahr mit 130 erstmals (deutlich) höher als die Zahl der Warnungen (80).

2015 mussten 44 Prozent der Unternehmen ihren Ausblick korrigieren

"Immer weniger Unternehmen schaffen es, ihre Prognosen tatsächlich einzuhalten", so Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. Im Jahr 2011 mussten nur 22 Prozent der Unternehmen im Verlauf des Geschäftsjahrs ihren Ausblick korrigieren, im Jahr 2014 waren es 28 Prozent, 2015 bereits 44 Prozent. "Anleger müssen sich darauf einrichten, dass die Halbwertzeit von Prognosen des Unternehmensmanagements immer kürzer wird und dass die Unternehmen bei ihren Umsatz- oder Gewinnprognosen immer häufiger danebenliegen", so Steinbach. "Offensichtlich tun sich die Unternehmen extrem schwer mit der starken Volatilität der Märkte und werden immer wieder von Marktschwankungen überrascht.

Einen großen Einfluss auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung hatte im vergangenen Jahr der schwache Euro: In 21 Prozent der Gewinn- oder Umsatzerwartungen des vergangenen Jahres ist ausdrücklich von positiven Währungseffekten die Rede, bei etlichen weiteren dürften Wechselkurse ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt haben, so EY.

Gewinnwarnungen lassen Kurse purzeln

Im Durchschnitt brachen die Kurse der betroffenen Unternehmen am Tag der Gewinnwarnung um acht Prozent ein und konnten sich auch in der Folgewoche nicht wieder erholen, so EY: Eine Woche nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung lag der Aktienkurs im Durchschnitt um zehn Prozent niedriger als vor der Ad-hoc-Meldung. Wenn hingegen Unternehmen ein Übertreffen ihrer Gewinnprognosen ankündigten, führte das im Schnitt nur zu einem Anstieg des Aktienkurses um drei Prozent (am selben Tag) bzw. um sechs Prozent (eine Woche später).


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vg 04.02.2016