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Studie: Jugendliche ähneln sich immer stärker

Jugendliche in Deutschland leben nach wie vor in unterschiedlichen Lebenswelten, aber sie rücken in mehrfacher Hinsicht zusammen. Das zeigt die aktuelle Studie 'Wie ticken Jugendliche?' des Sinus-Instituts. Dafür wurden rund 70 Jugendliche per Telefon befragt.

Demnach gilt für die meisten 14- bis 17-Jährigen: Man möchte sein wie alle. Die auf Abgrenzung und Provokation zielenden großen Jugend-Subkulturen gibt es kaum mehr. Eine Mehrheit ist sich einig, dass gerade in der heutigen Zeit ein gemeinsamer Wertekanon von Freiheit, Aufklärung, Toleranz und sozialen Werten gelten muss, weil nur er das "gute Leben", das man in diesem Land hat, garantieren kann.

Das trifft auch für die Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu, v.a. die muslimischen, die sich demonstrativ von religiösem Fundamentalismus distanzieren. Die Akzeptanz von Vielfalt nimmt zu, v.a. religiöse Toleranz wird als wichtige soziale Norm hervorgehoben. Dem entsprechend ist die Mehrheit in allen Lebenswelten für die Aufnahme von Geflüchteten und Asylsuchenden. In Teilen der Jugend in Deutschland werden jedoch auch Ressentiments und ausgrenzende Haltungen gegenüber Menschen anderer nationaler Herkunft und sozialen Randgruppen geäußert.

Wunsch nach Orientierung und Sicherheit


Der Begriff "Mainstream" ist bei den meisten Jugendlichen kein Schimpfwort, sondern - im Gegenteil - ein Schlüsselbegriff im Selbstverständnis und bei der Selbstbeschreibung. Viele wollen mehr noch als vor wenigen Jahren so sein "wie alle". Ein mehrheitlich gemeinsamer Wertekanon vor allem aus sozialen Werten deutet auf eine gewachsene Sehnsucht nach Aufgehoben- und Akzeptiertsein, Geborgenheit, Halt sowie Orientierung in den zunehmend unübersichtlichen Verhältnissen einer globalisierten Welt hin. Dem entsprechen auch ihre generelle Anpassungsbereitschaft und selbstverständliche Akzeptanz von Leistungsnormen und Sekundärtugenden. Dieser "Neo-Konventionalismus" gilt gleichermaßen für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund, ausgenommen sind lediglich die postmodern geprägten Lebenswelten. Dennoch werden weiterhin auch jugendtypische Werte wie der Wunsch nach Selbstentfaltung sowie hedonistische und postmoderne Werte betont, je nach Lebenswelt in unterschiedlich starker Ausprägung.

Großteil akzeptiert Vielfalt, Einzelne äußern Vorbehalte


Junge Menschen interessiert und beschäftigt das Thema Flucht und Asyl: Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten in Deutschland ist eine wichtige Erkenntnis, dass der überwiegende Teil der Befragten die Aufnahme von Geflüchteten befürwortet, Zuwanderung unterstützt, Toleranz zeigt und mehr Engagement für eine gelungene Integration fordert. Konzept und Narrative der "postmigrantischen Gesellschaft" ist unter den 14- bis 17-Jährigen erkennbar, die Akzeptanz von Vielfalt nimmt zu. Teilweise bestehen dennoch nach wie vor manifeste Vorbehalte gegen-über anderen Nationen. Dabei handelt es sich zwar meistens um tradierte Stereotype, die von den Jugendlichen aber nicht immer als Klischees oder Vorurteile erkannt werden. Bei vielen Jugendlichen, insbesondere in den benachteiligten Lebenswelten, ist das positive Bild einer pluralen, vielfältigen Gesellschaft (noch) nicht fest als soziale Norm verankert.

Digitale Sättigung


Aus Perspektive der Jugendlichen ist der Höhepunkt der digitalen Durchdringung des eigenen Alltags erreicht. Die bislang als jugendtypisch eingeordnete, bedingungslose Faszination ist geschwunden. Jugendliche kennen die Risiken (z.B. Überwachung, unkontrollierte Datennutzung) und möchten digitale Medien nicht nur nutzen, sondern auch verstehen. Deshalb wünschen sie sich von der Schule weniger gefahrenzentrierten U! Unterricht und mehr Hilfestellungen, wie sie sich sicher und trotzdem frei im Netz bewegen können. Digitale Kompetenzen sind in den Lebenswelten immer noch unterschiedlich ausgeprägt. Doch gerade sie sind zunehmend relevant für soziale Teilhabe und berufliche Zukunft. Der "richtige" Umgang mit digitalen Medien wird vor allem in den bildungsnahen Lebenswelten als anspruchsvolle Aufgabe gesehen, erstmals werden Wünsche nach Entschleunigung geäußert.

Pragmatisch mobil


Jugendliche entscheiden zweck-, kosten- und situationsabhängig, welches Verkehrsmittel gerade am besten passt. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr zeigen sie sich im Großen und Ganzen zufrieden. Busse und Bahnen sind für sie nicht nur ein Beförderungsmittel, sondern auch ein Ort, um in sozialen Austausch zu treten, Freunde zu treffen oder neue Kontakte zu knüpfen und Zeit für sich zu haben. Um sich über ÖPNV-Angebote zu informieren, setzen die Jugendlichen auf Mobilitäts-Apps, die sämtliche Angebote innerhalb einer Stadt vernetzen. Während vor allem für junge Leute im ländlichen der Führerschein und als Fernziel ein eigenes Auto zum Erwachsenwerden einfach dazugehören, herrscht Skepsis gegenüber selbstfahrenden Autos.



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rh 27.04.2016