ANZEIGE

ANZEIGE

Prof. Dr. Vöpel, HWWI: "Das Schlimmste wäre eine Politik, die versucht, das Alte zu verteidigen"

Prof. Dr. Henning Vöpel ist seit 2014 Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) (Foto: Anna Mutter Fotografie)
Prof. Dr. Henning Vöpel ist seit 2014 Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) (Foto: Anna Mutter Fotografie)

Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), über Krisen als Chance für den Fortschritt, die Gefahr durch Lethargie und Fatalismus sowie Offenheit, Agilität und Kooperationsfähigkeit als zentrale Faktoren für die Resilienz von Unternehmen.

markenartikel: Wie hat sich die Stimmung in der Wirtschaft während der Corona-Krise verändert?

Prof. Dr. Henning Vöpel: Ich sehe drei Phasen. Die erste Phase am Anfang der Pandemie war natürlich gekennzeichnet durch einen Schockzustand. Niemand war wirklich auf eine globale Pandemie vorbereitet oder wusste, was nun zu tun ist. Immerhin war die Politik schnell in der Lage, gesundheitlich und wirtschaftlich einen Schutz zu errichten. Die zweite Phase war geprägt durch eine produktive Anpassung. Es wurden neue kreative Lösungen entwickelt und umgesetzt. Die dritte Phase beginnt gerade und wird sehr entscheidend dafür sein, wie die Post-Corona-Welt aussehen wird. Wir realisieren, dass es kein schnelles Ende der Krise geben wird. Umso mehr aber müssen wir versuchen, den Blick auf die Welt danach zu richten, so schwer es auch fällt. Es klingt abgedroschen, aber es ist trotzdem richtig: Eine Krise ist am Ende immer auch eine Chance für den Fortschritt.

markenartikel: Warum?

Vöpel: Weil sie unseren Blick auf die Welt und uns selbst verändert, uns dazu zwingt, loszulassen und zu experimentieren. Wir erhalten die Möglichkeit, aus der Krise zu lernen und an ihr zu wachsen. Diesen Anspruch müssen wir in den kommenden Monaten an uns erheben und hochhalten, damit wir die drohende Lethargie und einen sich breitmachenden Fatalismus überwinden. Die Stimmung könnte, wenn es schlecht läuft, in den kommenden Wochen noch einmal kippen. Die Bundesregierung hatte zuletzt außer Lockdown und Bazooka wenig zu bieten. Überzeugende innovative Konzepte für die Schulen oder die Impfung wurden schmerzlich vermisst. Unzufriedenheit und Ungeduld haben dadurch deutlich zugenommen.

markenartikel: Was sind denn Ihre Erwartungen an die Entwicklung 2021?

Vöpel: Meine Erwartungen sind gemischt, aber letztlich durchaus zuversichtlich. Dieses Jahr wird ein Jahr des Übergangs, des Lernens aus der Krise und des gesellschaftlichen Umbauens. Wer jetzt vorwärts denkt, wird die Krise trotz aller widrigen Umstände, die auch in weiten Teilen des Jahres 2021 anhalten werden, nutzen können, um sich weiterzuentwickeln. Das erste Halbjahr wird sehr schwierig bleiben, sowohl epidemiologisch als auch ökonomisch. Durchhalten, diszipliniert bleiben und jetzt keinen unnötigen Leichtsinn zulassen, das ist die Maxime für die nächsten Monate. Aber die Aussicht auf eine vollständige Impfung wirkt ja schon jetzt durchaus positiv und dadurch stabilisierend. Vor allem deshalb, weil es möglich ist, wieder Pläne zu machen.

markenartikel: Das motiviert?

Vöpel: Pläne verbinden die Gegenwart mit der Zukunft. Sie sind psychologisch und ökonomisch eminent wichtig. Ich erwarte daher, dass insgesamt die Stimmung im Jahresverlauf besser und besser werden wird. In der zweiten Jahreshälfte wird sich die Wirtschaft deutlich erholen, das Vorkrisenniveau wird aber wohl erst zur Jahresmitte 2022 erreicht werden. Aber das ist am Ende gar nicht das Entscheidende. Eine vollständige Rückkehr ist strukturell ja ohnehin nicht sinnvoll, denn wir haben es mit großen Umbrüchen und Transformationsprozessen zu tun. Nehmen Sie die Digitalisierung, deren Chancen wir in der Krise haben erleben können, und die Klimakrise, die uns noch vieles abverlangen wird. Dieses Jahr kann also im besten Sinne ein Jahr des Aufbruchs werden. Das ist zumindest die Hoffnung, die man haben kann.

Das vollständige Interview und welche Maßnahmen Unternehmen einleiten sollten, um in der Zukunft auf ähnliche Herausforderungen wirksam reagieren zu können, lesen Sie in markenartikel 1-2/2021. Hier geht es zur Bestellung.



zurück

(vg) 11.02.2021



zurück

vg 11.02.2021