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Der Purpose des Purpose


Marle Janßen ist Executive Strategy Director & Associated Partner bei Mutabor - Quelle: Mutabor

Man kommt nicht mehr drumrum. Ob als Unternehmen, als Marke oder sogar als Mensch. "Was ist dein Purpose?", fragen Transformationsbegleiter:innen, Marken-Literatur-Macher:innen und sendebewusste Life-Coaches. Was steckt eigentlich hinter diesem Anglizismus, der sich gar nicht so einfach ins Deutsche übersetzen lässt? Ist die Omnipräsenz gerechtfertigt? Und muss der Purpose die Antwort geben, wie man die Welt zu einem besseren Ort macht? Fragen, zu denen man viele Antworten findet. Marle Janßen, Executive Strategy Director & Associated Partner bei Mutabor, hat ihre einmal aufgeschrieben:

"Ich bin ein Wortherkunfts- und Definitionsmensch und nähere mich eigentlich jedem Thema einmal über diese vermeintlich nüchternen Ebenen. Um das auch beim Thema Purpose tun zu können, springen wir ins Englische. Und direkt weiter ins Französische. Denn der englische Bergiff Purpose lässt sich auf das altfranzösische Verb 'porposer' zurückführen. Purpose ist der Herkunft nach also schon mal etwas Aktives. Die wussten wohl schon damals: Machen und nicht nur reden!

Da es für das Wort Purpose gleich mehrere deutsche Übersetzungen gibt, bleiben wir für die Definitionsebene auch im Englischen: "The reason for which something is done or created or for which something exists" (Oxford Dictionary). Ein Purpose gibt also Aufschluss über die übergeordnete Intention. Ja, aber von was denn eigentlich?

Bevor ich jetzt Richtung Unternehmen und Marken abbiege, einmal aus Interesse eine direkte Frage an die Leser:innen: Braucht ein Mensch einen eigenen Purpose? Ich persönlich finde die Aufforderung, den eigenen Purpose zu finden, wenig sinnvoll. Zu Krisenzeiten schon gar nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ja, man muss sich gerade ganz dringend bewusst machen, was man für das eigene Leben möchte. Worin man Sinn erfährt. Was und wer einem wichtig ist. Und gleichzeitig sollte man sich in unbestimmten Zeiten doch nicht damit stressen, etwas Unlösbares zu formulieren. Denn ich frage mich tatsächlich: Was soll das sein, die eigene übergeordnete Intention? Da können doch nur unbefriedigende Floskeln entstehen. Und wenn ich mich an die Definition oben halte, müsste ich eh in Richtung meiner Eltern schauen. Aber vielleicht auch nicht – schließlich bin ich kein 'Something'.

Nun aber zu Unternehmen und Marken. Da ist die Frage nach der übergeordneten Intention schon deutlich angebrachter. Denn die Konsument:innen und vor allem die jüngeren Generationen werden kritischer und formulieren deutlich die Erwartungshaltung, dass Unternehmen und Marken für etwas einstehen. Der Abgleich der eigenen Zukunftsvorstellung mit den Intentionen von Unternehmen und Marken wird immer ausschlaggebender.

Ich persönliche finde aber eine andere Zielgruppen-Perspektive die entscheidendere, wenn es um die Frage geht, ob und wofür es einen Purpose braucht. Und das ist die der Mitarbeiter:innen. Die, die ein Unternehmen, eine Marke erst ermöglichen – da kann noch so viel künstliche Intelligenz und Automatisierung einziehen.

Mir geht es nicht darum, Unternehmen eine Strategie für Gewinnmaximierung zu geben. Sondern mir geht es darum, dass es jeder Mensch verdient hat, in der eigenen Arbeit Sinn und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Und das passiert, wenn man die Intention eines Unternehmens oder eine Marke versteht, teilt und sich damit verbinden kann. Dann sind wir erfüllter, glücklicher, ausgeglichener und auch gesünder. Ich finde, diese Verantwortung haben Unternehmen und Marken. Es ist ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die eigenen Mitarbeiter:innen ein erfülltes Leben leben können.

Und damit schließt sich der Kreis. Denn so tragen Unternehmen und Marken dazu bei, dass die Welt ein besserer Ort wird. Und dass sie selbst von motivierten, gesunden Mitarbeiter:innen profitieren, muss ich wohl kaum erwähnen.

Bevor wir nun zum Ende kommen – was soll denn jetzt im Purpose stehen? Na, ganz einfach: Die übergeordnete Intention, warum es das Unternehmen oder die Marke gibt. Aber bitte ehrlich und konkret bleiben. Formuliert den Purpose nicht für Marketing oder einen CSR-Report, sondern für die eigenen Mitarbeiter:innen. Haltet ihn nicht stolz nach außen, sondern befähigt eure Mitarbeiter:innen ihn zu leben. Dann macht ihr die Welt zu einem besseren Ort – nicht indem ihr im Purpose formuliert, dass ihr es tut."



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vg 02.09.2021