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Inflation

Energieintensive Unternehmen planen enorme Preiserhöhungen

Quelle: S. Hofschlaeger/pixelio.de

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Unternehmen in Deutschland rechnen auch im kommenden Jahr mit einer konstant hohen Inflation von über zehn Prozent. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Preisgestaltung: In den kommenden zwölf Monaten planen laut einer Meldung der Universität Mannheim insbesondere Unternehmen aus energieintensiven Industrien, ihre Preise deutlich zu erhöhen – im Schnitt um 16,7 Prozent. Die höheren Inflationserwartungen beeinflussen somit den tatsächlichen Inflationsverlauf erheblich.

Das sind Erkenntnisse des Oktober-Berichts des German Business Panel (GBP), das monatlich mehr als 800 Unternehmen zur Unternehmenslage in Deutschland befragt. Das GBP ist ein langfristiges Befragungspanel des DFG-geförderten überregionalen Projektes Accounting for Transparency.

Während die Bundesbank noch im Juni für 2023 mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 4,5 Prozent rechnete, sehen die Erwartungen der Unternehmen in Deutschland demnach aktuell gänzlich anders aus. Diese rechnen auch für das kommende Jahr damit, ihre Preise um mehr als zehn Prozent zu erhöhen. Als Hauptgrund geben die befragten Unternehmen die steigenden Energie- und Materialkosten (70 Prozent) sowie die steigenden Lohnkosten (64 Prozent) an. Getrieben werden die Preiserhöhungen vor allem von den energieintensiven Branchen.

"Diese Branchen streben mit den Preiserhöhungen vor allem einen Ausgleich der massiv gestiegenen Beschaffungskosten an. Auf diese Weise geben sie wiederum den Kostendruck nicht nur an Verbraucher weiter, sondern auch an andere Unternehmen, die auf Zulieferer aus den energieintensiven Branchen angewiesen sind", erklärt Prof. Dr. Jannis Bischof, Projektleiter des GBP und Inhaber des Lehrstuhls für ABWL und Unternehmensrechnung an der Universität Mannheim.

Gehen Unternehmen von weiter steigenden Preisen aus, neigen sie häufiger dazu, selbst ihre Preise zu erhöhen. Das zeigen auch die aktuellen GBP-Daten. Denn über alle Branchen hinweg plant mehr als die Hälfte der Unternehmen, ihre Preise deutlich häufiger anzupassen.

"Die Preiserhöhungen finden etwa 1,7 mal schneller als in der Vergangenheit statt. Dies bedeutet, dass sich etwa 60 Prozent eines plötzlichen Anstiegs der Preiserwartungen, ausgelöst beispielsweise durch Kriegsgeschehnisse, direkt auf die gegenwärtige Inflation überträgt", erklärt Prof. Dr. Davud Rostam-Afschar, akademischer Leiter des GBP an der Universität Mannheim.

70 Prozent der Unternehmen in Deutschland wollen Preise erhöhen

Aktuell planen rund 70,2 Prozent der Unternehmen in Deutschland, ihre Preise innerhalb der kommenden zwölf Monate zu erhöhen. In den energieintensiven Industrien (verarbeitendes Gewerbe und Handel) sind es sogar 77 Prozent und auch die Corona-Krisenbranchen (Gastgewerbe und Gastronomie) liegen mit 71,4 Prozent leicht über dem Durchschnitt. Während energieintensive Unternehmen ihre Absatzpreise deutlich (16,7 Prozent) innerhalb der kommenden zwölf Monate erhöhen wollen, scheinen Gastgewerbe und Gastronomie Kostenerhöhungen nicht im gleichen Maße an ihre Kunden weitergeben zu können. Sie planen mit einer Preiserhöhung um durchschnittlich 9,6 Prozent und liegen damit deutlich unter dem Durchschnitt (13,4 Prozent).

Wie hoch die Kostenunsicherheit ist, zeigt sich dadurch, dass nur etwa 40 Prozent der Unternehmen von einem Rückgang der Inflation im Jahr 2023 ausgehen. Dagegen sieht die Mehrheit der Unternehmen die hohen Inflationsraten nicht als vorübergehendes Phänomen. Dementsprechend unterscheiden sich die geplanten Preiserhöhungen für diese Gruppen deutlich. Das zeigen die Daten des GBP: Wird mit einer dauerhaften Preissteigerung gerechnet, wird im Mittel mit Preiserhöhungen von 15,2 Prozent in den nächsten zwölf Monaten geplant. Demgegenüber liegt die durchschnittliche Preiserhöhung bei 10,8 Prozent, wenn ein Rückgang der Inflationsrate im Jahr 2023 erwartet wird.

"Nicht nur die Höhe der Kostenschocks, sondern auch deren Langfristigkeit ist also entscheidend", so Rostam-Afschar. "Kurzfristig sind daher Kostenerleichterungen für Unternehmen unter der Bedingung, dass Preise nicht erhöht werden, sinnvoll. Parallel müssen aber schnellstmöglich Wege gefunden werden, hohe Kosten zu umgehen und die Kostenunsicherheit zu verringern."

Weitere Informationen zum GBP-Monitor gibt es als pdf-Download.

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sl 21.10.2022