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In Deutschland gründen immer noch deutlich weniger Frauen als Männer

In Deutschland gibt es wenige Gründerinnen (Quelle: Global Entrepreneurship Monitor)
In Deutschland gibt es wenige Gründerinnen (Quelle: Global Entrepreneurship Monitor)

Auf eine Gründerin kamen in Deutschland 2018 exakt zwei Gründer. Das zeigt der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018/2019, den das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover durchführt. Die Daten der repräsentativen Bevölkerungsbefragung zeigen, dass 2018 in Deutschland lediglich 3,3 Prozent der Frauen während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder sich in der Vorgründungsphase befinden. Im Vergleich dazu lag diese Quote unter den Männern bei 6,6 Prozent.

Hemmende Faktoren für Gründerinnen

Doch warum gibt es in Deutschland nur halb so viele weibliche wie männliche Gründer? Die gute konjunkturelle Lage und die damit verbundenen attraktiven Angebote auf dem Arbeitsmarkt, der demographische Wandel sowie die insgesamt geringe Gründungsneigung in Deutschland sind nur einige von vielen Ursachen, warum sich nur verhältnismäßig wenige Personen dazu entscheiden, ihr eigener Chef zu werden.

Darüber hinaus gibt es laut GEM noch weitere hemmende Faktoren, die in erster Linie Gründerinnen betreffen: Lediglich 36 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Experten sagen, dass in Deutschland eine gute soziale Infrastruktur mit ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder existiert. Daher haben insbesondere Frauen häufig Schwierigkeiten, das private und berufliche Leben unter einem Hut zu bekommen. Aus Angst vor dieser Unvereinbarkeit von Kind und Karriere entscheiden sich viele Frauen daher gegen den Schritt in die Selbstständigkeit. Zudem umwerben viele etablierte Unternehmen derzeit potenzielle Mitarbeiterinnen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten und hohen Gehältern.

Die Start-up-Szene in Deutschland – und vor allem der Investorenbereich – sind immer noch von Männern dominiert. Zudem sind manche Investoren eher zurückhaltend, wenn es um die Finanzierung von Gründungen durch Frauen geht. Und ähnlich wie bei den Gründungen sind Frauen auch bei Investitionen eher zögerlich. Somit ist die Zahl der Frauen, die sich in der Start-up-Szene als Investoren betätigen, sehr gering.

Ein weiterer Grund für die geringere Gründungsquote von Frauen liegt darin, dass viele Start-ups aus technischen Studiengängen heraus gegründet werden, da diese ein gutes Umfeld für die Entwicklung technologieintensiver Geschäftsideen bieten. Und das in doppelter Hinsicht: Frauen belegen zum einen deutlich seltener MINT-Studiengänge und zum anderen versuchen viele große IT-Konzerne, mehr Frauen einzustellen, was ihre Arbeitsmarktaussicht für eine abhängige Beschäftigung besonders attraktiv macht.

In Chile und Kanada ist die Gründungsquote von Frauen am höchsten

Laut der GEM-Studie 2018/2019 ist der Gründeranteil von Frauen in Chile mit 21,2 Prozent am höchsten im Vergleich zu 17 ausgewählten und gut mit Deutschland vergleichbaren Volkswirtschaften mit hohem Einkommen. Dahinter folgen auf Platz zwei und drei Kanada (17,0 Prozent) und die USA (13,6 Prozent). In den Ländern, in denen anteilig besonders viele Frauen ein Unternehmen gründen, ist die Gründungsquote auch absolut betrachtet sehr hoch. Lediglich in Italien machen sich mit 2,8 Prozent noch weniger Frauen selbstständig als in Deutschland.

So kommt Deutschland zu mehr Gründerinnen

Was ist in Deutschland zu tun, damit Frauen verstärkt gründen? Eine breit und früh angelegte Förderung des allgemeinen Gründerspirits sollte schon in der Schule vermittelt werden, so ein Fazit des GEM. Ein weiterer Ansatzpunkt, auch technologieintensive und somit häufig besonders wachstumsstarke Gründungen durch Frauen zu fördern, wäre, mehr Frauen für die sogenannten MINT-Studiengänge zu begeistern. Auch können geeignete Rollenvorbilder von Frauen aus der Gründerszene unterstützend wirken. Über Geschichten erfolgreicher Frauen muss noch öfter berichtet werden.

Auch strukturelle Verbesserung sind laut Studie von essentieller Bedeutung. Zum Beispiel gibt es keine Elternzeit und keinen Mutterschutz für Selbstständige. Um diesem Dilemma zu entgegnen, könnte der systematische Ausbau von Infrastrukturleistungen – beispielsweise durch Bereitstellung von Betreuungsplätzen durch Kitas, Tagesmütter und Ganztagschulen sowie Anpassung der Elterngeldregelungen – hilfreich sein.

Der GEM Länderbericht Deutschland 2018/2019 steht hier zum Download zur Verfügung.

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(vg) 16.01.2020



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vg 16.01.2020