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Ökonomische Unsicherheit beeinflusst Wahlentscheidung zugunsten von Populisten

Verunsicherung, Abstiegsängste und Zukunftssorgen sind ein wichtiger Faktor bei der Wahl rechtspopulistischer Parteien, wie verschiedene soziologische Studien gezeigt haben. In Ostdeutschland ist die politische Unzufriedenheit dabei deutlich stärker ausgeprägt als in den alten Bundesländern. Dabei spielen nicht nur eher abstrakte Gefühle wie "mangelnder Anerkennung" oder das Thema Migration eine Rolle, sondern sehr stark auch konkrete ökonomische Unsicherheitserfahrungen. Diese nämlich reichen deutlich weiter als in Westdeutschland, zeigt eine aktuelle Analyse von Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, Soziologin an der Universität Paderborn: Während sich im Westen vor allem un- und angelernte Beschäftigte große Sorgen um ihre berufliche und soziale Zukunft machen - und zugleich überdurchschnittlich häufig rechte Parteien wählen -, trifft das in den neuen Bundesländern auch auf Berufsgruppen mit mittlerem Status wie Facharbeiterinnen und Facharbeiter oder Angestellte mit mittlerem Bildungsabschluss ("Semi-Professionen") zu.

Beispielsweise machen sich Facharbeiter im Osten doppelt so häufig große Sorgen um ihre Arbeitsplatzsituation wie Facharbeiter im Westen (11,9 Prozent Ost, 6,2 Prozent West). Kohlrauschs Auswertung beruht auf einer repräsentativen Befragung zu "sozialen Lebenslagen", für die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zwischen 2017 und Anfang 2019 in mehreren Wellen 4892 Wahlberechtigte in Deutschland interviewt wurden.

Angesichts der Transformationserfahrungen der vergangenen Jahrzehnte sorgt die Aussicht auf künftige Umwälzungen, etwa im Zuge der Digitalisierung, nach Kolrauschs Analyse unter ostdeutschen Beschäftigten mit mittlerer Qualifikation für besonders große Verunsicherung. So glauben im Osten deutlich weniger Facharbeiter oder Angehörige der "Semi-Professionen" als im Westen, der technische Wandel werde ihren Arbeitsplatz sichern. Solche Verunsicherungen gehen wiederum einher mit einer erhöhten Neigung, Rechtspopulisten zu wählen.




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tor 02.09.2019