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Wirtschaft in Deutschland sieht sich agiler als sie handelt

Die meisten Unternehmen in Deutschland haben erkannt, dass sie schneller und beweglicher werden müssen, um sich den veränderten Marktbedingungen besser anpassen zu können. Gewohnte Entscheidungsstrukturen funktionieren nicht mehr. Agilität steht deshalb auf der Agenda deutscher Führungskräfte weit oben, um schneller auf Kundenbedürfnisse und neue Wettbewerber zu reagieren. Acht von zehn Managern halten die Einführung passender Methoden und Strukturen für sinnvoll, sieben von zehn bewerten das eigene Unternehmen bereits jetzt zumindest für durchschnittlich agil.

Schau man indes genauer hin, zeigt sich, dass sich rein klassisch hierarchische Führungsmodelle noch in jedem vierten Unternehmen finden. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Das sind die Ergebnisse der Studie 'Potenzialanalyse agil entscheiden' von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut.

Entscheidungsdruck, Geschwindgkeit und Komplexität steigen

Durch die globale Vernetzung und das Tempo der technologischen Entwicklung steigen demnach der Entscheidungsdruck und die Komplexität, mit der sich Manager im Tagesgeschäft auseinandersetzen müssen. 60 Prozent der Führungskräfte geben an, dass sie Entscheidungen heute schneller treffen als noch vor fünf Jahren, so die Studie. Rund jeder Zweite (49 Prozent) muss zudem auch häufiger entscheiden.

Bei den Absichten, agiler zu entscheiden, spielen vor allem neue Anforderungen auf Kundenseite eine Rolle. So streben zwei von drei Führungskräften (63 Prozent) nach mehr Agilität, um schneller und individueller auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) will konkurrenzfähig bleiben oder die eigene Innovationskraft stärken (48 Prozent).

Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Grundsätzlich sehen sich die meisten Entscheider in punkto Agilität schon ganz gut aufgestellt. Im Vergleich zum Wettbewerb bewerten 44 Prozent der Befragten das eigene Unternehmen als durchschnittlich, 27 Prozent sogar als überdurchschnittlich agil.

Beim Blick auf konkrete Veränderungen klaffen allerdings Wunsch und Wirklichkeit an vielen Stellen noch auseinander. Der Einsatz agiler Methoden wie Scrum und Kanban ist beispielsweise nicht flächendeckend. Ein Viertel aller Unternehmen nutzt gar keine agilen Methoden, und erst 14 Prozent verfügen über ein rein agiles Führungsmodell.

Mitarbeiter sollen selbständiger entscheiden

Als Voraussetzung für eine agile Organisation zählen Entscheidungsautonomie der Mitarbeiter, eine Unternehmenskultur, die Fehler verzeiht und flache Hierarchien. Das ist den meisten Entscheidern bewusst. Neun von zehn Führungskräften erklären, dass sie ihre Mitarbeiter ermutigen, schnell und selbständig zu entscheiden. 74 Prozent sagen, dass in ihrer Organisation Fehlentscheidungen genutzt werden, um daraus zu lernen. Nur sechs Prozent erklären, dass in ihrem Unternehmen Fehlentscheidungen sanktioniert werden.

Dennoch ist bei 28 Prozent das Führungsmodell von Unternehmen klassisch hierarchisch aufgebaut, weitere 19 Prozent pflegen einen partizipativen Führungsstil, 39 Prozent der Befragten bezeichnen den Führungsstil in ihrem Unternehmen als Mischform. Nicht einmal jedes dritte Unternehmen (30 Prozent) arbeitet aktuell am Abbau von Hierarchien.

Entscheider verlassen sich auf Erfahrungsschatz aus der analogen Welt

Die Befragten nutzen auch nicht das volle Potenzial digitaler Technologien. Klassische ERP-Systeme unterstützen in 54 Prozent der Unternehmen die Entscheidungsfindung, ein Viertel nutzt Big-Data-Lösungen (26 Prozent). Deutlich seltener kommen Predictive Analytics (15 Prozent), Collaboration Tools (14 Prozent) oder künstliche Intelligenz (9 Prozent) zum Einsatz.

Lieber als auf Technik und Daten verlassen sich Führungskräfte in Deutschland noch immer auf ihre Erfahrung und treffen Entscheidungen vielfach rein intuitiv. Neun von zehn Führungskräften geben an, dass ihre Entscheidungen stark (48 Prozent) oder sogar sehr stark (42 Prozent) auf Erfahrung und Intuition beruhen.

Über die Studie

Für die Studie 'Potenzialanalyse agil entscheiden' hat das F.A.Z.-Institut im Auftrag von Sopra Steria Consulting im Februar 2018 mehr als 300 (n=302) Geschäftsführer, Vorstände, und Führungskräfte von Finanzdienstleistern, Energie- und Telekommunikationsunternehmen, aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Öffentlichen Verwaltung befragt.


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vg 18.04.2018