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Geschlechtervielfalt in Chefetagen erhöht Innovationsstärke

Eine hohe Erwerbsquote von Frauen steigert die Gesamtbeschäftigung und damit die Innovationskraft eines Landes. Das belegt die Studie 'The Mix That Matters: Innovation Through Diversity' der Boston Consulting Group (BCG) und der Technischen Universität München (TUM). Im globalen Vergleich liegt Deutschland mit einer Frauenerwerbsquote von knapp 70 Prozent nur im Mittelfeld und nutzt sein Innovationspotenzial nicht vollständig. Spitzenreiter in Sachen Innovation sind Länder wie Schweden mit überdurchschnittlich vielen erwerbstätigen Frauen.

"In Deutschland sind die Hürden für die Erwerbstätigkeit von Frauen nach wie vor zu hoch. Wir lassen dadurch wertvolles Innovations- und Wachstumspotenzial für die Wirtschaft brachliegen und bieten Frauen weniger Berufschancen als viele andere europäische Länder", erklärt dazu Rocío Lorenzo, Partnerin bei BCG und eine der Studienautorinnen.

Schweden an der Spitze der Frauenerwerbsquote

Auch bei der Gehaltsgleichheit der Geschlechter und dem Anteil von Frauen in Führungspositionen erreicht Deutschland nur mittelmäßige Werte. Im Gesamtvergleich der Arbeitsmarktsituation für Frauen landet Deutschland auf Rang 10 und liegt weit hinter den Top-Performern Schweden (Rang 1), Island (Rang 2) und Norwegen (Rang 3). Die Ergebnisse basieren auf einer BCG-Analyse von insgesamt 15 Ländern.

Skandinavien Vorbild bei Frauenförderung

Andere Länder, allen voran die fünf skandinavischen Staaten, machen vor, wie erfolgreiche Frauenförderung zugunsten von Innovation und Wachstum funktioniert. Norwegen, Island, Schweden, Finnland und Dänemark überzeugen durch ihre politischen Rahmenbedingungen, ihre Infrastruktur und ihre Grundeinstellung zum Thema Erwerbstätigkeit von Frauen. Sie sind Vorreiter bei Gehaltstransparenz, breiter Umsetzung von Frauenquoten, Einbindung von Männern in die Kinderbetreuung oder Dichte an Betreuungsplätzen. In Schweden müssen Unternehmen regelmäßig Gehaltsumfragen durchführen. In Dänemark können sich Kommunen um zusätzliches Geld für die Einstellung von Betreuungskräften bewerben, um die Kinderbetreuung zu verbessern.

"Politische Besonderheiten wie Ehegattensplitting, aber auch das Betreuungsgeld und traditionelle Rollenbilder für Männer und Frauen schwächen die Wirtschafts- und Innovationskraft unserer Ökonomie", sagt Professor Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München und Koautorin der Studie. "Solange sich die Bedingungen in Politik und Gesellschaft nicht deutlich verbessern, laufen zusätzliche Förderinitiativen der Wirtschaft wie etwa Mentorenprogramme oft ins Leere."

Innovationskraft steigt mit weiblichen Führungskräften

Unternehmen, in denen Frauen mehr Führungspositionen bekleiden, entfalten Innovationskraft. Ein deutlicher Innovationsschub durch Frauen ist aber erst ab einem Frauenanteil von 15 bis 20 Prozent im Management sichtbar. Das ergab eine Erhebung, für die 171 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus verschiedenen Branchen zur Vielfalt ihrer Belegschaft und zur Innovation bei Produkten und Services befragt wurden. Unternehmen mit einem Frauenanteil in den Führungsetagen, der über dem genannten Schwellenwert liegt, sind deutlich innovativer. Der Umsatzanteil von innovativen Produkten lag bei den Top-Performern um durchschnittlich 35 Prozent höher als bei den Schlusslichtern im Hinblick auf den Frauenanteil.

"Geschlechtervielfalt in der Führungsetage ist entscheidend für die Innovationsstärke eines Unternehmens", stellt BCG-Partnerin Rocío Lorenzo fest. "Deutschland sollte dieses Potenzial viel stärker nutzen und wesentlich konsequenter Barrieren abbauen, die sich gegen mehr Frauen im Arbeitsleben und mehr Frauen in Führungspositionen auswirken."

Frauenförderung in Politik und Gesellschaft vorantreiben

Frauenförderung könnte ein staatlicher Hebel sein, um die Qualifizierung von Mitarbeitern langfristig voranzutreiben, heißt es in der Studie: Die Politik sollte bessere Anreize für den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen setzen, unter anderem durch Abschaffung von Ehegattensplitting und Betreuungsgeld, den Ausbau der Ganztagsbetreuung und die Schaffung finanzieller Anreize für Familienteilzeit. Es brauche klare politische und unternehmensinterne Regelungen, die Gehaltstransparenz und gleiche Bezahlung von Männern und Frauen sicherstellten. Für die notwendige kulturelle Weiterentwicklung müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Chancengleichheit stärker fördern und moderne Rollenbilder aktiv vorleben, so die Studienautoren.



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rh 17.01.2017