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Produkt- und Markenpiraterie: Angebot besser eindämmen

Der Zoll hat im vergangenen Jahr gefälschte Waren im Wert von 180 Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen. Im Vorjahr 2015 betrug dieser noch 130 Millionen Euro. Dabei sank zwar sank die Zahl der Beschlagnahmen auf 21.229 einzelne Aufgriffe und etwa 3,6 Mio. beschlagnahmte Artikel. Insgesamt zeigt der über dem Vorjahr liegende Wert der Waren jedoch, dass es immer häufiger zu Fälschungen hochpreisiger Markenware kommt.

Das zeigt die Jahresbilanz des Zolls für das Jahr 2016, die Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble und Uwe Schröder, Präsident der Generalzolldirektion, heute (4.4.) vorgestellt haben. Demnach wurden an den deutschen Außengrenzen speziell im Beauty-Bereich Körperpflegeprodukte im Wert von 41,84 Mio. Euro sichergestellt. Die Anzahl beschlagnahmter Waren stieg um 20,5 Prozent auf 646.170 Stück. 51,7 Prozent der gefälschten Beautyprodukte kommen aus China, gefolgt von Hongkong mit 15,2 Prozent.

VKE und APM fordern: Verkaufsplattformen in die Pflicht nehmen
 
"Der dramatische Anstieg der Beschlagnahmezahlen belegt zwar einerseits die weiter optimierte Zusammenarbeit von Zoll und Industrie bei der Verfolgung der Markenpiraten, zeigt aber anderseits die erhebliche Dimension des Problems", sagt Martin Ruppmann, Geschäftsführer VKE-Kosmetikverband, Berlin. "Produktpiraterie ist ein relativ risikoloses, äußerst einträgliches Geschäft und wird daher insbesondere im Internet mit hoher krimineller Energie betrieben. Dies macht der Anteil des Postverkehrs in Höhe von 36,8 Prozent bei den Beschlagnahmen deutlich."

Gerade gefälschte Kosmetik werde häufig über das Internet via Paketdienstleister direkt an die Konsumenten geliefert. "Und die Verkaufsplattformen oder Marktplätze verdienen dabei munter mit, entziehen sich aber bislang weitgehend ihrer Verantwortung und genießen in Europa sogar umfassende Privilegien", erklärt Ruppmann. "Im Rahmen der Entwicklung einer Digitalen Binnenmarktstrategie ist der europäische Gesetzgeber daher jetzt dazu aufgefordert, Internetplattformen für verbraucherschützende Maßnahmen in die Pflicht zu nehmen."

Dass das Geschäftsmodell der Fälscher an Attraktivität verlieren muss, um die derzeitige Flut an Fälschungen einzudämmen, meint auch Volker Bartels, Vorstandsvorsitzender des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM), Berlin. "Man kann diese Aufgabe nicht einfach auf die geschädigten Unternehmen und Verbraucher abwälzen. Handelsplattformen im Internet und andere sogenannte Intermediäre verdienen indirekt mit an Produktpiraterie. Sie müssen konsequenter dafür sorgen, dass ihre Dienste nicht zum Vertrieb gefälschter Waren missbraucht werden", fordert er.

 






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vg 04.04.2017