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Stagnation bei Frauenquote der DAX 30-Aufsichtsräte

Erstmals seit 2010 ist die Frauenquote in den DAX 30-Aufsichtsräten nur unwesentlich auf 29,1 Prozent bei den Aktionärsvertretern gestiegen. Dieses Jahr zogen zwei Deutsche und fünf Ausländerinnen mit Top-Management-Erfahrung in diese wichtigen Gremien ein. Es handelt sich dabei um Sophie Bossard (Allianz), Colleen Goggins (Bayer), Hong Chow (Beiersdorf), Géraldine Picaud (Infineon), Renata Jungo Brüngger (MunichRe), Monika Kirchner sowie Ute Gerbaulet (beide RWE). Insgesamt wurden 17 Aufsichtsräte ersetzt. Im Vorjahr lag diese Zahl noch bei 39 Kapitalvertretern.

Das zeigt  die 7. Ausgabe der 'DAX 30-Aufsichtsratsstudie' der Personalberatung Russell Reynolds Associates, München. In dieser werden seit 2011 die Veränderungen in den Aufsichtsräten der dreißig größten börsennotierten Konzerne Deutschlands erhoben. Der Frauenanteil bei den neu gewählten Aufsichtsräten liegt damit bei 41 Prozent - verglichen mit noch 46 Prozent in 2016. Nach den Hauptversammlungen 2017 erfüllen wie im Vorjahr 21 der 30 Aktionärsvertretungen die vom Gesetzgeber für 2020 festgelegte Frauenquote von 30 Prozent. 2015 lag diese Zahl noch bei mageren 13 Konzernen.

HeidelbergCement ist beim Frauenanteil das Schlusslicht

HeidelbergCement bildet mit einem Frauenanteil von lediglich 17 Prozent weiterhin das Schlusslicht in der ersten deutschen Konzernliga - sowohl auf Aktionärsvertreterseite als auch bei den Arbeitnehmervertretern. Die Unternehmen Continental, Deutsche Lufthansa sowie Thyssen Krupp liegen mit 20 Prozent bei den Aktionärsvertretern nur geringfügig besser. Basierend auf den regulär auslaufenden Mandaten und bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben schließen die beiden Letztgenannten in 2018 auf. Weitere fünf Gremien könnten bis 2019 die Quote erreichen. Bei Henkel und Infineon (je 25% Frauenquote) stehen die nächsten Wahlen jedoch erst 2020 an.

Siemens, Deutsche Bank, E.ON und MunichRe an der Spitze des Rankings

Die beste Bewertung im Russell Reynolds-Ranking 2017 erhalten mit einer Gesamtnote von 1,5 die Aufsichtsräte von Siemens und Deutsche Bank; gefolgt von E.ON und Munich Re mit der Note 1,7. Letztere stand im vergangenen Jahr noch auf Rang 15 mit 2,4 und ist damit der größte Aufsteiger. Die schlechteste Note erhielten - nicht zuletzt wegen fehlender internationaler Erfahrung und der niedrigen Frauenquote - die vier DAX 30-Player Deutsche Börse, HeidelbergCement, RWE sowie Thyssen Krupp mit einer 3,0.

2018 und 2019 laufen viele Mandate aus


Eine der Erkenntnisse der Russell Reynolds-Studie: Es wird knapp bei den Neubesetzungen von Aufsichtsräten. 2018 und 2019 sind 'Superwahljahre'. So laufen bei 18 Unternehmen des DAX 30 - also 60 Prozent - die Mandate der Vorsitzenden aus. Beispiele hierfür sind etwa die Deutsche Telekom, Siemens und Lufthansa nächstes Jahr oder Adidas, Beiersdorf und BASF im Folgejahr.

Zugespitzt wird dieses durch die aktuelle Altersstruktur: 16 der in 2018 auslaufenden Aufsichtsratsmandate halten 70+ Jährige. "Durch die geltenden Altersgrenzen kommt es zwangsläufig zu einem Generationswechsel. In den Superwahljahren 2018/19 stehen 166 Mandate in den DAX 30-Kontrollgremien zur Wahl - fast zwei Drittel. Für den MDAX sind es sogar 174 - auch hier mehr als die Hälfte", so Jens-Thomas Pietralla, Managing Director sowie Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates.

Noch fehlen internationale Impulsgeber in deutschen Aufsichtsräten

Der Anteil internationaler Aufsichtsräte bei den Nachrückern lag im Untersuchungszeitraum bei 59 Prozent. Damit ist die Internationalisierung des DAX 30 erstmals nach drei Jahren leicht gestiegen - allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

"Der Anteil nichtdeutscher Aufsichtsräte liegt nun bei 29 Prozent. Im Vorjahr lag dieser bei 27 Prozent. Aber nur zwei Prozent stammen aus den Wachstumsregionen ausserhalb Europa oder den USA. Zum Vergleich: Allein bei drei der größten Schweizer Unternehmen liegt dieser Anteil bei 22 Prozent", so Thomas Tomkos, Managing Director, Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates. "Perspektivendiversität, kulturelle Vielfalt und das Einbinden internationaler Aspekte sind im Zeitalter der Globalisierung ein Sine-qua-non. Hier bewegen sich die DAX 30-Aufsichtsräte jedoch keinen Schritt weiter - ob bewusst, oder unbewusst. Es ist verwunderlich, dass einzig Baader Mohammad Al Saad - quasi 'entsandt' von Schlüsselaktionär Kuwait - bei Daimler aus dem außereuropäischen Raum hinzugekommen ist."

Höchsten Internationalisierungsanteil weist die Deutsche Bank auf

Allerdings gibt es auch positive Ausnahmen. Den höchsten Internationalisierungsanteil weist die Deutsche Bank mit 70 Prozent auf, gefolgt von Fresenius Medical Care (67 %), Volkswagen (60 %) sowie Allianz, Daimler und Deutsche Börse (je 50 %).

Österreich stellt weiterhin das größte Ausländerkontingent mit 19 Aktionärsvertretern (Vorjahr: 17), gefolgt von den USA (13), UK und Frankreich (je 8).

Mangelnde Digitalkompetenz gefährdet digitale Transformation

Ein weiteres Ergebnis der Russell Reynolds-Studie: Es kam nur ein einziger 'Digital Director' dazu. Der Neue in diesem Jahr: Gerhard Eschelbeck, Vice President Security & Privacy Engineering bei Google. Mit ihm zieht ein ausgewiesener Cyber Security-Experte in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein. Damit stagniert die Digitalkompetenz in den DAX 30-Boards (d.h. mindestens ein Aufseher mit ausgewiesener Digitalkompetenz) bei 40 Prozent.

"Unsere Studie belegt eindrucksvoll, dass das DAX 30-Segment den Herausforderungen der digitalen Transformation und den damit verbundenen Disruptionen noch immer zu wenig entgegenzusetzen hat. Wie kann es sein, dass zwar in jedem Aufsichtsrat ein Finanzexperte sitzt und in 80 Peozent ein Rechtsexperte, aber nur in jedem Vierten ein Stratege für Digitalstrategie?", so Tomkos.


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vg 14.06.2017