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DIW, ifo und RWI warnen Folgen des Coronavirus für die Wirtschaft

Das Coronavirus stellt die Unternehmen hierzulande vor große Herausforderungen. Aufgrund fehlender Vorleistungsgüter und weil der Arbeitsalltag vielerorts nicht wie gewohnt vonstattengehen kann, müssen sie oftmals ihre Produktion zurückfahren oder sogar einstellen. Zudem gibt es einen erheblichen Rückgang der Nachfrage nach Dienstleistungen und Investitionsgütern. Die Haushalte schränken ihren Konsum ein.

Der Ausblick auf die künftige konjunkturelle Entwicklung ist deshalb laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin weitaus unsicherer als sonst. Sicher scheine allerdings, dass die deutsche Wirtschaft mindestens in den kommenden beiden Quartalen erheblich in Mitleidenschaft gezogen werde. Wie es danach weitergeht, hänge davon ab, wie bald eine Rückkehr zu normalen wirtschaftlichen Aktivitäten möglich sei.

Deutsche Wirtschaft in der Rezession: Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr zu erwarten (Quelle: DIW Berlin)

'Szenario V': Wirtschaft schrumpft um 0,1 Prozent

Ein Szenario, das einen ähnlichen Verlauf der Virusausbreitung unterstellt wie bei vergangenen Epidemien, ähnelt einem 'V': Nachdem es steil bergab ging, normalisieren sich nach erfolgreicher Eindämmung des Virus die Produktion und der Konsum relativ bald, im aktuellen Fall in der zweiten Jahreshälfte. Selbst in diesem Szenario würde die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr unter dem Strich aber schrumpfen, um 0,1 Prozent. Die Corona-Krise würde in diesem Fall ein um rund 1,3 Prozentpunkte geringeres Wachstum nach sich ziehen.

'Szenario L': langwierige Produktionsstörungen, nachhaltiger Nachfragerückgang

Das Virus könnte zeitlich und räumlich jedoch noch weitaus größere Kreise ziehen, so die DIW-Forscher. Weitere Länder sehen sich womöglich zu weitgehenden Maßnahmen veranlasst, die in vielen Fällen die exportorientierte und offene Volkswirtschaft Deutschlands träfen – selbst, wenn der Höhepunkt der Epidemie hierzulande irgendwann überschritten sein sollte. Die Haushalte und Unternehmen sind nachhaltig verunsichert und stellen Anschaffungen weiter zurück. Dies würde die Abwärtsdynamik noch beschleunigen und eine wirtschaftliche Erholung verzögern.

Der Verlauf in diesem Szenario entspräche einem 'L': Es geht steil bergab, Produktion und Konsum normalisieren sich nicht, sondern verharren auf dem geringeren Niveau. Die Rezession würde dann erheblich schwerer ausfallen.

"Die Politik sollte jetzt weiter entschlossen handeln: Brücken mit Liquiditätshilfen und Kurzarbeit bauen, die Bereitschaft für einen erheblichen Nachfrageimpuls erklären und eine Koordination zwischen den Regierungen organisieren", so Claus Michelsen, DIW-Konjunkturchef.

ifo Geschäftsklimaindex: Coronavirus stürzt Deutschland in die Rezession

Auch die Ergebnisse des ifo zeigen, dass sich die Stimmung in den deutschen Unternehmen massiv verschlechtert hat. Der vorläufige ifo Geschäftsklimaindex ist im März auf 87,7 Punkte eingebrochen, nach 96 Punkten im Februar. Dies ist der stärkste Rückgang seit 1991 und der niedrigste Wert seit August 2009. Insbesondere die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate verfinsterten sich wie nie , heißt es. Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage seien deutlich gefallen. Die deutsche Wirtschaft stürze in die Rezession.

"Prognosen darüber, wie tief die Rezession ausfällt, sind derzeit mit extrem hoher Unsicherheit behaftet", sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. "Deshalb ist es sinnvoll, verschiedene Szenarien in den Blick zu nehmen. Das ifo Institut betrachtet ein sehr günstigstes Szenario mit minus 1,5 Prozent Wirtschaftsleistung für das Jahr 2020. Dabei sind aber nur kleinere Einschränkungen in der Industrie berücksichtigt. In einem zweiten Szenario, das größere Produktionseinschränkungen unterstellt, schrumpft die Wirtschaftsleistung um sechs Prozent."

Bei seiner letzten Prognose im Dezember hatte das ifo Institut 1,1 Prozent Wachstum für 2020 erwartet.

"Sowohl die Unsicherheit als auch die Abwärtsrisiken sind sehr groß", so Fuest. "Niemand weiß genau, wie sich die Absagen und Schließungen wirtschaftlich auswirken. Der weitere Verlauf hängt stark von den weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie und von Entscheidungen in anderen Ländern ab. Umso wichtiger ist nun ein massives und gezieltes Gegensteuern von Bundesregierung, EU und Europäischer Zentralbank (EZB). Gleichzeitig müssen dringend Konzepte entwickelt werden, um die Dauer und Intensität des Lockdown zu begrenzen ohne die Bekämpfung der Epidemie zu beeinträchtigen."

RWI-Konjunkturprognose: Corona-Epidemie schwächt deutsche Wirtschaft

Auch das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erwartet gravierende Auswirkungen und senkt aufgrund der Auswirkungen der Corona-Epidemie seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 um knapp zwei Prozentpunkte auf nunmehr -0,8 Prozent, für 2021 erwartet es aufgrund von Nachholeffekten 2,3 statt 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote dürfte 2020 und 2021 trotz des Produktionseinbruchs mit jeweils fünf Prozent stabil bleiben. Die öffentlichen Haushalte dürften bereits ohne Berücksichtigung der umfangreichen Hilfsprogramme im kommenden Jahr ein Minus von sieben Milliarden Euro aufweisen. Insgesamt zeichnet sich für die deutsche Wirtschaft und die Weltwirtschaft durch die Corona-Epidemie vorübergehend ein kräftiger Rückgang der Produktion ab.

"Die Corona-Epidemie wird kurzfristig zu einem kräftigen Rückgang der Produktion in Deutschland führen", erklärt RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt. "Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen sollten wir alles versuchen, um einen größeren Ausbruch erfolgreich zu verhindern, auch wirtschaftlich könnte uns das vor großem Schaden bewahren."








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vg 19.03.2020