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Mode: Umsatzanteil des Onlinehandels steigt bis 2030 auf 50 Prozent

Der Modehandel hat unter der Corona-Krise zu leiden, konnte aber in den vergangenen Jahren ein zwar überschaubares, aber stetiges Umsatzwachstum aufweisen. Dabei steigt vor allem der Umsatzanteil des Onlinehandels. Bereits in zehn Jahren wird der Onlinehandel einen ebenso hohen Marktanteil aufweisen wie Modegeschäfte vor Ort, so eines der Ergebnisse der Studie Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist von KPMG in Kooperation mit dem EHI Retail Institute in Köln. Mit 16,5 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet der Onlinemodehandel 2020 bereits 25 Prozent des gesamten Modeumsatzes von rund 66 Mrd. Euro. Diesen Anteil wird er in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, erwarten die Experten von KPMG und EHI. Die prognostizierten 79,2 Mrd. Euro Jahresumsatz 2030 sollen zu gleichen Teilen auf Online und stationäre Geschäfte entfallen.

Um sich hier richtig zu positionieren, stehen dem Textilhandel neben Flächenreduktionen auch strategische Veränderungen in puncto Nachhaltigkeit und Digitalisierung bevor. Konzepte wie Kreislaufwirtschaft (Recycling) oder auch Re-Commerce (Secondhand) gehören ebenso zu den Ansprüchen der Kundschaft wie ein nahtloses (Kanal-unabhängiges) Einkaufserlebnis oder eine gezielte Kundenansprache, heißt es in der Studie.

Flächenreduktion im Handel um bis zu 70 Prozent

Da der Marktanteil des Online-Modehandels stärker steigt als der des gesamten Modemarktes, wird es zu einem Schereneffekt für den stationären Bekleidungseinzelhandel kommen – sofern sich nicht entscheidende Parameter wie Ladenmieten ändern. Den Fixkostenanteil im stationären Bereich dauerhaft zu senken, kann zu einer Harmonisierung beider Vertriebskanäle führen und massive Kannibalisierungseffekte verhindern, so die Studienautoren. Die Verkleinerung der Handelsflächen wird Kaufhäuser und mehrgeschossige Formate am stärksten treffen.

Die Interviews mit Handelsexperten zeigen, dass der Handel bis zum Jahr 2030 eine Flächenreduktion von etwa 50 Prozent erwartet und antizipiert in der Spitze Schrumpfungen von bis zu 70 Prozent. Die aktuelle Krise bietet dem Modehandel aber auch ein größeres Angebot an attraktiven Mietflächen und damit die Chance, sich durch eine strategische Bereinigung der eigenen Filialnetze, eine Flächenanpassung und eine zielgruppengenaue Ausdifferenzierung der Konzepte – in Verbindung mit smarten digitalen Lösungen – zukunftsfähig aufzustellen, schreiben die Autoren.

Kundschaft wünscht ein zielgruppengerechtes und nahtloses Einkaufserlebnis

Für ein gelungenes Shoppingerlebnis müssen die Innenstädte vital und attraktiv sein und sollten Entertainment bieten, heißt in in der Studie. All das verlangeeine Kooperation aller beteiligten Akteure vor Ort und die Zusammenarbeit mit einer konzeptionell ausgerichteten Stadtentwicklung. Um die individuelle Kundentreue zu erhöhen und echtes Vertrauen aufzubauen, müsse der Modehandel stärker in Emotionalität investieren und IT-Lösungen nutzen. Ob im Laden oder im Netz, die Kundschaft wünsche sich ein zielgruppengerechtes und nahtloses Einkaufserlebnis, was für Handelsunternehmen bedeute, die Systeme geschickt miteinander zu verknüpfen. Auch die Verfügbarkeit und das Auffinden von Kleidungsstücken in der eigenen Größe spielen eine erhebliche Rolle im stationären Modehandel. So geben jeweils 42 Prozent der Kundschaft an, dass sie öfter stationär einkaufen würden, wenn dies gesichert wäre.

Bei aller technologischer Unterstützung: Der Mensch bleibt wichtigster Faktor im Handel, hierüber sind sich 88 Prozent einig. Für 60 Prozent der Konsumenten werden Begegnungen mit Menschen in einem Ladengeschäft zunehmend wichtig.

Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung

Für fast die Hälfte der befragten Konsumenten und Konsumentinnen (46 Prozent) ist Nachhaltigkeit heute schon ein lohnendes Konzept. Dazu zählen auch Re-Commerce und Second Hand. 34 Prozent der Kundschaft kaufen bereits gebrauchte Kleidung, weitere 28 Prozent können es sich vorstellen. Anlassbezogen kann sich ein Großteil zudem vorstellen, Kleidung zu leihen. Der Trend Secondhand-Kleidung hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent auf sich zu vereinen und damit zu einem signifikanten Marktsegment im Fashionhandel aufzusteigen. Wesentliche Treiber sind neben der Nachhaltigkeitsdebatte die Digitalisierung vom Secondhand-Geschäft um die Ecke sowie die großen Onlinemodeplattformen, die diesen Markt für sich entdecken und damit die Modelle temporärer Nutzung immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten bringen.

Das Thema Kreislaufwirtschaft bzw. Recycling von Rohstoffen aus gebrauchter Kleidung spielt wegen der gegenwärtigen geringen Verfügbarkeit derzeit zwar noch keine große Rolle, zeigt aber großes Potenzial: 28 Prozent haben bereits recycelte Textilien erworben, über 50 Prozent stehen dem aber positiv gegenüber.

In der Verantwortung für Nachhaltigkeit sieht die Kundschaft den Handel und die Hersteller. Diese wiederum würden sich wünschen, dass Konsumentinnen und Konsumenten durch Verhaltenswechsel den Aufschwung von Re-Commerce einleiten.

Über die Studie

Im Sommer 2020 wurden 500 Kundinnen und Kunden zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Zusätzlich wurden 20 Textiliten in strukturierten Interviews zu Status quo und einer 10-Jahres-Perspektive des textilen Einzelhandels befragt.

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(vg) 28.01.2021



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