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Unternehmen überstehen die Krise unterschiedlich gut, Automobilbauer besonders betroffen

Großteil der Unternehmen wird 2021 unbeschadet überstehen (Quelle: SRH/Milz)
Großteil der Unternehmen wird 2021 unbeschadet überstehen (Quelle: SRH/Milz)

Wie geht es weiter für die Unternehmen hierzulande 2021 weiter? Dieser Frage gehen die Fakultät für Wirtschaft an der SRH Hochschule Heidelberg und die Unternehmensberatung Milz & Comp. in Köln gemeinsam nach. Dafür wurden im Herbst 2020 über 210 Unternehmenslenker befragt. Ergebnis: Die meisten Unternehmen in Deutschland sehen sich nach wie vor liquide und ertragsstark aufgestellt. Sie gehen davon aus, 2021 weitgehend unbeschadet zu überstehen, wobei einzelne Branchen wie Automobil und Maschinenbau eher skeptischer sind. Zwar sind 83 Prozent der Unternehmer der Meinung, dass die größten Folgen der aktuellen Krise erst im Laufe des Jahres 2021 zu spüren sein werden. Jedoch ist fast die Hälfte zuversichtlich, dass sich bis in spätestens 24 Monaten die Situation entspannt. Jeder Fünfte sieht sich aber aktuelle in einer existenzbedrohenden Situation.

Bewährte Maßnahmen in der Krise

Dass die Krise nicht ohne kräftiges Zutun auf Unternehmensseite bewältigt werden kann, ist für die meisten Unternehmen selbstverständlich - die meisten der Maßnahmen allerdings erfolgen im personellen Bereich.

"Als notwendiges Fundament zur erfolgreichen Bewältigung stehen hauptsächlich personalbedingte Maßnahmen wie Kurzarbeit, Überstundenabbau, Home Office sowie Kapazitätsabbau auf der Agenda, wobei letzteres von den Unternehmenschefs freundlich auch 'Rightsizing' genannt wird", erläutert Markus Milz, einer der Studienverantwortlichen. "Auch Gesellschafterhilfen und Verkäufe von Unternehmensvermögen wurden stark in Anspruch genommen, ebenso wie ein Entgegenkommen von Dienstleistern", so Prof. Frank Gebert, der Verantwortliche auf Seiten der Hochschule.

Kredite und ähnliche stundende Staatshilfen werden als weitgehend bedeutungslos angesehen. Deutlich unterschätzt wurden insbesondere die Themen Mitarbeiterführung und -motivation sowie Anpassung Strategie, Geschäftsmodell und Leistungsportfolio an die veränderten Gegebenheiten sowie generell die Innovationsfähigkeit, so die Studienautoren.

Das Sparen geht weiter

Durch die unternommenen Maßnahmen gelang es drei Viertel der Befragten, auf der Kostenseite Einsparungen in Höhe von durchschnittlich 20 Prozent (Automobil und Dienstleistungen sogar 25 %) zu realisieren. Damit ist es allerdings nicht getan, denn das Sparen geht weiter - in den nächsten Monaten werden die Unternehmen voraussichtlich weitere 20 Prozent einsparen (müssen). Auf der Umsatzseite gaben die meisten Befragten ein verstärktes Kundenbeziehungsmanagement und Digitalisierung als sichernde Maßnahmen an. Weiterhin werden hier Absicherung von Forderungen sowie Lieferkettensicherung als Hauptmaßnahmen genannt.

Der wesentliche Kostensenkungsfaktor bleibt indes Personalfreisetzung (durchschnittlich 7 % des Gesamtpersonalstamms). Im Dienstleistungsbereich wurden bei den Befragten 17 Prozent, im Automotivebereich 14 Prozent freigesetzt. Durchschnittlich werden weitere sieben Prozent des Personalstamms, in den nächsten 24 Monaten freigesetzt werden müssen, um dem gesunkenen Umsatzniveau standhalten zu können, wird geschätzt. In den Branchen Konsum, Dienstleistungen, Bau / Handwerk und Automotive steigt diese Schätzung sogar auf über zehn Prozent an.

Gewinner und Verlierer der Krise

Die Gesamtwirkung aller Krisenmaßnahmen war allerdings massiv branchenabhängig: Während etwa im Bereich ITK der Umsatz in 73 Prozent aller Fälle gar gesteigert werden konnte (um durchschnittlich sogar 50 Prozent) sowie ebenso Steigerungen im Bau-/Handwerksbereich sowie bei den Konsumgütern zu beobachten war, gelang dies etwa 71 Prozent der Unternehmen im Automobilsektor nicht.

Die Studienautoren Milz und Gebert empfehlen, schnellstens den Zustand der Ungewissheit auf allen Ebenen zu beseitigen. Dafür brauche es klare Führung, klare Kommunikation und Motivation - und klare Strategien. Zudem gelte es, notwendige Sofortmaßnahmen auf allen operativen Ebenen zu realisieren, vor allem auf den Ebenen Vertrieb und Finanzen. Auch die Lieferketten müssten neu betrachtet werden. Der Umgang mit Unsicherheit und sich ständig ändernden Rahmenbedingungen müsse schnellstens von allen Beteiligten gelernt werden – jedes Unternehmen müsse agil werden.

Die Autoren raten: "Identifizieren Sie Ihre Wachstumschancen, definieren Sie Ihre Ziele entsprechend neu und entwickeln Sie schnellstmöglich auf die Situation angepasste Strategien, Geschäftsmodelle, Produkte sowie alle anderen strategischen Faktoren."



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(vg) 01.02.2021



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vg 01.02.2021