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Inflation

Preisobergrenzen für Lebensmittel gefordert, Markenbewusstsein leidet

Quelle: Sveta/Fotolia

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Angesichts der hohen Preissteigerungen im Lebensmittelsektor wächst der Ruf nach staatlichen Eingriffen. 91 Prozent der Verbraucher:innen halten Interventionen für geboten und stehen gesetzlich festgelegten Preisobergrenzen oder Subventionen für Lebensmittel positiv gegenüber. Nur neun Prozent sind dagegen der Ansicht, dass die Regierung sich aus der Preisbildung am Supermarktregal heraushalten sollte. Das ist ein Ergebnis einer Konsumentenbefragung der Strategieberatung Oliver Wyman, München. 1.000 Konsument:innen wurden dafür im Oktober 2022 in Deutschland befragt.

Doch wie sind die stark gestiegenen Preise in den Griff zu bekommen? An Vorschlägen für staatliches Eingreifen mangelt es nicht. 48 Prozent der Befragten befürworten eine Obergrenze für Preissteigerungen je nach Produktgruppe, 33 Prozent sehen staatlich gesetzte Preisdeckel als Lösung, 23 Prozent fordern die Erlaubnis für Kampfpreise auch unter Einstandsniveau. Immerhin noch zehn Prozent fänden es richtig, wenn Kantinenessen staatlich subventioniert würde.

Kundenbindung leidet unter dem Preisdruck, Discounter gewinnen

Die wachsende Enttäuschung spiegelt sich in der Umfrage: Bewerteten im Jahr 2020 noch 79 Prozent aller Konsumenten die Leistung des Einzelhandels als gut oder sehr gut, rutschte der Wert hierzulande binnen zwei Jahren auf 36 Prozent ab. Bereits 18 Prozent halten die Performance für unzureichend oder schwach. Ein Drittel der Verbraucher hat laut Umfrage im vergangenen Jahr den Haupteinkaufsort gewechselt. Vor allem Jüngere kehrten ihrem Stammladen den Rücken: Bei den 25- bis 34-Jährigen wechselte nach eigener Auskunft fast jeder Zweite.

Der neue Weg führt meist zum Discounter. Bei der Frage nach dem Haupteinkaufskort legte diese Handelsform binnen Jahresfrist um sechs  Prozentpunkte zu. Aktuell sind Discounter für 47 Prozent der Befragten der wesentliche Einkaufsort, 25 Prozent nannten klassische Supermärkte, 20 Prozent bevorzugen Großflächenanbieter. Immer enger wird es für reine Bio-Supermärkte: Sie stellen nur noch für einen harten Kern von zwei Prozent den bevorzugten Einkaufsort dar, halb so viel wie 2021. Online-Supermärkte und Express-Lieferdienste legten von drei auf fünf Prozent zu.

40 Prozent der Befragten hatten den Eindruck, dass sich der Preisabstand zwischen Discountern und Supermärkten zuletzt verringert hat. Nur 14 Prozent empfanden den Abstand als größer. 51 Prozent gaben an, mehr Eigenmarken als zuvor zu kaufen. 30 Prozent bleiben nach Selbsteinschätzung markenbewusst, aber achten zugleich verstärkt auf den Preis. Jeweils 25 Prozent der Konsumenten nannten als ihre persönliche Sparstrategie, verstärkt größere Packungen zu kaufen oder mehr selbst zu kochen. Nur acht Prozent sagten, die Preiskrise lasse sie kalt.

Konsument:innen sehen Schuld für Preisanstieg bei Herstellern und Händlern

Bei der Frage nach der Schuld an den Preissteigerungen herrscht ein Patt: 28 Prozent sehen die Verantwortlichen in den Reihen der Hersteller, 29 Prozent verorten die Hauptschuld bei den Händlern – der Rest ist unentschieden. Immerhin würden sich 71 Prozent der Befragten wünschen, dass ihr Händler nun im Einkauf hart um Preise mit den Herstellern ringt. Mehr als die Hälfte von ihnen würde in der Konsequenz eines solchen Konflikts auch einen Lieferstopp in Kauf nehmen – und auf das eigene Lieblingsprodukt zumindest eine Zeitlang verzichten.

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vg 14.12.2022