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Unternehmensnachfolge: Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Immer weniger mittelständische Betriebe in Deutschland finden einen Nachfolger, wenn sich der Senior-Chef zur Ruhe setzt. Dass sich die demografische Entwicklung negativ auf die Nachfolgesuche auswirkt, belegt der aktuelle DIHK-Nachfolgereport. Er basiert auf Antworten von 20.000 Senior-Unternehmern und potenziellen Unternehmern, die die IHKs in der persönlichen Beratung, in Seminaren und auf Nachfolgetagen informiert und unterstützt haben.

Angebot und Nachfrage klaffen auseinander

Die IHKs haben demnach im Jahr 2012 rund 14 Prozent mehr Senior-Unternehmer als im Vorjahr zur Nachfolge beraten – aber 14 Prozent weniger Existenzgründer, die einen Betrieb übernehmen wollten. Kamen im Jahr 2010 auf jeden beratenen Alt-Inhaber noch 1,6 Kandidaten, so ist diese Relation auf rund 1,0 gesunken – der geringste Wert seit erstmaliger Erhebung im Jahr 2007. Besonders stark ist die Zahl Rat suchender Senior-Unternehmer im Osten gestiegen – um 18 Prozent.

Langer Weg zum passenden Partner

Bis zum Jahr 2025 wird es rund sechs Millionen weniger erwerbsfähige Personen geben, so die DIHK – damit sinke dann auch das Potenzial für eine Unternehmensnachfolge. Weitere Hürden für das Zusammenfinden von Inhabern und Übernehmern seien eine hohe emotionale Bindung des Inhabers an sein Lebenswerk, unterschiedliche Preisvorstellungen, eine zu späte Vorbereitung auf die Nachfolge sowie seitens der Existenzgründer Qualifikationsdefizite und unterschätzte Anforderungen an eine Betriebsübernahme. Insgesamt finden nach IHK-Erfahrungen 40 Prozent der Senior-Unternehmen nicht den passenden neuen Chef, und sogar 46 Prozent der potenziellen Übernehmer nicht das passende Unternehmen.

Leichte Entspannung bei der Finanzierung

Nach 56 Prozent im Vorjahr haben derzeit noch 48 Prozent der übernahmeinteressierten Existenzgründer Schwierigkeiten, die Übernahme des Unternehmens zu finanzieren. Die Finanzierung bleibe trotz dieses Rückgangs das größte Hemmnis aufseiten der Existenzgründer.

Industrie mit großen Nachfolgeproblemen

Jeder 5. Senior-Unternehmer in der IHK-Nachfolgeberatung leitet einen Industriebetrieb. Doch nur jeder 16. Existenzgründer, der sich von der IHK beraten lässt, sieht in der Industrie seine Zukunft. Vielfach schrecke der hohe Kapitalbedarf ab. Zudem fehlten oft das nötige technische Know-how und die Branchenkenntnis. Auch im Handel und bei Hotels und Gaststätten gestalte sich die Nachfolgersuche schwierig. Der Investitionsbedarf sei oft hoch, während der harte Wettbewerbsdruck die Margen drücke. Das schrecke viele potenzielle Übernehmer ab.

Politik kann unterstützend wirken

Finden selbst gesunde Betriebe keinen Nachfolger, droht laut DIHK in der Region der Verlust der gewachsenen mittelständischen Struktur. Die Folge: Die Attraktivität der Region als Wirtschafts- und Wohnort nehme Schaden. Die Erbschaftsteuer erschwere jede fünfte Unternehmensnachfolge. Im Südwesten sehe sogar fast jeder dritte Alt-Inhaber den Übergang in Gefahr. Doch gerade in dieser Region seien viele familiengeführte innovative Hidden Champions beheimatet.

Zudem müssen laut DIHK Hürden für die Beteiligungsfinanzierung von Unternehmensnachfolgen abgebaut werden. Denn Fremdkapital werde schwieriger zu erhalten sein, wenn neue Regeln für die Finanzmärkte wie etwa Basel III in Kraft treten. Notwendig seien ein rechtssicherer gesetzlicher Rahmen für Investoren und bessere steuerliche Verlustverrechnungsmöglichkeiten.


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vg 28.11.2013