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Nord-Süd-Gefälle bei freien Stellen auf dem EU-Arbeitsmarkt

Die Arbeitsmärkte in Nord- und Südeuropa driften weiter auseinander: In der jüngsten Ausgabe des Europäischen Monitors für offene Stellen (European Vacancy Monitor, EVM) wird ein Mangel an Arbeitskräften in Ländern wie Österreich, Dänemark, Schweden, Estland und Lettland aufgezeigt, während in Ländern wie Griechenland, der Slowakei und Spanien der Wettbewerb um offene Stellen zunimmt. Der EVM bestätigt dabei eine Stagnation der Nachfrage nach Arbeitskräften in der EU im zweiten Quartal 2013, mit Ausnahme eines geringen Anstiegs der Zahl der offenen Stellen im öffentlichen Sektor. Insgesamt ging die Rekrutierung um vier Prozent zurück, was einen stärkeren Rückgang als im vorangegangenen Quartal darstellt. Die Zahl der Einstellungen nahm im gleichen Zeitraum in weniger als der Hälfte der Länder zu.

Der aktuelle Bericht widmet sich besonders der Arbeitsmarktsituation in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. Bei Dienstleistungsjobs konnte der Abwärtstrend bei Einstellungen gestoppt werden, bei Jobs in der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei wird sogar eine Zunahme gemeldet. Beschäftigungsmöglichkeiten in Südeuropa konzentrieren sich auf Sektoren wie Gesundheitsversorgung, Einzelhandel und Verwaltung. In dem am stärksten von der Krise betroffene Sektor, der Bauwirtschaft, wird dagegen nur eine langsame Erholung erwartet.

Die Rekrutierung junger Menschen in den vier südlichen Ländern konzentriert sich auf Arbeitsplätze mit geringen Qualifikationsanforderungen im Dienstleistungssektor, mit starken saisonbedingten Schwankungen und hoher Fluktuation. Zudem werden immer mehr Arbeitskräfte mit mittlerer Qualifikation für Stellen mit geringen Qualifikationsanforderungen rekrutiert, was die allgemeine Überqualifizierung der Arbeitskräfte verstärkt.

Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit hat die Europäische Kommission die Jugendgarantie vorgeschlagen. Sie soll dazu beitragen, allen Arbeitslosen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten nach Verlust des Arbeitsplatzes oder Abschluss der formalen Bildung einen Arbeitsplatz, Weiterbildungsmöglichkeiten, eine Lehrstelle oder ein Praktikum zu bieten. Mittel aus den EU-Strukturfonds stehen laut einer Mitteilung der EU Kommission ebenfalls zur Verfügung, um auf die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu reagieren - unter anderem werden über 70 Mrd. Euro aus dem Europäischen Sozialfonds bereitgestellt, davon 6,7 Mrd. Euro für Deutschland.

Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa verschärft sich

Die insgesamt schwache Wirtschaftsleistung hat laut EVM zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Lage auf den Arbeitsmärkten in den südeuropäischen Ländern geführt, die am stärksten von der Krise betroffen waren. Im zweiten Quartal 2013 ging die Beschäftigung in Griechenland (-4,3 %), Italien (-1,8 %), Portugal (-4,1 %) und Spanien (-3,6 %) gegenüber dem Vorjahr zurück. In der EU der 28 sank die Zahl der Beschäftigten um 0,4 Prozent.

Besonders die Jugendarbeitslosigkeit hat sich nach ErRkenntnissen des EVM in den genannten Ländern verschärft: im zweiten Quartal 2013 erreichte die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland 59,6 Prozent, in Spanien 55,7 Prozent, in Portugal 39,4 Prozent und in Italien 38,9 Prozent. In der EU insgesamt lag die Jugendarbeitslosigkeit im zweiten Quartal 2013 bei 24 Prozent gegenüber 15 Prozent im Jahr 2008.

Die Krise hat laut EVM außerdem dazu geführt, dass häufiger auf befristete Arbeitsverträge zurückgegriffen wird. So stieg deren Anteil in Italien von rund 60 Prozent im Jahr 2008 auf 70 Prozent in den Jahren 2012 bis 2013. Die hohe Zahl befristeter Verträge wiederum trug zu einem niedrigeren Ausbildungs- und Kompetenzniveau bei, was letztlich zu geringerer Produktivität und wirtschaftlicher Leistung führte. In Südeuropa ist der Anteil der weniger gut ausgebildeten Arbeitnehmer mit 33 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt (16 %).

Der Europäische Monitor für offene Stellen ist eine vierteljährliche Veröffentlichung der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission. Diese Veröffentlichung ist Teil der Europa-2020-Initiative "Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten" und bietet zusammen mit dem Bulletin "Berufliche Mobilität" und dem Bericht über offene Stellen und Einstellungen in Europa einen aktuellen Überblick über die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Europa.


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vg 24.02.2014