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Bio-Konsum zunehmend von egoistischen Interessen geprägt

Der Bio-Konsum in Deutschland war zu Beginn größtenteils uneigennützig motiviert, um die Umwelt und Natur zu schonen. In Chile lassen sich derzeit ähnliche Motive beobachten wie in Deutschland vor 20 Jahren. Das hat ein Team von Nachwuchswissenschaftlern der Universitäten Göttingen und Talca herausgefunden. Sie untersuchten am Beispiel von Deutschland und Chile die Einflussfaktoren auf den Bio-Konsum in einem hoch entwickelten und einem gerade erst entstehenden Bio-Markt. Mithilfe von Online-Fragebögen wurden je 300 chilenische und deutsche Konsumenten zu ihrer Einstellung, wahrgenommenen Hemmnissen sowie ihrem Konsumverhalten in Bezug auf Bio-Lebensmittel befragt.

"Der Markt für Bio-Lebensmittel wächst nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern, in denen der Öko-Landbau keine solch lange Tradition hat", sagt Dr. Marie von Meyer-Höfer vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen und Leiterin der Studie. Chile exportiere seit langem sehr erfolgreich Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Wein aus konventionellem Anbau. Auf dem chilenischen Lebensmittelmarkt werde Bio aber zunehmend zur Alternative. "Dieser Trend lässt sich derzeit in vielen jungen Industrie- und Schwellenländern beobachten", so Dr. von Meyer-Höfer.

Zunehmend egoistisch: Konsummotive verschieben sich

Die Pioniere des Bio-Konsums in Deutschland wollten laut der Studie zumeist Umwelt und Natur schonen, Nutztieren bessere Lebensbedingungen ermöglichen und kleinbäuerliche, regionale und saisonale Versorgung mit Lebensmitteln erhalten. Inzwischen gibt es neben den Bio-Pionieren von damals viele verschiedene Bio-Konsummotive. "Häufig geht es dabei heute jedoch um egoistische Interessen wie die eigene Gesundheit. In Chile lassen sich derzeit ähnliche Konsummotive wie in Deutschland vor 20 Jahren beobachten. Die eher eigennützig geprägten Bio-Konsummotive spielen in Chile bisher eine untergeordnete Rolle", so Dr. von Meyer-Höfer.

Mangelnde Verfügbarkeit und Information hemmen Bio-Konsum in Chile

Während es laut Studie in Deutschland inzwischen fast immer und überall möglich ist, Bio-Lebensmittel zu kaufen, und die meisten Konsumenten wenigstens eine ungefähre Vorstellung von den Unterschieden zwischen Bio und konventionellen Lebensmitteln haben, sind diese Verfügbarkeit und Informationen in Chile das größte Konsumhindernis, so die Studie. Noch seienin Chile Bio-Lebensmittel nur in einigen Läden und Restaurants erhältlich, große Informationskampagnen zum Öko-Landbau und seinen Produkten habe es bisher nicht gegeben. "Es ist daher vor allem Aufgabe der Politik Anreize für den Ausbau des chilenischen Bio-Marktes und der dazugehörigen Information zu schaffen", so Dr. von Meyer-Höfer.

Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Journal of Food Products Marketing erschienen: Marie von Meyer-Höfer/Evelyn Olea-Jaik/Carlos Antonio Padilla-Bravo/Achim Spiller (2015): Mature and Emerging Organic Markets: Modelling Consumer Attitude and Behaviour With Partial Least Square Approach.


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vg 19.08.2015