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Zahlungsarten im Handel: Gerechte Kostenverteilung angestrebt

Das Bundeskartellamt verpflichtet die deutsche Kreditwirtschaft, individuelle Verhandlungen über die Autorisierungsgebühren für das Electronic Cash-/Girocard-System mit dem Handel zu führen. Die Neuregelung gilt ab November 2014. Die EU-Kommission fordert darüber hinaus nun auf europäischer Ebene eine Deckelung der Interchange-Gebühren.
 
Wie der Handel dieses Thema beurteilt, wie sich die Anteile der Zahlungsarten entwickeln und welche Trends die Investitionstreiber sind, hat das EHI in seiner aktuellen Studie "Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2014" ermittelt. "Seit Einführung des Electronic-Cash-Systems im Jahr 1991 hat die Kreditwirtschaft zugesagt, bei entsprechender Nutzung die Gebühren zu reduzieren, aber nichts ist seitdem passiert. Es ist bedauerlich, dass erst das Bundeskartellamt die Initiative ergreifen musste, um die monopolistische Angebotslage zu verändern", sagt Horst Rüter, Leiter Forschungsbereich Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung EHI.
 
Entspannung bei Gebühren


Um der Forderung des Bundeskartellamtes effizient nachkommen zu können, richten die Verhandlungspartner sogenannte Kopfstellen ein, so das EHI. Handelsverbände oder Netzbetreiber bündeln dabei die Händlerinteressen, Organisationen der Kreditwirtschaft die der Banken und Sparkassen. Von den großen Handelsunternehmen haben 44 Prozent bislang individuelle Verhandlungen geführt, was nach EHI-Schätzung bereits zu einer Reduzierung von gut neun Prozent (26,3 Mio. Euro) der gesamten Autorisierungsgebühr geführt hat. Für den Mittelstand sei nun zu hoffen, dass die Verhandlungen schnell zu positiven Ergebnissen führen, damit auch für kleinere Händler akzeptable Bedingungen entstehen.

Die EU-Kommission fordert darüber hinaus, nun die Interchange-Gebühren auf  0,2 Prozent und höchstens sieben Cent pro Transaktion (bei Debit-Karten) bzw. 0,3 Prozent (Kreditkarten) zu deckeln. Die Mehrzahl der Händler rechnet laut EHI damit, dass sich die Veränderung der Gebühren auch auf die nationalen Debitsysteme auswirken wird. Bislang lag bei Electronic-Cash-Transaktionen die Gebühr bei 0,3 Prozent und mindestens acht Cent pro Transaktion. Zukünftig müsste sich die Kreditwirtschaft bei einem Einkaufsbetrag von 200 Euro statt mit bisher 60 Cent dann nur noch mit sieben Cent zufrieden geben. Von den erwarteten Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe wird nicht zuletzt auch der Verbraucher profitieren.
 
EC-Karte bleibt beliebteste Zahlungsart

Während in 2013 der Bargeldanteil im deutschen Einzelhandel um 1,2 Prozent weiter auf 54,4 Prozent gesunken ist, legten Zahlungskarten weiter zu, so das EHI. Ihr Umsatz stieg im deutschen Handel im vergangenen Jahr auf 166 Mrd. Euro, was einer Steigerung von rund sieben Mrd. Euro entspricht. Das waren – gemessen am Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne (exkl. Kfz, Mineralöl, Apotheken, Versandhandel, aber inkl. Umsätze von Tankstellenshops) – 42,6 Prozent von 390 Mrd. Euro. Dabei hatte die EC-/Debit-Karte klar die Nase vorn: 23,1 Prozent (90 Mrd. Euro) des gesamten Umsatzes im Einzelhandel tätigten die Kunden mit ihrer EC-Karte plus Geheimnummer und weitere 12,9 Prozent (50 Mrd. Euro) mit EC-Karte plus Unterschrift. Kreditkarten wurden nur zu einem Anteil von 5,4 Prozent eingesetzt, so das EHI.
 
Mobile Payment nimmt zu

Nearfield Communication (NFC) wird laut EHI von 82 Prozent der Händler als technischer Standard für mobiles oder kontaktloses Bezahlen favorisiert. Es rangiert damit deutlich vor QR-Code basierten Lösungen oder dem neuen Übertragungsstandard Bluetooth Low Energy (BLE). Dabei bevorzugen sechs von zehn Händlern Mobile Wallets gegenüber mobilen Einzellösungen. Auch weil bei den meisten Unternehmen die Investitionen in kontaktloses Bezahlen größtenteils abgeschlossen sind, ist der EHI-Investitionsklimaindex aktuell um zehn Prozentpunkte zurückgegangen.

Gutscheinkarten erfreuen sich großer Beliebtheit und werden von 93 Prozent der großen Unternehmen eingesetzt. In Unternehmen des Textileinzelhandels werden über Gutscheinkarten bereits ein bis zwei Prozent des Umsatzes  generiert.
 
Bargeldanteil wird deutlich sinken

Setzt sich die Entwicklung der Zahlungsanteile tendenziell fort, wird in drei bis vier Jahren der Bargeldanteil unter die 50-Prozentmarke rutschen, so das EHI. 56 Prozent der Händler halten in Anbetracht der Gebührenneuregelung einen deutlich höheren Kreditkartenanteil als die bisherigen 5,4 Prozent für möglich. Damit würde im Segment internationaler Bezahlkarten der Rückstand Deutschlands gegenüber anderen EU-Ländern wettgemacht werden.
Das EHI hält eine fünfzigprozentige Steigerung des bisherigen Kreditkartenvolumens im deutschen Einzelhandel für realistisch. 43 Prozent der Händler erwarten, dass auch die internationalen Marken Maestro und V Pay viel stärker in den Wettbewerb mit girocard/electronic cash und Lastschrift (ELV) treten könnten, falls die Gebühren erwartungsgemäß sinken.


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rh 06.05.2014