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Stundenverdienst: Enorme Spanne zwischen Branchen

Je nach Wirtschaftszweig verdienen Beschäftigte in Deutschland sehr unterschiedlich: In den Hochlohnbranchen – Energieversorgung oder Finanz- und Versicherungsdienstleistungen – liegen die Brutto-Stundenentgelte mehr als doppelt so hoch wie im Niedriglohnbereich, etwa im Gastgewerbe, Verkehr oder in der Lagerhaltung. Das zeigen aktuelle Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die jetzt im Internetportal 'Sozialpolitik Aktuell' veröffentlicht wurden.  

Ein extremes Beispiel: Finanz- und Versicherungsdienstleister verdienen laut IAQ durchschnittlich 37,08 Euro pro Stunde. Das ergaben Daten aus der Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2013. Im Gastgewerbe sind es hingegen nur 12,63 Euro. In allen Wirtschaftszweigen erhalten die Frauen deutlich weniger als die Männer. Die Spanne in der Finanz- und Versicherungsbranche ist besonders groß: Hier bekommen Frauen nur 68,6 Prozent der Männerverdienste.

"Die enorme Spannweite lässt sich nur teilweise durch unterschiedliche Qualifikationen und Tätigkeitsanforderungen erklären", stellt Prof. Dr. Gerhard Bäcker fest. Eine zentrale Rolle spielten die Wirtschaftskraft einzelner Branchen wie auch institutionelle Faktoren, z.B. Tarifverträge. Erfassen diese nur wenige Beschäftigte und Betriebe in einem Wirtschaftsbereich oder enthalten sie lediglich Minimalkompromisse, dann sind geringere Löhne und eine Ausbreitung des Niedriglohnsektors wahrscheinlich – wie im Dienstleistungsbereich zu beobachten. "Dies kann zu großen Unterschieden zwischen gewerkschaftlich gut und weniger gut organisierten Branchen führen", warnt Bäcker.

Berufliche Leistungen von Männern und Frauen unterschiedlich bewertet

Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen führt der IAQ-Forscher vor allem darauf zurück, dass berufliche Leistungen unterschiedlich bewertet werden. Während männertypische Tätigkeiten traditionell als anspruchsvoll gelten würden, würden frauentypische Arbeiten oft nur als einfach eingestuft. Hinzu komme das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung: Elternzeit oder zwischenzeitliche Teilzeitarbeit hemmen laut IAQ die Karriere und erschweren Frauen trotz gleicher Qualifikation den beruflichen Aufstieg. So gelangten sie seltener auf höhere und leitende Stellen, die oft als Vollzeitarbeitsplätze konzipiert seien. Die Tatsache, dass Frauen weniger in Führungspositionen zu finden seien, wirke sich somit negativ auf den durchschnittlichen Bruttomonatslohn der Frauen aus.


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vg 16.05.2014