ANZEIGE

ANZEIGE

Arme Frauen: Einkommenslücke bei allen Einkunftsarten

Nicht nur beim Arbeitslohn, sondern auch unter Berücksichtigung von Gewinn-, Kapitaleinkommen und Renten erzielen Frauen in Deutschland deutlich niedrigere Einkommen als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). DIW-Steuerexperte Stefan Bach hat dafür für Deutschland nicht nur das Arbeitseinkommen, sondern die gesamte Einkommensverteilung und Steuerlastverteilung nach Geschlechtern getrennt analysiert und den Gender Income Gap und Gender Tax Gap berechnet. Grundlage seiner Analyse war die Lohn- und Einkommensteuerstatistik 2007, da aktuellere Daten bisher noch nicht vorliegen.

Insgesamt erzielen Frauen demnach im Durchschnitt etwa die Hälfte des Einkommens der Männer. Bei Kapital- und Vermietungseinkommen ist dieser Abstand weniger ausgeprägt als bei Arbeits- und Gewinneinkommen. Insgesamt sind die durchschnittlichen Einkommensteuerbelastungen der Frauen zwar deutlich geringer als die der Männer, durch das Ehegattensplitting fallen sie aber in den unteren und mittleren Einkommensklassen deutlich höher aus als die von Ehemännern mit vergleichbarem Einkommen.

Frauen erzielen im Durchschnitt halb so hohe Einkommen wie Männer

Die deutsche Steuerstatistik erfasst 2007 etwa gleich viele Frauen (26,8 Millionen) und Männer (27,5 Millionen). Rechnet man alle Einkommen zusammen, erzielen die Frauen aber nur etwa 47 Prozent des gesamten Bruttoeinkommens der Männer, so die DIW-Studie. Umgerechnet auf das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen sind es 49 Prozent.

Gliedert man die Bevölkerung nach Einkommensgruppen, so findet sich der Großteil der Frauen in den unteren Klassen: Stellen sie bis 25.000 Euro Jahreseinkommen noch die größte Gruppe, so gibt es ab einem Bruttoeinkommen von 40.000 Euro mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen, bei Einkommen von über 75.000 Euro machen die Frauen nur noch ein Fünftel der Männer und weniger aus.

Die Löhne und Gehälter aus unselbständiger Arbeit sind mit einem Anteil von 70 Prozent an den gesamten Bruttoeinkommen die wichtigste Einkommensquelle. Entsprechend ergeben sich laut DIW bei den Arbeitseinkommen ähnliche Verteilungen wie bei den Gesamteinkommen: Ab den mittleren Arbeitseinkommen von 25.000 Euro dominieren die Männer. Bei den hohen Arbeitseinkommen ab 75.000 Euro finden sich nur wenige Frauen (20 Prozent).

Insgesamt erzielen Frauen nach den Daten der Steuerstatistik etwa 61 Prozent des Pro-Kopf-Arbeitseinkommens der Männer, so die Studie. Da die oft von Frauen ausgeübten Mini-Jobs dort jedoch nicht erfasst werden, dürfte das tatsächliche durchschnittliche Pro-Kopf-Arbeitseinkommen der Frauen noch etwas darunter liegen, schreiben die Autoren. Ein ähnlich hoher geschlechtsspezifischer Einkommensabstand wie bei den Arbeitseinkommen zeige sich auch bei den Renten, Pensionen und Lohnersatzleistungen, die sich aus früheren Arbeitseinkommen ableiten.

Frauen erzielen höheres Pro-Kopf-Einkommen aus Vermietung als Männer

Nur gut halb so viele Frauen wie Männer erzielen laut DIW-Untersuchung Gewinneinkommen, also Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb und selbständiger Arbeit. Sie erwirtschaften insgesamt 27 Prozent des gesamten Gewinneinkommens und die Hälfte des durchschnittlichen Pro-Kopf-Gewinneinkommens der Männer.

Allerdings geht bei den hohen Gewinneinkommen der Frauenanteil nicht so stark zurück wie bei den Löhnen. Hier dürften Beteiligungen an Familienunternehmen eine maßgebliche Rolle spielen, schreiben die Autoren. Deutlich geringer als bei allen anderen Einkommensarten ist die Streuung bei den Kapitaleinkommen und den Vermietungseinkommen, die Frauen haben sogar ein leicht höheres durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen aus Vermietung als die Männer.

Ungleichgewicht bei den Steuersätzen

Betrachtet man die Steuerbelastung, so zahlen Frauen zwar insgesamt absolut weniger Einkommensteuer. Ihre durchschnittliche Steuerbelastung ist mit 84 Prozent der durchschnittlichen Belastung der Männer allerdings viel höher, als aufgrund des Einkommensrückstands und des progressiven Steuertarifs zu erwarten wäre, so das DIW. Durch die Besteuerung nach dem Splitting-Verfahren bekommen die zumeist niedriger verdienenden Ehefrauen das höhere Einkommen der Ehemänner teilweise zugerechnet. Daher zahlen Ehefrauen mit niedrigen und mittleren Einkommen im Durchschnitt deutlich höhere Steuersätze als Ehemänner mit gleichem Einkommen.



zurück

vg 27.08.2014