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Fachkräftepotenziale in Engpassberufen besser ausschöpfen

2,1 Millionen ältere Fachkräfte, die derzeit in sogenannten Engpassberufen arbeiten, gehen innerhalb der nächsten 15 Jahre in den Ruhestand. Im Berufsfeld Logistik und Sicherheit sind bereits heute 39 Prozent der Fachkräfte mindestens 50 Jahre alt. Im Berufsfeld Bau und Gebäudetechnik sowie Metall sind es 36 beziehungsweise 34 Prozent. Die Ersatzbedarfe sind hier besonders hoch und können Engpässe zukünftig weiter verstärken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Fachkräfteengpässe in Unternehmen - Die Altersstruktur in Engpassberufen" des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA).

Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel: "Die Studie verdeutlicht einmal mehr, dass wir die vorhandenen Fachkräftepotenziale noch besser aus­schöpfen müssen. Daher ist es erfreulich, dass immer mehr ältere Personen in Beschäftigung stehen. Wir müssen aber auch die Arbeitsmarktchancen für Frauen, An- und Ungelernte sowie Menschen mit Behinderung weiter verbessen. Nur so kann der Fachkräftebedarf in der deutschen Wirtschaft langfristig gedeckt werden."

2,1 Millionen qualifizierte Mitarbeiter müssen ersetzt werden

Für den September 2014 identifizieren die Wissenschaftler 139 sogenannte Engpassberufe, in denen derzeit 6,7 Millionen Fachkräfte beschäftigt sind. Das sind Berufe, in denen schon heute Fachkräfte schwer zu bekommen sind. Etwa jeder dritte dieser 6,7 Millionen Menschen ist 50 Jahre oder älter. Wenn diese Personen in Rente gehen, müssen in den deutschen Unternehmen 2,1 Millionen qualifizierte Mitarbeiter ersetzt werden. So muss in den nächsten Jahren allein für 230.000 Berufskraftfahrerinnen und -fahrer sowie 175.000 Krankenschwestern und -pfleger Ersatz gefunden werden.

Die Studie weist darauf hin, dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von Fachkräfteengpässen betroffen sind. Um gegenzusteuern und sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, wurde im November 2014 vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) der Online-Service "Spiegel der Personalpolitik" veröffentlicht. Das darin enthaltene Benchmarking soll einen interaktiven Vergleich mit der Personalarbeit anderer Betriebe gleicher Größe oder Branche ermöglichen.

Besonders starke Engpässe in 55 Berufsgattungen

Die meisten der insgesamt 55 Berufsgattungen mit starkem Engpass waren in den Berufsfeldern Gesundheit, Soziales und Bildung (12 Engpassberufe), Energie, Elektro und Mechatronik (9 Engpassberufe) sowie Logistik und Sicherheit (7 Engpassberufe) zu verzeichnen. Ein starker Engpass besteht, wenn weniger als 100 Arbeitslose auf je 100 gemeldete offene Stellen kommen.

Etwa jede vierte Fachkraft ist in einem Engpassberuf beschäftigt

Die Beschäftigten in Engpassberufen stellen eine quantitativ bedeutsame Gruppe dar: Insgesamt 6,7 von 23,9 Millionen Fachkräften arbeiteten in Engpassberufen. Die meisten Fachkräfte in Engpassberufen waren im Berufsfeld Gesundheit, Soziales und Bildung beschäftigt (1,57 Millionen); das entspricht jedem dritten Beschäftigten in diesem Berufsfeld. In den Engpassberufen der Maschinen und Fahrzeugtechnik arbeiteten mit 865.000 Fachkräften sogar 51 Prozent in Engpassberufen.

Einige Engpassberufe weisen besonders viele ältere Beschäftigte auf.

In 53 Engpassberufen liegt der Anteil älterer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 32 Prozent. Den höchsten Anteil Älterer haben Aufsichtskräfte in der Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehung mit 51 Prozent der 21.600 Beschäftigten. An zweiter Stelle folgt die Berufsgattung Überwachung Eisenbahnverkehrsbetrieb, die eine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzt, mit einem Anteil von 50 Prozent bei 10.700 Fachkräften. Auch bei Aufsichtskräften im Tiefbau und Personen mit Hochschulabschluss in der Vermessungstechnik lag der Anteil mit 46 Prozent beziehungsweise 44 Prozent sehr hoch. In diesen Engpassberufen ist zukünftig von besonders hohen Ersatzbedarfen auszugehen, die bestehende Engpässe noch zuspitzen können.

Quantitativ betrachtet wird der größte demografisch bedingte Ersatzbedarf bei Berufskraftfahrern entstehen: Etwa 230.000 von 520.000 Berufskraftfahrern – das sind 44 Prozent – waren im Dezember 2013 mindestens 50 Jahre alt und werden in absehbarer Zeit den Arbeitsmarkt verlassen. Rücken nicht genügend Nachwuchskräfte nach, wird sich der Engpass weiter verschärfen. In der Gesundheits- und Krankenpflege (ohne Spezialisierung) sind 175.000 von 568.000 Fachkräften und damit jede dritte beschäftigte Person 50 Jahre und älter. In Gesundheitsberufen kommt hinzu, dass der Bedarf an Fachkräften durch die Alterung der Gesellschaft steigt.

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind betroffen

In 105 Engpassberufen waren mindestens 50 Prozent der Fachkräfte in KMU beschäftigt. In 76 Engpassberufen war dieser Anteil höher als der gesamtwirtschaftliche Beschäftigtenanteil in KMU von 67 Prozent. In dieses Bild passt, dass KMU deutlich häufiger von Rekrutierungsschwierigkeiten berichten als große Unternehmen.

Die Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. finden Sie hier. 


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vg 05.01.2015