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Automatisierte Fahrzeuge: Deutschland und USA führend

Kaum ein anderes Zukunftsthema beschäftigt derzeit die Automobilindustrie so sehr wie automatisiertes Fahren. Dabei hängt die Spitzenposition einzelner Automobilnationen von zwei zentralen Indikatoren ab: in erster Linie von der Industrie, das heißt vom Entwicklungsstand der Fahrzeuge nationaler Automobilhersteller, sowie von der Unterstützung durch Universitäten oder Forschungsinstitute bei Forschung und Entwicklung. Zum zweiten vom Faktor Markt, also von der Marktgröße wie auch von den rechtlichen Rahmenbedingungen.

Im "Index Automatisierte Fahrzeuge" führen die Automobilexperten von Roland Berger Strategy Consultants und der fka Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen diese Indikatoren zusammen und vergleichen die Wettbewerbsposition der wichtigsten Märkte.

Deutschland und die USA führen den Index an

Deutsche Automobilhersteller sind laut der Untersuchung derzeit führend bei der Entwicklung und Markteinführung von (teil-)automatisierten Fahrzeugfunktionen, gefolgt von den USA. "Deutsche OEMs nehmen diese Führungsposition im Indikator Industrie vor allem deshalb ein, weil sie teilautomatisierte Fahrfunktionen nicht nur in Premiummodellen, sondern in vielen Fällen auch im Volumensegment anbieten", sagt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. In den USA dagegen sei das Angebot vor allem auf Fahrzeuge der Oberklasse begrenzt. Das könne unter anderem daran liegen, dass traditionelle US-Fahrzeughersteller gegenüber deutschen OEMs technologisch hinterherhinkten. Nicht zuletzt deshalb sei der Einfluss branchenfremder Marktteilnehmer hier besonders groß: "In den USA kommen technologische Innovationen nicht aus der Automobilindustrie, sondern von Firmen wie Google oder Uber", sagt Bernhart.

Hinter Deutschland und den USA folgt Schwedens Automobilindustrie, die ebenfalls ein breites Angebot von Fahrerassistenzfunktionen in Serienfahrzeugen anbietet. Ein besonderer Fokus liegt hier auf innovativen Sicherheitstechnologien. "Aktive Sicherheitssysteme werden künftig Standard auch in Volumenmodellen und damit für alle Automobilhersteller ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein", erläutert Christian Burkard, Consultant bei der fka.

Auf den mittleren Plätzen des Ranking stehen französische und japanische OEMs, die trotz eines hohen technologischen Entwicklungsstandards ihre Modelle nur selten mit automatisierten Fahrfunktionen ausstatten. Schlusslicht bilden Automobilhersteller aus Großbritannien, Italien, China und Südkorea, die so gut wie keine automatisierten Assistenzsysteme anbieten.

Deutschland muss Know-how weiter verbessern

Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen OEMs ihr Know-how in den für automatisiertes Fahren relevanten Forschungsgebieten Sensorik, Fahrzeugintelligenz, Konnektivität, digitale Infrastruktur, und Testing / Absicherung weiter auf- und ausbauen, so ein Ergebnis der Untersuchung. Beim Indikator Industrie liegen demnach hier die USA, Deutschland und Schweden an vorderster Stelle. Dennoch verfügen die deutschen Universitäten gegenüber Top-Universitäten in den USA über ein signifikantes Weiterentwicklungspotenzial in einzelnen Forschungsfeldern, was einer systematischen Förderung in dem Themengebiet bedarf, heißt es in der Analyse.

USA mit attraktiven rechtlichen Rahmenbedingungen

Beim Indikator Markt, basierend auf den Verkaufszahlen von Fahrzeugen mit hochentwickelten Fahrerassistenzsystemen, sind ebenfalls die USA, Deutschland und Schweden führend. Dabei ist der Abstand zu den anderen Ländern groß: Großbritannien erreicht noch eine Position im Mittelfeld. Frankreich, Italien, Japan, China und Südkorea dagegen können noch keine nennenswerten Erfolge verzeichnen und bilden das Schlusslicht im Ranking.

"Innovationen und neue Technologien werden die technische Umsetzung teil- oder vollständig automatisierter Fahrzeuge in den kommenden Jahren weiter voranbringen", sagt fka-Experte Burkard. "Schwieriger ist es mit dem rechtlichen Regelwerk, das autonomes Fahren überhaupt erlaubt. Zu groß sind noch die Unsicherheiten, wer bei Unfällen haftet oder wie nationales und internationales Recht harmonisiert werden kann."

Betrachtet man die derzeit geltenden rechtlichen Grundlagen, so sind in der Gesamtbewertung im Indikator Markt die USA und Deutschland führend. Vor allem für das Testen von Prototypen gehen viele Automobilhersteller oder IT-Unternehmen in die USA, da die Anforderungen hinsichtlich der Zulassung von Testfahrzeugen dort klar definiert sind. Für eine zukünftige Serienzulassung gelten zudem weniger restriktive Standards als die in Europa angewandten ECE-Regelungen. Roland Berger-Experte Bernhart fordert daher, dass möglichst schnell international einheitliche Normen geschaffen und in die Praxis umgesetzt werden. "Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um autonome Fahrzeuge auf die Straße zu bringen."


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vg 21.08.2015