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Worthülsen: Stellenanzeigen sind oft austauschbar

Deutschen Unternehmen gelingt es nicht, sich in Stellenanzeigen als Arbeitgeber zu differenzieren. Stattdessen setzen sie in dem nach wie vor wichtigsten Instrument der Mitarbeitersuche auf Füllwörter, vorgestanzte Wortbausteine und ungelenke Substantivierungen. Zu diesem Fazit kommt die Studie 'Club der Gleichen – Edition Stellenanzeigen' von den Unternehmensberatern Dr. Manfred Böcker und Sascha Theisen sowie Textkernel, einem Anbieter für semantisches Recruiting. Für die quantitative Analyse wurde das von Textkernel entwickelte Big Data-Tool Jobfeed genutzt.

Weltweit, führend, innovativ

Die Studienergebnisse zeigen, dass Unternehmensporträts in den Stellenanzeigen kaum auf konkrete Arbeitgebereigenschaften eingehen. Hier dominieren austauschbare Zuschreibungen wie „weltweit“, „führend“, „international“ und „innovativ“. Arbeitgeber geben den Kandidaten somit kein Bild davon, was sie von anderen Arbeitgebern unterscheidet, schreiben die Studienautoren. Employer Branding im Sinn von Differenzierung finde nicht statt. Darauf weise auch eine Analyse des in vielen Stellenanzeigen mittlerweile integrierten Angebotsabschnitts hin. Hier bieten die meisten das Gleiche, neben einer „attraktiven Vergütung“ etwa auch „Weiterbildung“ und „Spaß“.

Schlüsselbegriff in Jobbeschreibungen

Der am häufigsten gebrauchte Schlüsselbegriff in Jobbeschreibungen ist aktuell „u.a.“ beziehungsweise sein ausgeschriebenes Pendant. Beim Blick auf die Jobbeschreibungen wird die Sprachlosigkeit in Stellenanzeigen besonders deutlich, heißt es in der Studie. Statt eine attraktive Aufgabe zu beschreiben, listeten die meisten Arbeitgeber hier lustlos Einzelaufgaben auf.

Interessant seien in diesem Kontext die sprachlichen Querverbindungen: Arbeitgeber, die stark auf „u.a.“ setzen, nutzen laut Studie besonders gerne das inhaltsleere Füllsel „Bereich“, das sich Platz fünf auf der Rangliste der häufigsten Begriffe in Jobbeschreibungen sichert. Die „Bereichs“-Manie wiederum geht mit der Neigung zur Substantivierungsformen einher.

Behördlich wirkender und abstrakter Nominalstil

Die Studien-Initiatoren fanden in den untersuchten Stellenanzeigen mehr als eine Million „ung“-Suffixe – ein sprachlicher Hinweis auf einen behördlich wirkenden und abstrakten Nominalstil, meinen sie. In der Spitze nutzen einzelne Arbeitgeber über 80 der „ung“-Formen in einer einzigen Stellenanzeige. Es wimmelt in den Aufgabenbeschreibungen nur so von Begriffen wie „Bereitstellung“, „Erbringung“, „Identifizierung“ oder „Finanzsteuerung“. In den Top 10 der Nominalisierer stehen derweil nicht nur Organisationen des Öffentlichen Diensts wie die GIZ, sondern auch große Privatunternehmen wie die Deutsche Bahn und PWC.

Konkrete E-Mail-Adresse fehlt oft


Nur in 32 Prozent der untersuchten 120.000 Stellenanzeigen veröffentlichen deutsche Arbeitgeber eine anklickbare E-Mail-Adresse. Gerade ein bisschen mehr als sechs Prozent der Arbeitgeber nennen in absolut jeder ihrer Ausschreibungen eine E-Mail-Adresse, 23 Prozent dagegen in keiner einzigen. Die meist genannten Varianten für Adressen sind „bewerbung@“, „karriere@“ und „jobs@“.

Die Studie 'Club der Gleichen: Stellenanzeigen-Edition' finden Sie hier.


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vg 13.10.2016