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Digitalökonomie mit zusätzlichem Wertschöpfungspotenzial

Die Digitalisierung verändert Wirtschaft und Gesellschaft von Grund auf – und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 wird bereits von der nächsten industriellen Revolution gesprochen. "Alte Wettbewerbsvorteile und Marktanteile geraten durch disruptive Innovationen unter Druck. Dabei bricht eine neue digitale Gründerzeit an: Wettbewerbsfähig bleibt, wer Wagniskapital mit neuen Ideen verbindet", sagt Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des HWWI. "Gerade Deutschland muss sein bislang erfolgreiches Wirtschaftsmodell vor dem Hintergrund der Digitalisierung und des demografischen Wandels erneuern."

Industrie 4.0 und Big Data als wesentliche Treiber

Die Privatbank Berenberg und das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) haben deshalb in einer Studie das Thema Digitalökonomie untersucht. Zwei wesentliche Elemente stellen demnach die nächste Stufe des digitalen Umbruchs in der industriellen Wertschöpfung dar: die Kommunikation zwischen Maschinen und die intelligente Auswertung von großen Datenmengen (Big Data). So ermöglichen neue digitale Anwendungen zunehmend auch branchenfremden Unternehmen in Märkte vorzudringen und etablierte Strukturen zu verändern, schreiben die Autoren. Alte Geschäftsmodelle würden unter Druck geraten. Es werde nicht einmal mehr eindeutig möglich sein zu klassifizieren, wer Konsument und wer Produzent sei.

Jährliche Wertschöpfungspotenzial bis zum Jahr 2030: 17 bis 25 Mrd. Euro

Die Studie beziffert das zusätzliche jährliche Wertschöpfungspotenzial in Deutschland durch Industrie 4.0 bis zum Jahr 2030 auf 17 bis 25 Mrd. Euro. Der digitale Wandel trage etwa neue Dynamik in die Automobilindustrie und den Mobilitätsmarkt. Vernetzten Verkehr zu gestalten, Sharing Modelle anzubieten und ausgereifte Digitalausstattung zu gewährleisten, seien dabei entscheidende Aspekte der Zukunftsfähigkeit im Mobilitätssektor. Zudem sei der 3D-Druck eine Technologie, die im Rahmen der Digitalisierung über großes Wachstumspotenzial verfüge.

"Deutschland muss die infrastrukturellen, rechtlichen und regulatorischen Voraussetzungen schaffen, um einen digitalen Wandel zu ermöglichen", sagt Vöpel. Auch das schnelle Aufgreifen und Umsetzen von Ideen und Konzepten sei nicht durchgängig in der deutschen Wirtschaft anzutreffen. "Das Gründungsgeschehen in Deutschland ist im internationalen Vergleich deutlich unterdurchschnittlich. Von einem Venture-Capital-Markt kann im Grunde nicht gesprochen werden. Die mentale Innovationsbremse muss in Deutschland dringend überwunden werden, sonst suchen sich gute technische Ideen aus Deutschland ihre Finanzie-rung und ihren Standort anderswo."

Viele ungeklärte Fragen

Für die Wirtschaftspolitik ist der digitale Wandel in vielerlei Hinsicht herausfordernd. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Digitalisierung der Wirtschaft deutlich mehr Arbeitsplätze vernichten wird als neue Stellen geschaffen werden", sagt Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau. "Die Lernfähigkeit von Computern und die Auswertung von Big Data können dazu führen, dass auch Arbeitsplätze für Höherqualifizierte gefährdet werden.

Mit der Digitalisierung verbinden sich laut den Studienautoren zudem weitreichende gesellschaftliche und ordnungspolitische Fragen, wie etwa Eigentum und Nutzung von Daten, Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung. "Damit stellen sich auch ethische und normative Fragen, für die in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik Antworten entwickelt werden müssen", sagt HWWI-Direktor Vöpel.


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vg 27.10.2015