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Deutsche würden gerne häufiger im Home Office arbeiten

Zwölf Prozent aller abhängig Beschäftigten in Deutschland arbeiten überwiegend oder teilweise von zu Hause aus, obwohl bei viel mehr Arbeitsplätzen nach eigener Einschätzung der Beschäftigten keine dauernde betriebliche Präsenz erforderlich ist. Viel mehr Arbeitnehmer würden gerne  – zumindest gelegentlich – im Home Office arbeiten, in den meisten Fällen scheitert der Wunsch jedoch an den Arbeitgebern. Würden diese umdenken, so könnte der Anteil der Heimarbeiter auf 30 Prozent steigen. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Anteil der Heimarbeiter in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt

"Das Potenzial, das in der Heimarbeit liegt, wird in Deutschland nicht ausgeschöpft, weil viele Personalverantwortliche offenbar immer noch starr an der Präsenzpflicht festhalten", sagt DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke. Deutschland liege beim Anteil der Heimarbeiter unter dem EU-Durchschnitt und sei deutlich hinter andere Länder wie Frankreich, das Vereinigte Königreich oder die skandinavischen Länder zurückgefallen, wo der Anteil der Heimarbeiter wächst.

Heimarbeit ist laut DIW-Analyse vor allem in einigen Dienstleistungsbereichen und bei Großunternehmen verbreitet. Dies gilt allerdings nicht für Banken und Versicherungen sowie den öffentlichen Dienst, wo  Heimarbeit nach Einschätzung der Arbeitnehmer häufig durchaus möglich, aber dennoch wenig verbreitet ist. Grundsätzlich sind Tätigkeiten, die eine höhere berufliche Qualifikation erfordern, der Befragung zufolge besser für Heimarbeit geeignet als Arbeitsplätze, die nur eine mittlere oder einfache berufliche Qualifikation erfordern.

Zufriedene Heimarbeiter – trotz unbezahlter Überstunden


Unabhängig von der getroffenen Arbeitszeitvereinbarung arbeiten Heimarbeiter mit durchschnittlich knapp 46 Wochenstunden vergleichsweise lange. Die meisten Überstunden werden nur teilweise beziehungsweise gar nicht durch Lohn oder Freizeit kompensiert. Trotzdem sind Beschäftigte, die von zu Hause aus arbeiten, mit ihrer Arbeit etwas zufriedener als ihre Kollegen. Auffällig ist, dass die Arbeitszufriedenheit am geringsten bei jenen ist, die gerne zu Hause arbeiten möchten und zur Präsenz am Arbeitsplatz verpflichtet sind, obwohl sie der Meinung sind, dass ihre Tätigkeit auch zu Hause ausgeübt werden könnte, so die Forscher.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt laut der Studie keine entscheidende Rolle bei der Heimarbeit, denn unter Alleinlebenden gibt es genauso viele Heimarbeiter wie unter Alleinerziehenden und sogar noch mehr als unter Familien mit Kindern.

Arbeitgeber sollten umdenken

"Die Arbeitgeber sollten umdenken und die Leistung eines Mitarbeiters nicht nach Anwesenheit, sondern nach Output messen", rät Brenke. Gesetzliche Regulierungen zur Förderung der Heimarbeit seien jedoch nach Meinung von Brenke allenfalls im öffentlichen Dienst erforderlich. Ansonsten sollte man auf die Marktkräfte setzen, so die Einschätzung von Brenke. Diese würden die Arbeitgeber zu einer zeitgemäßen Personalpolitik zwingen, da sie andernfalls in Zeiten eines wahrscheinlich schrumpfenden Erwerbspersonenpotentials Fachkräfte verlieren könnten.


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rh 03.02.2016