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Shoppingtour: Pharma-Unternehmen investieren Rekordsumme

Ausnahmejahr für die Pharma-Branche: Mega-Deals haben dazu beigetragen, dass die Unternehmen 2015 ihren eigenen M&A-Rekord aus dem Vorjahr noch einmal deutlich übertroffen haben. Mit knapp 328 Milliarden US-Dollar gab die Branche so viel wie noch nie für Fusionen und Übernahmen aus. Das entspricht einer Steigerung um mehr als die Hälfte (51 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für die Finanzdaten der größten Pharma-, Biotech- und Specialty Pharma-Unternehmen untersucht wurden.

Geprägt ist das hohe Niveau demnach insbesondere durch einen einzigen Deal – die Übernahme von Allergan, die sich Pfizer 160 Milliarden US-Dollar kosten ließ – das ist nicht nur der größte Deal in der Life-Sciences-Branche, sondern der drittgrößte Deal, der überhaupt jemals über alle Branchen hinweg getätigt wurde.

Mittel, die Unternehmen für Zukäufe mobilisieren können, geringer

Die bereits sehr hohe Aktivität der Branche bei Übernahmen und Fusionen aus den Vorjahren hinterlässt inzwischen aber auch Spuren, so die Analysten von EY. Die Schulden sind gestiegen, viele Unternehmen haben bereits tief in die Kriegskasse gegriffen. Die Folge: Die Feuerkraft – also die Mittel, die Unternehmen für Zukäufe mobilisieren können – hat im Vergleich zum Vorjahr leicht nachgelassen und liegt derzeit bei knapp 1,18 Billionen US-Dollar und damit sechs Prozent unter der Feuerkraft von 1,26 Billionen US-Dollar aus dem Vorjahr – verbleibt aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Sie ist damit immer noch ein Drittel höher als die Feuerkraft, die die Pharma-Unternehmen bei der ersten Auflage der Studie 2007 zur Verfügung hatten und entspricht dem zweithöchsten Wert seitdem.

"Die Pharma-Unternehmen wollen ihr Portfolio bereinigen und sich fokussierter aufstellen. Gleichzeitig wollen und müssen sie weiter Innovationen hervorbringen, die sich organisch so nicht erreichen lassen. Deshalb nutzen sie derzeit ihre Chancen auf dem M&A-Markt", so Gerd Stürz, Leiter des Bereiches Life Sciences bei EY. „"Verschiedene Faktoren kommen in einer historisch einmaligen Situation zusammen, die jetzt aber für eine gewisse Zeit anhalten dürfte: Kredite sind günstig, viele Unternehmen haben selbst über die Jahre eigenes Kapital angehäuft und die Bereitschaft zum Tausch ganzer Unternehmensteile ist in der Branche so groß wie nie zuvor. Wir sehen jetzt eine neue Normalität, die die M&A-Aktivität noch über die kommenden Jahre auf einem hohen Niveau halten dürfte."

Mega-Deals bestimmen das M&A-Jahr 2015

Allerdings werde das Jahr 2015 angesichts einiger Mega-Deals – allen voran der Pfizer/Allergan-Deal – vermutlich ein Ausreißer nach oben bleiben: "Solche Deals hat es bisher noch nicht gegeben und wir werden sie auch in Zukunft nicht gehäuft sehen", sagt Stürz. Er geht davon aus, dass sich das Deal-Volumen bei rund 200 Milliarden US-Dollar einpendeln wird – bis 2013 war ein Gesamt-Volumen von etwa 100 Milliarden US-Dollar normal.

"Wir bewegen uns eher dahin, dass kleinere Deals abgeschlossen werden. Das liegt daran, dass Unternehmen sich stark fokussieren und sehr gezielt in ganz bestimmten Bereichen verstärken. Gleichzeitig drängen mehrere kleinere Player auf den Markt, die zwar nicht die Firepower der großen erreichen, aber dennoch auf dem Übernahmemarkt aktiv werden."

Big Biotech- und Generika-Unternehmen weiteten M&A-Ausgaben aus

Mit dem Mega-Deal von Pfizer ist vor allem das M&A-Volumen unter den Big-Pharma-Unternehmen im vergangenen Jahr nach oben geschnellt: von knapp 87 Milliarden US-Dollar 2014 auf knapp 209 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr – das ist fast so viel wie die gesamte Branche 2014 zusammen ausgab.

Aber auch die Unternehmen aus den Bereichen Big Biotech und Generika weiteten ihre M&A-Ausgaben deutlich aus – wenn auch auf niedrigerem Niveau. Big Biotech steigerte die Ausgaben für Fusionen und Übernahmen um 355 Prozent auf über 21 Milliarden US-Dollar, die Generika-Unternehmen um 184 Prozent auf knapp 49 Milliarden US-Dollar.

Lediglich bei den Spezialpharma-Unternehmen ging das Volumen zurück – und zwar um mehr als die Hälfte auf unter 50 Milliarden US-Dollar.

Firepower von Spezialpharma um die Hälfte niedriger

Der tiefe Griff in die Kriegskasse aus den vergangenen Jahren macht sich aktuell auch in der Firepower von Spezialpharma bemerkbar. Sie brach im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent auf 60 Milliarden US-Dollar ein, so EY. Auch die Firepower der Big-Pharma-Konzerne ging zurück, allerdings mit einem Minus von sechs Prozent auf 781 Milliarden US-Dollar nicht ganz so dramatisch. Lediglich die Big-Biotech-Unternehmen konnten einen Zuwachs von sechs Prozent auf 337 Milliarden US-Dollar verzeichnen.

Sieben US-amerikanische Konzerne unter den Top-Käufern

Ein deutscher Konzern taucht unter den untersuchten Deals weder als Käufer noch als übernommenes Unternehmen auf, heißt es in der Untersuchung. Dominiert wird die Liste von US-amerikanischen Unternehmen, die sieben der zehn Top-Deals durchführten – allen voran Pfizer, die nicht nur den mit Abstand teuersten Deal überhaupt durchführten, sondern für 16,8 Milliarden Euro außerdem noch Hospira zukauften. Der israelische Konzern Teva Pharmaceutical Industries nimmt mit der 40,5 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme der Allergan-Generika-Sparte den zweiten Platz ein. Auf den Plätzen neun und zehn landet der irländische Konzern Shire, der für 6,6 Milliarden US-Dollar Dyax übernahm und außerdem noch für 5,1 Milliarden US-Dollar NPS Pharmaceuticals.

Den Report finden Sie hier.


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vg 05.02.2016