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Digitale Leistungsfähigkeit: Deutschland kommt langsam voran

Die Digitalisierung in der EU und auch in Deutschland schreitet voran - aber zu langsam. Das ist das Ergebnis der von EU-Kommissar Günther Oettinger vorgestellten Bestandsaufnahme der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft in Europa. Deutschland liegt demnach im gesamteuropäischen Vergleich auf Platz neun und ist somit im Vergleich zum Vorjahr einen Platz nach vorn gerückt. An der Spitze stehen Dänemark, den Niederlande und Schweden. Schlußlichter sind Griechenland, Bulgarien und Rumänien.

Insgesamt kommt die EU demnach weiter voran: Die EU als Ganzes erreicht auf der Skala von 0 bis1 den Wert 0,52 und verbessert sich damit gegenüber dem Vorjahr (0,50). Alle EU-Länder außer Schweden konnten sich verbessern. Die Niederlande, Estland, Deutschland, Malta, Österreich und Portugal haben die größten Zuwächse erreicht und bilden die Spitzengruppe.

Fortschritte bei Breitbandausbau und digitalen Kompetenzen

Die dritte Ausgabe des Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) zeigt, dass es zwar Fortschritte beim Breitbandausbau gibt, diese aber langfristig nicht ausreichen. 71 Prozent der europäischen Privathaushalte können Zugang zu hochleistungsfähigen Breitbandanschlüssen (ab 30 Mbit/s) haben, gegenüber 62 Prozent im Vorjahr. Die Zahl der Mobilfunk-Breitbandanschlüsse nehme rasch zu, von 64 Anschlüssen pro 100 Einwohner im Jahr 2014 auf 75 heute. Die EU müsse sich nun auf den künftigen Bedarf einstellen und die nächste Generation der Mobilfunknetze (5G) aufbauen. 

Großen Nachbesserungsbedarf gibt es laut dem Bericht bei den digitalen Kompetenzen, denn jeder zweite Europäer verfügt noch nicht einmal über Grundkompetenzen. Die Zahl der Absolventen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) habe in der EU zwar leicht zugenommen, doch noch fast der Hälfte der Europäer (45 %) fehlen grundlegende digitale Kompetenzen (E-Mail-Nutzung, Text-/Bildbearbeitung, Installieren neuer Geräte).

Zu wenige Unternehmen nutzen die Chancen des Online-Handels

Außerdem nutzen zu wenige Unternehmen die Chancen des Online-Handels, obwohl die Nachfrage der Internetnutzer steigt. 65 Prozent der europäischen Internetnutzer kaufen online ein, aber nur 16 Prozent der KMU verkaufen überhaupt online – und wiederum weniger als die Hälfte davon verkaufen online in andere Länder (7,5 %). 

Obwohl die Behörden in Europa immer mehr öffentliche Dienste anbieten, greifen nur wenige Bürger auf die digitalen Angebote zurück. Die Indikatoren zeigen, dass die öffentlichen Verwaltungen eine breitere Palette von Dienstleistungen online anbieten (mit denen Bürger z. B. einen neuen Wohnsitz, die Geburt eines Kindes oder andere wichtige Ereignisse anmelden können). Dennoch ist die Zahl der Internetnutzer, die ihre Behördengänge online erledigen, nicht weiter gewachsen (32 %).

Führende EU-Länder gehören auch weltweit zur digitalen Spitze

Zum ersten Mal vergleicht die Kommission die EU auch mit den weltweiten Vorreitern der Digitalisierung wie Japan, die USA und Südkorea. Die vorläufigen Ergebnisse lassen erkennen, dass die führenden EU-Länder auch weltweit zur digitalen Spitze gehören. Die EU als Ganzes muss sich jedoch noch erheblich verbessern, um auf weltweiter Ebene die Führung zu erringen. Der vollständige Bericht über einen neuen internationalen Index der digitalen Leistungsfähigkeit wird Mitte März 2016 vorliegen.

Deutsche Unternehmen vorn bei Nutzung digitaler Technologien

Deutschland hat im vergangenen Jahr sein Ranking in allen Einzelkategorien verbessert, außer bei schnellen Breitbandverbindungen. Die Nachfrage nach diesen Diensten wächst langsam, liegt aber immer noch unter dem EU-Durchschnitt: Während in der EU 30 Prozent der Haushalte schnelle Breitbandverbindungen haben, sind es in Deutschland nur 25 Prozent.
 
Die beste Leistung hat Deutschland bei der Nutzung von digitalen Technologien durch Unternehmen erreicht: Die deutschen Unternehmen haben bedeutende Fortschritte im Bereich des elektronischen Informationsaustauschs erzielt und damit belegt Deutschland in dieser Kategorie den ersten Platz (im Vergleicht zu Platz 14 im vergangenen Jahr).

Deutsche nutzen das Internet häufiger als der EU-Durchschnitt

Der Bericht zeigt, dass immer mehr Deutsche das Internet für die sozialen Medien nutzen. Während es im vergangenen Jahr nur 49 Prozent der deutschen Internetnutzer waren, sind es in diesem Jahr 65 Prozent. Damit schob sich Deutschland von Platz 27 in 2015 auf Platz 16 in diesem Jahr.

Die Deutschen nutzen das Internet häufiger als der EU-Durchschnitt und sie verfügen auch über bessere digitale Kompetenzen. Allerdings nutzt nur jeder fünfte deutsche Internetnutzer (19 Prozent) aktiv elektronische Behördendienste (eGovernment), während es EU-weit jeder Dritte (32 Prozent) ist.

Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Digital Economy and Society Index – DESI) ist ein Online-Instrument zur Messung der Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten auf dem Weg zu einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft. Als solches vereint er eine Reihe relevanter Indikatoren für den gegenwärtigen Politikmix Europas im digitalen Bereich.


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vg 26.02.2016