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Abwerben von Mitarbeitern: Jobwechsel weckt den Kampfgeist

Wer nach einem Jobwechsel mit seinem früheren Arbeitgeber konkurriert, strengt sich umso mehr an – es sei denn, die Ex-Kollegen sind mit im Spiel. Das zeigt eine Studie von Thorsten Grohsjean, Professor an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München, die in der April-Ausgabe des Academy of Management Journal erscheint.

Die Identifikation mit dem Arbeitgeber wächst laut Studie über die Zeit und lässt sich auch nach einem Jobwechsel nicht einfach abstellen. Darunter verstehen die Forscher das Selbstverständnis, das ein Mitarbeiter von sich im Hinblick auf das Unternehmen hat. Wie die Studie zeigt, bemühen sich Mitarbeiter gerade nach einem Jobwechsel darum, die Identifikation mit dem neuen Arbeitgeber zu stärken, und sind deswegen gerade gegenüber ihrer früheren Firma besonders wettbewerbsorientiert. Auf diese Weise lösten sie ihren Loyalitätskonflikt, denn im Grunde fühlten sie sich beiden Unternehmen verbunden, heißt es in der Studie.

Nicht nur im Silicon Valley ist der Kampf um die besten Mitarbeiter hoch. Auch in Deutschland werben Unternehmen in Branchen, in denen starker Wettbewerb herrscht, Mitarbeiter häufig von konkurrierenden Firmen ab. "Sie versprechen sich davon vor allem neues Wissen und wertvolle Kontakte", sagt Grohsjean. Gerade in Consultingfirmen und Anwaltskanzleien seien Kunden oft einzelnen Mitarbeitern gegenüber loyal und wechselten dann mit diesen zum neuen Unternehmen.

Mitarbeiter fühlen sich ehemaligen Kollegen verbunden

Ganz skrupellos verhalten sich die Jobwechsler jedoch nicht. Wenn sie mit früheren direkten Kollegen konkurrieren müssen, schränken sie ihre Wettbewerbsorientierung ein. Plagen sie also Gewissensbisse? "Mit Gewissensbissen hat das weniger zu tun, sondern mit einem Gefühl der Verbundenheit zu früheren Kollegen. Die Überlegung dahinter ist offenbar: Ich attackiere die Ex-Kollegen zwar weniger, aber das schadet nicht zwangsläufig der neuen Firma, wenn ich dafür unbekannte Mitarbeiter der alten Firma mehr angehe", sagt Grohsjean. Für Arbeitgeber, die darüber nachdenken, der Konkurrenz Mitarbeiter abzuwerben, empfiehlt der Wirtschaftswissenschaftler daher: "Es ist besser, ganze Teams abzuwerben als einzelne Mitarbeiter." Wirbt man nur Individuen ab, sollte man diese nicht gegen ihre früheren Kollegen einsetzen.

Der Studie zufolge macht es für das Verhalten des neuen Mitarbeiters keinen Unterschied, ob der Jobwechsel aus freien Stücken, infolge eines Streits mit dem früheren Arbeitgeber oder gar wegen einer Kündigung erfolgt. "Das hat uns auch erstaunt, möglicherweise sind in unserer Studie aber auch die Fallzahlen von jenen, die im Schlechten auseinandergingen, zu gering", schränkt Grohsjean ein.


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rh 07.04.2016