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"Der Brexit ist für die deutsche Wirtschaft ein Schlag ins Kontor"

Die Briten haben entschieden. Der Brexit ist beschlossene Sache. Zur Entscheidung für den EU-Austritt erklärt DIHK-Präsident Eric Schweitzer: "Der Brexit ist für die deutsche Wirtschaft ein Schlag ins Kontor. Bei einem ihrer wichtigsten Handelspartner müssen sich die deutschen Unternehmen auf erhebliche Veränderungen einstellen. Das gilt insbesondere auch für die zahlreichen deutschen Unternehmen, die in Großbritannien für Europa und die Weltmärkte produzieren."

Kurzfristig sei zu befürchten, dass der Absatz deutscher Produkte in Großbritannien schwächer werde. Zudem rechnet Schweitzer in den nächsten Wochen mit einer weiteren Abwertung des Pfunds. "Aber auch strukturell wird der deutsch-britische Handel schwieriger", so der DIHK-Präsident. Großbritannien müsse Handelsverträge weltweit, aber auch mit der EU komplett neu aufsetzen. "Die EU-Verträge sehen einen Zeitraum von zwei Jahren vor, um die künftigen Handelsbeziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu regeln. In dieser Phase der Unsicherheit ist eine Investitionszurückhaltung von beiden Seiten zu erwarten", sagt Schweitzer. "Die EU muss jetzt den Zusammenhalt der restlichen Mitgliedstaaten sichern. Dies bedeutet auch, die richtige Balance zu finden, zwischen guten zukünftigen Handelsbeziehungen mit Großbritannien und der gefährlichen Botschaft, dass man die Vorteile der EU nutzen kann, ohne sich an den Kosten zu beteiligen."

Die Abstimmung zeige aber auch, dass Europa für viele keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Damit die EU gleichermaßen Menschen und Wirtschaft hinter sich vereint, brauche man eine Offensive für Europa. Hierzu zählten ein verstärkter grenzüberschreitender Jugendaustausch ebenso wie ein europäischer Dialog der Unternehmen.

Bitkom: "Gemeinsamer digitaler Binnenmarkt muss unser Ziel bleiben"

Nachdem eine Mehrheit der Briten hat Nein zu Europa gesagt hat, veröffentlichte auch der Bitkom ein Statement. "Es ist zu erwarten, dass sich Großbritannien von den Standards des digitalen Binnenmarkts entfernen wird", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. "Für Unternehmen aus Deutschland bedeutet das, dass sie sich mit abweichenden Regeln in Großbritannien beschäftigen müssen. Gerade für Mittelständler und Start-ups ist das oft kaum möglich. Und IT-Dienstleister, die fast immer in internationalen Teams arbeiten, werden künftig nicht mehr von der Arbeitnehmerfreizügigkeit profitieren können. Wir müssen dafür sorgen, dass wir auch nach dem EU-Austritt Großbritanniens einen möglichst einheitlichen Rechtsrahmen behalten. Ein gemeinsamer digitaler Binnenmarkt, der Großbritannien mit einschließt, muss unser Ziel bleiben. International einheitliche Regeln sind die Grundvoraussetzung für eine funktionierende und leistungsfähige digitale Wirtschaft." Durch das Ausscheiden des wichtigen Mitgliedslands Großbritannien aus der EU werde der Versuch der EU-Kommission deutlich erschwert, einen großen einheitlichen digitalen Binnenmarkt zu schaffen, um den Unternehmen einen Wettbewerb auf Augenhöhe mit Ländern wie den USA oder China zu ermöglichen.

"Von der gerade mühsam verabschiedeten EU-Datenschutzgrundverordnung über Verbraucherschutzrechte und Umweltschutzrichtlinien sind eine Vielzahl von Regelungen durch den Brexit betroffen. Diese werden mit Vollzug des Austritts ihre Gültigkeit verlieren oder in Frage gestellt", sagte Rohleder. "Unternehmen, die ihre Zentralen in Großbritannien haben oder dort über Niederlassungen verfügen, werden davon betroffen sein - etwa wenn der freie Austausch zum Beispiel von Kundendaten eingeschränkt ist oder sie sich an unterschiedliche Verbraucherschutzrechte anpassen müssen." Großbritannien sei für Deutschland seit Jahren eines der wichtigsten Exportländer für IT- und Telekommunikationsprodukte und ein bedeutender Handelspartner. "Sicher ist, dass der Handel durch den Brexit neue Bürokratie auf die Unternehmen zukommt", so Rohleder.

ifo-Präsident Clemens Fuest bedauert Brexit

Auch der neue ifo-Präsident Clemens Fuest gab bereits eine Erklärung zum Brexit ab. "Die Entscheidung der britischen Wähler für den Brexit ist eine Niederlage der Vernunft", sagt er. "Die Politik muss jetzt alles tun, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Dazu gehört es, sicherzustellen, dass Großbritannien so weit wie möglich in den Binnenmarkt integriert bleibt. Es ist wichtig, die Verhandlungen darüber möglichst schnell zum Abschluss zu bringen, damit die Phase der Unsicherheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen möglichst kurz bleibt."


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vg 24.06.2016