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Nachhaltigkeitsberichte: Mehr Transparenz erforderlich

Wie viel Substanz steckt in den Nachhaltigkeitsberichten, die Unternehmen veröffentlichen? Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) unterstützte, unabhängige Ranking der Nachhaltigkeitsberichte, das vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Unternehmensvereinigung Future – Verantwortung Unternehmen vorgestellt wurde, zeigt zwar, dass sich immer mehr Unternehmen um Nachhaltigkeit und Transparenz bemühen. Doch insbesondere die Bedingungen, unter denen zugelieferte Rohstoffe gefördert oder Vorprodukte hergestellt werden, liegen oft noch im Dunkeln.

Wer am besten über Nachhaltigkeit und Lieferkette berichtet

Unter den knapp 120 analysierten Nachhaltigkeitsberichten deutscher Unternehmen gibt es allerdings Vorreiter: Jeweils drei Großunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wurden für ihre vorbildhafte Transparenz ausgezeichnet.

Die besten Nachhaltigkeitsberichte aus der Gruppe der 150 größten deutschen Unternehmen veröffentlichen BMW, Miele und die KfW-Bankengruppe. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen wurden der Biopionier Lebensbaum, der Outdoor-Ausrüster Vaude sowie der Beton- und Natursteinhersteller Rinn ausgezeichnet.

Lücken in den Unternehmensinformationen zu Lieferketten


Thorben Albrecht, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), hob die Bedeutung guter CSR-Berichterstattung für nachhaltiges unternehmerisches Handeln hervor: "Wenn Unternehmensführung und Mitarbeiter in den Berichtsprozess eingebunden sind, dann steigert dies das Bewusstsein im gesamten Unternehmen für Nachhaltigkeit als wichtiges Zukunftsthema und fördert Innovationen. Eingefahrene Abläufe werden hinterfragt und die sozialen und ökologischen Auswirkungen betrachtet, auch solche in den Lieferketten."

Unter den Unternehmen, die ihre Lieferketten bereits ausführlich durchleuchten, befinden sich der Versandhändler Otto und die Sportartikelhersteller Adidas und Puma. "In unserer Analyse haben diese Unternehmen bei den Kriterien, die wir an eine transparente Darstellung der Lieferkette anlegen, besonders gut abgeschnitten", so Udo Westermann von Future. "Solche Bemühungen lohnen sich mehrfach: Verbraucher können umfassend informiert werden, wie ein Produkt entstanden ist. Und das Unternehmen schützt sich vor möglichen schlechten Schlagzeilen, die durch einen Skandal bei einem Zulieferer entstehen können."

Mehr Transparenz wird Pflicht

Ab dem kommenden Jahr sind insbesondere große kapitalmarktorientierte Unternehmen nach einer EU-Richtlinie, zu deren Umsetzung das Bundeskabinett am Mittwoch einen Gesetzentwurf beschlossen hat, dazu verpflichtet, über Maßnahmen zu informieren, mit denen sie Umwelt und Klima schützen oder wie sie darauf achten, dass bei ihren Zulieferfirmen Menschenrechte eingehalten werden.

Während diese Transparenz für einige Unternehmen seit langem selbstverständlich ist, gibt es unter den größten deutschen Firmen weiterhin einige, die sich bedeckt halten. "Insbesondere einige große Handels- und Versicherungsunternehmen halten sich bisher zurück", sagte Gerd Scholl, Wissenschaftler am IÖW. "Unternehmen wie Alte Leipziger, Amazon Deutschland, die Schwarz-Gruppe (Lidl), Signal Iduna oder die Unternehmensgruppe Theo Müller geben bisher kaum Informationen etwa zu den Arbeitsbedingungen in ihren Unternehmen heraus. Doch ohne Transparenz wird es für einige von ihnen ab dem nächsten Jahr nicht mehr gehen. Zumindest die Versicherungsunternehmen sind dann nämlich in der Pflicht."

Über das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte
 
Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte von IÖW und Future bewertet seit 1994 die Berichterstattung deutscher Unternehmen über ihre sozialen und ökologischen Herausforderungen und Aktivitäten. Es ist eine kriteriengestützte Bewertung von Berichten, in denen Unternehmen auf freiwilliger Basis ihre ökologischen und sozialen Aktivitäten und Leistungen darstellen. Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte arbeitet unabhängig und wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt.

Mehr Informationen zum Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen in ihren Lage- und Konzernlageberichten (CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz) finden Sie hier.


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vg 23.09.2016