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Mittelstand: Abhängigkeit von globalen Wertschöpfungsketten

Mittelständische industrielle Zulieferer profitieren von der Mitwirkung in globalen Wertschöpfungsketten. Sie partizipieren nicht nur an den Absatz- und Wachstumschancen für das jeweilige Endprodukt, sondern können auch Ressourcenbeschränkungen überwinden, Verbundforschung betreiben und sich zugleich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Allerdings fühlen sich insbesondere kleinere und wenig diversifizierte Familienunternehmen oftmals einem hohen Wettbewerbsdruck seitens börsennotierter Endhersteller ausgeliefert, die sie kontinuierlich zu Kostensenkungen und zur Übernahme von Innovationsleistungen drängen.

Das ergibt eine Untersuchung von Wissenschaftlern des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn und der Universität Siegen zu den Auswirkungen der Kooperation in globalen Wertschöpfungsketten für mittelständische Unternehmen. Demnach ist die Abhängigkeit eines Zulieferers tendenziell größer, wenn er nur wenige Abnehmer beliefert und wenn die von ihm hergestellten Produkte technologisch wenig anspruchsvoll oder sehr kundenspezifisch sind.

"Mittelständische Unternehmen empfinden die Zusammenarbeit mit den großen Endherstellern mitunter als belastend. Nicht zuletzt, weil ihre eigene Unternehmenskultur in der Regel auf Vertrauen, Partnerschaft und Langfristigkeit beruht. Besonders ausgeprägt ist dieser Gegensatz in der Automobilindustrie, wie unsere Befragung gezeigt hat", berichtet Hans-Jürgen Wolter, IfM.

Konzentrationstendenzen in zulieferrelevanten Wirtschaftssektoren

In mehreren zulieferrelevanten Wirtschaftssektoren sind laut der Untersuchung Konzentrationstendenzen zu beobachten. Diese sind laut den Wissenschaftlern unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Endhersteller zur Reduzierung von Koordinationskosten mit weniger und größeren Zulieferern kooperieren wollen. Verstärkt werden diese Tendenzen demnach durch den Internationalisierungsdruck. Wichtige Zulieferer werden zum Aufbau von Produktionskapazitäten im Ausland gedrängt, wenn ihre Produkte beispielsweise nicht auf Grund hoher Logistikkosten, Lieferschwierigkeiten oder bestehender Handelshemmnisse eingeführt oder von anderen (lokalen) Zulieferern bereitgestellt werden können, heißt es in der Untersuchung.

Darüber hinaus sehen sich die Zulieferer aufgrund der zunehmenden Digitalisierung seit geraumer Zeit gezwungen, vermehrt in neue (digitale) Technologien zu investieren, um ihre Produkte und Produktionsanlagen an die IKT-Vorgaben der Wertschöpfungskette anzupassen und auf veränderte Marktbedingungen und Kundenpräferenzen reagieren zu können, schreiben die Wissenschaftler.

Innovative Produkte entwickeln, Abnehmerkreis diversifizieren

"Kleinere Unternehmen, die das nicht leisten können, werden in zunehmendem Maße von größeren Zulieferern übernommen oder treten aus dem Markt aus", berichtet Hans-Jürgen Wolter. Gleichwohl sieht er die Zulieferer nicht schutzlos den aktuellen Entwicklungen ausgeliefert: Um Abhängigkeiten zu verringern, empfiehlt er, möglichst innovative und hochwertige Produkte zu entwickeln. Auch sollten die Zulieferer ihren Abnehmerkreis diversifizieren und versuchen, in mehreren Wertschöpfungsketten unterschiedlicher Branchen mitzuwirken. Ziel der Unternehmen müsse es sein, die spezifischen Vorteile mittelständischer Unternehmen wie Flexibilität, Zuverlässigkeit und besondere Kundennähe auch unter den neuen Bedingungen zur Geltung zu bringen.

Die Studie 'Globale Vernetzung, Kooperation und Wertschöpfung im Mittelstand' ist hier abrufbar.


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vg 11.01.2017