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Familienunternehmen: Kein Patentrezept für Übergaben

Planen Alteigentümer eine familieninterne Nachfolge, reduzieren sie zunehmend die Ausgaben für Investitionen, je näher der Übergabezeitpunkt heranrückt. Zugleich fördern sie zunehmend seltener die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Im Hinblick auf Forschung und Entwicklung (F&E), Innovationen, betriebliche Reorganisation und Ausbildung lassen sich dagegen keine Verhaltensänderungen feststellen. Beabsichtigen Alteigentümer hingegen ihr Unternehmen zu verkaufen, leiten sie in der Phase vor der angestrebten Übergabe zunehmend seltener betriebliche Reorganisationsmaßnahmen ein und reduzieren die F&E-Aktivitäten.

Das zeigt eine Untersuchung des IfM Bonn. Dafür haben die Wissenschaftler auf Basis des IAB-Betriebspanels das unternehmerische Verhalten nicht nur vor, sondern auch nach einer Übergabe untersucht. Ergebnis: Auch der Inhaberwechsel beeinflusst die Mehrzahl der betrachteten Unternehmensbereiche nicht.

Verhalten orientiert sich an den konkreten betrieblichen Bedingungen

"Anders als erwartet, besteht folglich kein enger Zusammenhang zwischen der Investitionstätigkeit und den einzelnen betrieblichen Bereichen. Ebenso lässt sich kein systematisches Verhalten identifizieren, das sich günstig auf die Unternehmensentwicklung und damit auf den Übergabeerfolg auswirkt. Mit anderen Worten: Es lässt sich kein Patentrezept ableiten, mit dessen Hilfe eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge garantiert werden kann", erklärt Dr. Rosemarie Kay, stellvertretende Geschäftsführerin des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Dies liege vor allem daran, dass die Ausgangssituationen vor einer Übergabe sehr unterschiedlich seien und folglich ein individuelles unternehmerisches Handeln erforderten.

So kann die teilweise beobachtete Zurückhaltung der Alteigentümer im Vorfeld einer Übergabe durchaus ökonomisch rational sein: Sie schränken Maßnahmen ein, weil sie nicht sicher sein können, ob hierdurch ein Mehrwert erzielt werden kann, der auch vom Nachfolger honoriert wird, schreiben die Forscher. "Folglich wirkt sich ein zurückhaltendes Verhalten nicht automatisch negativ auf den Unternehmenserfolg bzw. auf die angestrebte Übergabe aus. Die Nachfolger scheinen sich meist beispielsweise des Investitionsrückstandes bewusst zu sein – und empfinden dies auch nicht zwingend als nachteilig. Allerdings muss der Investitionsstau überwindbar sein und die technischen Anlagen dem aktuellen Stand entsprechen", so Dr. Rosemarie Kay.

Die Studie 'Unternehmerisches Verhalten im Zuge der Unternehmensnachfolge' ist hier abrufbar.


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vg 28.03.2017