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Zahl chinesischer Übernahmen in Deutschland sinkt

Chinesische Investoren kommen in Europa immer seltener zum Zug: Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Übernahmen und Unternehmensbeteiligungen europaweit um 21 Prozent auf 196 zurück, das Investitionsvolumen schrumpfte sogar um 46 Prozent auf 31,2 Milliarden US-Dollar. Auch in Deutschland wurde ein deutlicher Rückgang verzeichnet – die Zahl der Zukäufe und Beteiligungen sank von 54 auf 35. Damit wurde hierzulande eine Transaktion mehr durchgeführt als in Großbritannien. Beide Länder bleiben damit die beliebtesten Investitionsziele chinesischer Investoren in Europa. Daneben erwiesen sich vor allem Italien (20 Transaktionen) und Frankreich (16 Übernahmen) als wichtigste Zielmärkte für Investoren aus dem Reich der Mitte.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa untersucht.

Wert der chinesischen Übernahmen in Deutschland sinkt um 22 Prozent 

Das meiste Geld floss demnach nach Deutschland: Insgesamt 10,7 Milliarden US-Dollar haben chinesische Unternehmen in Deutschland investiert, ein Rückgang um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 13,7 Milliarden US-Dollar investiert wurden.

Der größte Deal in Deutschland war zugleich die größte Transaktion in Europa: der Einstiegs des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler mit einem Volumen von geschätzt 8,9 Milliarden US-Dollar. An zweiter Stelle folgt der – noch nicht abgeschlossene – Kauf des finnischen Sportausrüsters Amer Sports Oyj durch Anta Sports für 6,3 Milliarden US-Dollar. Dahinter rangiert die Komplettübernahme des italienischen Mobilfunkbetreibers Wind Tre durch CK Hutchinson für 2,9 Milliarden US-Dollar.

Chinesen kaufen weniger Industrie- und mehr Konsumgüterunternehmen

Schaut man sich an, welche Branchen besonders im Fokus standen, zeigt sich, dass die Zahl der gekauften europäischen Industrieunternehmen im vergangenen Jahr von 79 auf 39 etwa halbiert. Auch im High Tech-Bereich war die Transaktionsaktivität rückläufig und sank von 32 auf 22 Deals. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Transaktionen im Bereich Konsumgüter und Dienstleistungen: Von 13 auf 27. Dazu zählen beispielsweise neben Schmuck- und Möbelherstellern etwa Sprachschulen, vor allem in Großbritannien.

Rahmenbedingungen verändern sich, Transaktionsprozess komplizierter

"Die Transaktionsaktivitäten sind europaweit nun fünf Halbjahre in Folge zurückgegangen", stellt Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY, fest. "Die Gründe für diesen kontinuierlichen Rückgang sind vielfältig. Zum einen haben sich die Rahmenbedingungen in China verändert: Die Regierung möchte übermäßige Kapitalabflüsse verhindern und wünscht eine Konzentration der Investitionstätigkeit auf Kernbranchen. Zudem wächst die chinesische Wirtschaft nicht mehr so stark, was – gepaart mit der hohen Verschuldung vieler Unternehmen – eine stärkere Vorsicht gerade bei großen Transaktionen zur Folge hat. Obendrein werden chinesische Investoren auch in Europa nicht mehr überall mit offenen Armen empfangen."

Auch der Transaktionsprozess sei komplizierter geworden, sagt Sun: "Seit einigen Jahren fordern europäische Käufer von chinesischen Investoren schon am Anfang eines Verkaufsprozesses Nachweise über die nötigen Finanzmittel. Zudem wird vielfach eine detaillierte Integrationsplanung erwartet. Auch das Vorliegen von Genehmigungen durch chinesische Behörden wird inzwischen vielfach vorausgesetzt."


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vg 05.02.2019