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Nur wenige Verbraucher zahlen Aufpreis für Tierwohl-Produkte

Nur 16 Prozent der Verbraucher sind bereit, einen Tierwohl-Artikel anstatt konventionell erzeugter Ware zu kaufen. Dabei darf der Preisaufschlag für ein mit dem Tierwohl-Siegel gelabeltes Produkt nicht zu hoch ausfallen: Akzeptiert wird ein Plus von etwa 30 Cent für einen mittelpreisigen Schweinefleisch-Artikel, der nach Tierwohl-Standards produziert wurde. Das entspricht einer Preiserhöhung von neun bis 13 Prozent je nach Ausgangspreis des Artikels. Bei merklich höheren Preisaufschlägen (zum Beispiel 26 Prozent für Gulasch) sowie kleineren Erhöhungen gingen die Absätze deutlich zurück. Das hat eine Studie der Hochschule Osnabrück ergeben.

Differenz zwischen Kaufbereitschaft und Umfrageergebnissen

"Die Ergebnisse haben uns überrascht", so Prof. Dr. Ulrich Enneking von der Hochschule Osnabrück. "Bisherige Umfragen haben ergeben, dass viele Verbraucher grundsätzlich bereit sind, deutlich mehr Geld für Fleisch auszugeben, wenn es nach höheren Tierwohl-Standards produziert wurde. Wir wissen jetzt, dass die beobachtete Realität beim tatsächlichen Kaufverhalten differenzierter und komplexer ist. Die grundsätzliche Bereitschaft, im Test mehr Geld für solches Fleisch auszugeben, ist nur bedingt ausgeprägt."

Dieses geringe Kaufinteresse steht dabei im Widerspruch zu den Ergebnissen der parallel durchgeführten Befragung im Kassenbereich. Hier gaben deutlich mehr Konsumierende an, Tierwohl-Produkte zu bevorzugen.

Enneking verweist in diesem Zusammenhang auf die Komplexität der Thematik: "Man muss die Aufpreisbereitschaft sehr differenziert betrachten, da immer zahlreiche Faktoren wie zum Beispiel die Kaufkraft oder das Produkt einen Einfluss auf das Kaufverhalten haben."

Über die Studie

Für die Studie der Hochschule Osnabrück wurde zwischen dem 15. Oktober und 15. Dezember 2018 das tatsächliche Kaufverhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern in 18 Edeka- und NP-Discount-Märkten der Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover untersucht. Dabei wurde die neueingeführte Ware nach der Hälfte der Testzeit als Tierwohlware mit Tierwohl-Siegel sowie Vor-Ort-Informationen in Form von Deckenhängern und Flyern zum Tierwohl neu positioniert.

Das Fleisch für die Tierwohl-Produkte stammte von Bauern, die ihren Tieren mehr Platz, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und einen komfortableren Stallboden boten als gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem wurde der Preis in drei Stufen verändert, um Aussagen zur Preissensibilität der Käufer zu treffen. Neben dem Verkaufstest ergänzte eine wissenschaftliche Befragung im Kassenbereich der teilnehmenden Märkte das Experiment. 


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vg 18.01.2019