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Neustart der Wirtschaft: Wiederaufnahme des Geschäftslebens keine leichte Aufgabe

Während die coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens weltweit langsam gelockert werden, kehrt auch die Wirtschaftswelt langsam zur Normalität zurück. Wie Unternehmen ihren Betrieb erfolgreich wiederaufnehmen und gleichzeitig die Gesundheit ihrer Belegschaft schützen können, zeigt die internationale Unternehmensberatung Bain & Company in ihrer aktuellen Studie Back to Work: Advance, Retreat, Adapt, Recover.

"Bis es wirksame Medikamente oder Impfstoffe gegen Covid-19 gibt, agiert die Wirtschaft unter völlig veränderten Rahmenbedingungen", erklärt Bain-Deutschlandchef Walter Sinn. "Belastbare Vorhersagen für die Zukunft sind schwer zu treffen. Innerhalb von Tagen können sich Vorschriften, Verfügbarkeiten von Produktionsmitteln oder die Bedürfnisse von Kunden und Belegschaft ändern."

Der Unsicherheit begegnen

Der Bain-Studie zufolge fürchtet derzeit mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in den weltweit größten Industriestaaten um ihre Jobs.

"Die Wirtschaft muss jetzt den schwierigen Spagat schaffen, Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig Menschenleben zu schützen", stellt Sinn fest. "Für diese Phase höchster Komplexität und Volatilität müssen sich Unternehmen in weiten Teilen völlig neu aufstellen."

Auf die Unsicherheit, die momentan herrscht, muss das Topmanagement mit großer Agilität und der Berücksichtigung unterschiedlichster Szenarien reagieren, so Bain. Statt auf kurzfristige Effizienz gelte es, auf langfristige Stabilität zu setzen. Statt straffer Top-down-Führung sei dezentraleres Agieren angesagt. Und anstelle starrer Periodenplanung sei eine kontinuierliche Marktbeobachtung gefragt.

"Unternehmen müssen Freiräume nutzen, aber im Notfall Maßnahmen auch schnell wieder zurücknehmen und sich an veränderte Gegebenheiten anpassen können", so Sinn.

Umfassende Maßnahmen treffen

Ähnlich wie ein Start-up sollten Unternehmen vor der Wiederaufnahme ihres Betriebs genau untersuchen, welche Kundenbedürfnisse in welchen Regionen sie tatsächlich bedienen können, heißt es in der Studie. Dadurch könnten Unternehmen ihre Geschäftsmodelle und Prozesse so ausrichten, dass sie mit Blick auf den veränderten Markt zielsicher produzieren und die richtigen Dienstleistungen anbieten können.

Es wird Nachfrageschwankungen geben, die es sorgfältig zu beobachten gilt, schreiben die Berater. Unternehmen sollten alle sich bietenden Möglichkeiten nutzen, um den Umsatz zu steigern. Gleichzeitig müssten sie den reibungslosen Ablauf aller Geschäftsprozesse sicherstellen: Lieferketten, Produktion, Vertrieb und Service müssten auch in der aktuellen Situation zuverlässig funktionieren. Für mögliche Störungen sollten passende Lösungen entwickelt werden.

Flexible Teams bilden

Sind Kundenbedürfnisse verstanden und Prozesse gesichert, lässt sich solide kalkulieren, wie viele und welche Arbeitskräfte in die Werke und Büros zurückkehren sollten. Diese Zahl kann je nach Region, Produktkategorie oder Produktionsmöglichkeiten variieren, heißt es in er Studie. Gerade die Erfahrungen im Lockdown hätten gezeigt, dass für viele Aufgaben eine permanente physische Anwesenheit im Betrieb nicht zwingend erforderlich sei.

Die Pandemie werde den Trend hin zum Homeoffice und zu flexiblen Arbeitskonzepten dauerhaft verstärken. Die Anforderungen unter anderem an Technik und Kommunikation verändern sich dadurch ebenso wie die Unternehmenssteuerung selbst, heißt es weiter. Das bedeute signifikante Einsparpotenziale hinsichtlich Flächenbedarf und Raumkosten. Gleichzeitig seien zusätzliche Investitionen in die Ausstattung der Heimarbeitsplätze zwingend erforderlich.

Noch ist das Virus nicht vollständig eingedämmt. Deshalb werde es immer wieder Phasen geben, in denen sich weniger Mitarbeiter in den Werken und Büros aufhalten. Manche müssen möglicherweise in Quarantäne oder aufgrund lokal neuerlich getroffener Lockdown-Maßnahmen zu Hause bleiben, so die Bain-Autoren. In allen Geschäftsbereichen sollte es daher agile Teams geben, die der jeweiligen Situation sofort gerecht werden können. Dies versetze Unternehmen in die Lage, ihren Betrieb hochzufahren und gleichzeitig größtmögliche Stabilität bei permanent wechselnden Bedingungen zu erreichen.

Mitarbeiter allumfassend schützen

Die Sicherheit und Gesundheit der Belegschaft muss indes oberste Priorität für das Management haben, heißt es in der Studie. Das Ziel sei, die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Für Ladengeschäfte, Werkhallen und Lager seien angemessene Sicherheitskonzepte zu realisieren. Gleiches gelte für Kundenbesuche. Eine ausreichende Hygiene, Desinfektionsmittel, Schutzausrüstung und Masken müssten eine Selbstverständlichkeit sein, möglicherweise auch Infektionstests. Darüber hinaus seien Arbeitsplätze mit Schutzvorrichtungen, beispielsweise Trennwänden, auszustatten sowie Räumlichkeiten oder Arbeitsabläufe umzugestalten.

"In den nächsten Wochen muss es dem Management gelingen, dass Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Investoren Vertrauen in das Wiederhochfahren des Betriebs haben", betont Bain-Deutschlandchef Sinn. "Arbeiten von zu Hause wird Teil der neuen Normalität sein. Unternehmen sollten sich möglichst rasch auf flexiblere Arbeitskonzepte einstellen und die Chancen nutzen, die sich daraus ergeben."

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vg 22.05.2020