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Neuer Pragmatismus bei der Ernährung

Die Corona-Zeit hat beim Essverhalten Perfektionsansprüche gelockert, den Blick aufs Wesentliche geschärft und insgesamt für eine Relativierung überzogener Erwartungshaltungen gesorgt. Das sind Erkenntnisse einer qualitativen Studie des tiefenpsychologischen Marktforschungsinstituts Rheingold im Auftrag von Kulinaria Deutschland. Die Kölner Forscher erwarten, dass der neue Pragmatismus nicht nur eine temporäre Krisenerscheinung bleibt, sondern vielmehr die Ernährungs- und Kochgewohnheiten über längere Zeiträume prägen wird. Insgesamt zeigt die Studie sechs verhaltensbeeinflussende Faktoren, die sich auf die Verbraucherbedürfnisse auswirken.

Sechs zentrale Treiber für die Veränderung von Ernährung, Kochen und Essen

  1. Versorgung sichern: Aus der Erfahrung einer begrenzten Verfügbarkeit von Produkten sowie aufgrund des eingeschränkten Einkaufserlebnisses (u.a. Maskenpflicht), werden verstärkt Vorratshaltung und Plankäufe getätigt.
  2. Alltag strukturieren: Home-Office (und Home-Schooling) gehen mit der Herausforderung einer eigenen Tagesstrukturierung einher. Mahlzeiten und Snacks werden als Marker für die Zwischenetappen im Tagesverlauf genutzt, wodurch die Anzahl der Verzehranlässe gestiegen ist.
  3. Gemeinschaft pflegen: Das gemeinsame Essen wird zur zentralen Begegnungsstätte, bei der auch Sorgen und Nöte auf den Tisch kommen. Die Reaktivierung des Familientischswird als sehr positiv erlebt, da hier der Kontakt zu Partner*in und (älteren) Kindern intensiviert wird. Statt Ernährungsidealen ist es nun wichtiger geworden, das Wir-Gefühl zu stärken:‚Wir schaffen das!
  4. Tristesse kompensieren: Die vielfältigen, anhaltenden Begrenzungen werden als ermüdend bis deprimierend erlebt. Essen bietet eine (gewisse) Kompensation und wird gezielt zur Stimmungsmodulation eingesetzt: Abwechslung, Inspiration, Spannung, Schärfe, Überraschung u.v.m.
  5. Aktiv bleiben: Angesichts der eigenen Stilllegung und Begrenzung vermitteln Kochen und Backen Erlebnisse von Kreativität, Entwicklung und Selbstwirksamkeit, die stolz serviert und präsentiert werden können. Zum Teil entsteht jedoch auch Frustration: hoher Aufwand, fehlende Kompetenzen, enttäuschende Ergebnisse.
  6. Perfektionsansprüche lockern: Die Corona-Zeit hat den Blick für das Wesentliche geschärft und darüber auch eine Erdung für das Thema Ernährung bewirkt, das zuvor mit einem hohen Performance-Anspruch besetzt war. Statt hoher Ernährungsideale steht nun ein ‚gesundes Maß‘ im Fokus (#mehrRealitätbeimEssen).

Essverhalten im Wandel – vom Angeber zum Teamplayer

"Statt sich über vorzeigbare, instagram-taugliche Speisen zu profilieren, sehnten sich die Probanden mehr danach, Teamplayer und Alltagsheld zu sein", sagt Studienleiter Sebastian Buggert. Die Darstellung als Familienmensch, der die Krise flexibel meistert und alle gut versorgt, sei wichtiger als die "Maske des Performance-Anspruches". Spaß und Gemeinschaftserleben treten an die Stelle von Exklusivität und Exzellenz. Fertiggerichte, Würzhelfer und Convinience-Produkte bekommen in diesem Kontext nachhaltig eine größere Bedeutung. Besonders die durch die Krise belasteten Eltern verschafften sich durch die Produkte Freiräume und vereinfachten ihren Alltag.

Die Studienergebnisse finden Sie hier. Für die Untersuchung wurden 20 tiefenpsychologische Rheingold-Interviews in Köln, Leipzig, München und Hamburg geführt - mit zwölf Frauen und acht Männern zwischen 25 und 65 Jahren.

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vg 25.08.2020