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Mittelstand sieht Digitalisierung positiv, auch der Handel holt auf


Anteil an Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung beschäftigen, steigt leicht (Quelle: Star Finanz)

Unternehmen in Deutschland bekommen die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich zu spüren. Konkrete Auswirkungen zeigen sich zum Beispiel bei Aufträgen und Umsätzen. Während die Umsätze branchenübergreifend regelrecht eingebrochen sind – jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) beklagt Rückgänge –, stechen bei knapp einem Viertel der befragten Betriebe die fehlenden Aufträge hervor (22 Prozent). Immerhin 31 Prozent gaben an, keinerlei Auswirkungen zu spüren.

Das geht aus der Digitalisierungs-Umfrage des Online- und Mobile-Banking-Lösungensanbieters Star Finanz hervor, die dem deutschen Mittelstand zum zweiten Mal nach 2019 auf den Zahn fühlt. Der Handel ist demnach stärker von der Pandemie betroffen als andere Branchen. So blickt dieser zum einen auf stärkere Umsatzrückgänge (61 Prozent). Zum anderen geben die Unternehmen in geringerem Umfang an (17 Prozent), nicht von den jüngsten Entwicklungen betroffen zu sein.

Auswirkungen von Corona auf den Geschäftsbetrieb: Vor allem der Handel ist von einem Umsatzrückgang betroffen (Quelle: Star Finanz)

Handel ist von allen Branchen am stärksten von Kurzarbeit betroffen

Interessant ist zudem ein Blick auf die Maßnahmen, die Unternehmen zur Eindämmung des Corona-Virus umgesetzt haben. In etwa gleich ausgeprägt sind hier der Ausbau von Homeoffice-Möglichkeiten (37 Prozent), Kurzarbeit (34 Prozent) oder der verstärkte Einsatz digitaler Tools (33 Prozent) zu nennen. Lediglich sechs Prozent der Unternehmen sahen sich genötigt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kündigen. Der Handel ist mit 44 Prozent am stärksten von Kurzarbeit betroffen. Homeoffice spielte im Handel mit 30 Prozent eine geringere Rolle als in vielen anderen Branchen.

Handelsunternehmen sehen in Digitalisierung noch öfter eine Bedrohung als andere Branchen

Die Umfrage, an der branchenübergreifend rund 7.500 Unternehmen teilgenommen haben, bescheinigt den Betrieben eine positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung. Demnach steigt sowohl der Anteil an Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung beschäftigen (von 77 auf 79 Prozent), als auch der Anteil derer, die die digitale Transformation als Chance begreifen, von 83 auf 87 Prozent leicht an.

Der Handel sieht indes im digitalen Wandel noch öfter eine Bedrohung als andere Branchen (16 Prozent), doch auch hier nehmen die Vorbehalte im Vorjahresvergleich leicht ab. Handelsbetriebe beschäftigen sich zudem häufiger mit Digitalisierung, hier verzeichnet die Umfrage einen Anstieg von 78 Prozent im Vorjahr auf 82 Prozent in 2020.

Digitalisierungsängste nehmen mit zunehmender Unternehmensgröße ab

Sowohl für den Handel als auch für alle anderen untersuchten Branchen gilt: Umso größer die Unternehmen, desto positiver stehen sie der Digitalisierung gegenüber. Der Anteil der Unternehmen, die Digitalisierung als Chance wahrnehmen, steigt von 82 Prozent bei den Klein- und Kleinstbetrieben (bis 0,5 Millionen Euro Umsatz) auf 95 Prozent in der umsatzstärksten Gruppe (über 20 Millionen Euro Jahresumsatz). Auch die Bereitschaft, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen, sinkt mit abnehmender Unternehmensgröße. Von den 21 Prozent, die sich nicht damit auseinandersetzen, haben 65 Prozent der Betriebe weniger als zehn Mitarbeiter.

In der Handelsbranche ist dieser Trend besonders ausgeprägt. Während 69 Prozent der Kleinstbetriebe (bis zu neun Mitarbeiter) sagen, dass sie sich nicht mit Digitalisierung beschäftigen, sinkt der Anteil der Digitalisierungsmuffel ab einer Unternehmensgröße von 50 Mitarbeitern auf unter zwei Prozent.

Betriebe erwarten eine Veränderung des Geschäftsmodells

Wie im Vorjahr erwartet fast die Hälfte aller Unternehmen (46 Prozent) in den kommenden fünf Jahren eine Veränderung ihres Geschäftsmodells. Gleichzeitig leitet daraus weiterhin nur etwa jedes zehnte Unternehmen unmittelbaren Handlungsdruck ab – lediglich zwölf Prozent wollen diese Veränderung aktiv in die Hände nehmen und das eigene Modell in naher Zukunft anpassen. Der Handelssektor, der in den vergangenen Jahren wohl die umfassendste Disruption erlebt hat, geht als einzige der untersuchten Branchen überwiegend von einer Veränderung ihres Geschäftsmodells aus (53 Prozent). Und wiederum ist es der Handel, der mit 15 Prozent Zustimmung Veränderungen des Geschäftsmodells vergleichsweise als am notwendigsten betrachtet.

Die Digitalisierung bestehender Prozesse (69 Prozent) sowie Online-Marketing (56 Prozent) sind für den Handel die häufigsten Gründe für die Beschäftigung mit dem Thema Digitalisierung. Die Analyse von Big Data ist immerhin schon für 15 Prozent der Unternehmen ein Thema, 5 Prozent setzen sich mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) auseinander.

Zur Umfrage

Die Star Finanz führte im Juni 2020 eine Online-Umfrage unter Einzelunternehmern, mittelständischen Firmen und Konzernen in ganz Deutschland durch. Ziel der Umfrage war es, Erkenntnisse zum Digitalisierungsgrad sowie zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf deutsche Unternehmen zu gewinnen. Insgesamt nahmen rund 7.500 Firmen an der Befragung teil, darunter 750 Betriebe, die sich der Handelsbranche zuordnen. Ein Großteil der Antwortgeber besetzt in den Unternehmen leitende Positionen. Über die Hälfte (57 Prozent) sind Inhaber oder Geschäftsführer, knapp ein Viertel (24 Prozent) leitende Angestellte.

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vg 01.10.2020