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"Der Staat wird nicht alle dauerhaft retten können"

CDU/CSU-Wirtschaftspolitiker Dr. Carsten Linnemann (Foto: Thorsten Schneider)
CDU/CSU-Wirtschaftspolitiker Dr. Carsten Linnemann (Foto: Thorsten Schneider)

Der Wirtschaftspolitiker Dr. Carsten Linnemann, seit 2018 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Bereich Wirtschaft, Mittelstand und Tourismus sowie seit 2013 Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, über die Gefahr von Insolvenzen und zu wenig langfristig wirkende Strukturreformen sowie Lösungen, die über das bloße Verteilen von Lohnersatz und Zuschüssen hinausgehen.

markenartikel: Sie haben sich des Öfteren kritisch geäußert über die Corona-Maßnahmen des Bundes und warnen in einem Interview vor einem "Pleiteherbst, der sich gewaschen hat". Werden die ökonomischen Folgen der Corona-Krise noch unterschätzt?

Dr. Carsten Linnemann: Ja, die ökonomischen Folgen werden immer noch von vielen unterschätzt. Dies ist die größte Wirtschaftskrise in der Nachkriegsgeschichte. Aus Sicht der Wirtschaft stehen wir zudem erst am Anfang der Krise. Aktuell ist die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt, ab Oktober wird sie wieder scharf geschaltet. Das wird viele Unternehmen hart treffen. Ich befürchte tausende Insolvenzen, verbunden mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze. Zudem müssen viele Unternehmen, auch wenn sie nicht von einer Insolvenz bedroht sind, sparen.

markenartikel: Mit welcher Konsequenz?

Linnemann: All das hat letztendlich Auswirkungen auf den Geldbeutel jedes Bürgers. Zu spüren bekommen das an erster Stelle kleine Mittelständler und Ladengeschäfte in den Innenstädten. Die großen Online- und Versandhändler sind weit weniger betroffen. Sollte das Weihnachtsgeschäft, das gerade für die kleinen Läden in den Innenstädten sehr wichtig ist, schlecht ausfallen, hat das fatale Folgen für viele Geschäftsleute und Kleinunternehmen.

markenartikel: Der erhoffte Wachstumsschub aus dem Konjunkturpaket ist noch nicht da. Ob die Mehrwertsteuersenkung wirklich für einen positiven Konsumimpuls sorgt oder das Mehr an Bürokratie die positiven Aspekte der Maßnahme eher überschattet, wird heftig diskutiert. Viele Bundesbürger fürchten zudem eine zweite Infektionswelle. Sie selbst haben gesagt, Teile der Wirtschaft seien inzwischen "auf der Intensivstation". Welche Risiken sehen Sie konkret, auf die sich die Unternehmen einstellen müssen?

Linnemann: Ich habe mittlerweile das Gefühl, wir sind in einer Art künstlichen Ökonomie angekommen. Es werden Maßnahmen ergriffen und so getan, als hätten wir im Keller eine Gelddruckmaschine. Damit suggerieren wir der Wirtschaft, der Staat könne diese Krise ausschließlich mit Geld lösen. Die Situation ist wirklich skurril: Wir haben in diesem Jahr rund zehn Prozent weniger Firmeninsolvenzen als im Vorjahr. Wir halten viele Unternehmen am Leben, die am Markt keine Chance mehr haben. Was passiert mit diesen Unternehmen, wenn die Hilfsmaßnahmen irgendwann auslaufen? Der Staat wird nicht alle dauerhaft retten können. Das Problem wird aktuell nicht gelöst, sondern vertagt.

Wieso man bei den Hilfsmaßnahmen auf Sicht fahren sollte und warum Lösungen gefragt sind, die über das bloße Verteilen von Lohnersatz und Zuschüssen hinausgehen, sagt Linnemann im vollständigen Interview in markenartikel 10/2020. Zur Bestellung geht es hier.



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(vg) 02.10.2020



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vg 02.10.2020