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Dax-Unternehmen: Nur eine Frau unter 30 Aufsichtsratsvorsitzenden

Keine Verbesserung in Sicht: Schlüsselpositionen in Dax-Aufsichtsräten bleiben Männern vorbehalten. Zwei Jahre nach Erreichen der gesetzlichen Frauenquote von 30 Prozent für die Aktionärsvertreterseite in den Dax-Aufsichtsräten stagniert der Anteil der Frauen bei 32,9% Prozent (32,3 % im Vorjahr). Zählt man die Arbeitnehmervertreterinnen hinzu, liegt der Frauenanteil jetzt bei 36,3 Prozent. Deutschland liegt damit auf Platz 7 in Europa. Das geht aus einer Erhebung der Personalberatung Russell Reynolds Associates hervor. Seit zehn Jahren analysiert das auf die Besetzung von Spitzenpositionen spezialisierte Unternehmen die Zusammensetzung der Aufsichtsräte der 30 Dax-Unternehmen in einer jährlichen Studie.

Zuwachs im Zehnjahres-Vergleich

Trotz der derzeitigen Stagnation zeigen sich über die vergangenen zehn Jahre betrachtet große Veränderungen in der Zusammensetzung der Dax-Aufsichtsräte: 2010 lag der Frauenanteil bei nur sieben Prozent, er ist also seitdem auf mehr als das Viereinhalbfache gestiegen. Den größten Zuwachs (+5 Prozentpunkte) gab es 2016 - im ersten Jahr nachdem das Führungspositionengleichberechtigungsgesetz in Kraft getreten war.

Während die gesetzlich forcierte Frauenquote erreicht ist, hat sich an den Machtverhältnissen in den Dax-Aufsichtsräten wenig geändert. Mit Dr. Simone Bagel-Trah bei Henkel ist nur ein Aufsichtsratsvorsitz von 30 von einer Frau besetzt (im Vorjahr waren es zwei). Nur zwölf Prozent (Vorjahr 13%) der Ausschussvorsitzenden sind weiblich (17 von 142). Insgesamt ziehen dieses Jahr neun Frauen neu in die Aufsichtsräte ein. Erstmals in den vergangenen fünf Jahren haben weniger als die Hälfte der neu gewählten weiblichen Aufsichtsräte Erfahrung auf Top-Management-Ebene vergleichbarer Konzerne: Sie sind mehrheitlich Beraterinnen, Expertinnen und Politikerinnen.

Vorständen der Dax-Unternehmen: Weiter großer Aufholbedarf bei der Frauenquote

Anders als in den Aufsichtsräten besteht in den Vorständen der Dax-Unternehmen bei der Frauenquote weiterhin großer Aufholbedarf. Der Frauenanteil ist hier dieses Jahr wieder unter den Wert von 2017 gesunken, auf jetzt 13,3 Prozent (nach 14,2 % im Vorjahr; die designierte Vorstandschefin von Merck, Belén Garijo, die 2021 ihr CEO-Amt antritt, ist bereits berücksichtigt).

Weiterhin stellt die Studie fest, dass sich die Entwicklung zu mehr Digitalisierungsexpertise in den Dax-Aufsichtsräten dieses Jahr nicht fortsetzt. Nach einem signifikanten Anstieg in den vergangenen zwei Jahren stagniert die Anzahl der Digitalisierungsexperten. Ein Grund dafür: Erstmals haben drei Viertel der Dax-Unternehmen digitale Expertise im Aufsichtsrat. Von den Digitalisierungsexperten sind 36 Prozent weiblich.

W und Deutsche Bank zahlen am meisten

Die Aufsichtsratsvergütungen sind zuletzt gesunken auf jetzt durchschnittlich 185.000 Euro pro Jahr, ein Rückgang von 3,25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die höchsten Vergütungen für Aufsichtsratsvorsitzende gibt es bei Volkswagen und der Deutschen Bank.

Die Verflechtung hat weiter abgenommen: Nur noch neun Vorstände haben auch Aufsichtsratsmandate, ein neuer Tiefststand. Auf weibliche Vorstände entfallen 33 Prozent dieser neun Mandate (3), obwohl der Frauenanteil auf der Vorstandsebene nur gut 13 Prozent beträgt.

Entflechtung, Diversität und Suche nach Digitalisierungsexperten als Top-Themen bei der Besetzung

Die Studie zeigt somit, dass die großen Themen der letzten Jahre - Frauenquote, Diversität, Doppelmandate - zunehmend in den Hintergrund rücken. Digitale Neuausrichtung, Governance, gesellschaftliche Verantwortung und eine entsprechende 'purpose-orientierte' Führung sind die neuen großen Themen. Momentan haben nur vier Prozent der Aufsichtsräte ausgeprägten Bezug zu Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR), und nur zwei Prozent ausgewiesene Expertise in der Überwachung von 'guter Unternehmensführung' (Corporate Governance).



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vg 20.10.2020