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Mehrheit der Unternehmen senkt 2020 Investitionen - auch für F&E-Aktivitäten

Mehr als jeder zweite Industriekonzern weltweit reduziert 2020 seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie seine Investitionsausgaben (Capex) - (Quelle: Bain)
Mehr als jeder zweite Industriekonzern weltweit reduziert 2020 seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie seine Investitionsausgaben (Capex) - (Quelle: Bain)

Angesichts der Corona-Pandemie reduzieren Industriekonzerne weltweit in diesem Jahr ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr. 56 Prozent der Firmen senken ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E), 57 Prozent ihre Investitionsausgaben (Capex). Besonders starke Kürzungen am gesamten Investitionsvolumen nehmen zwölf Prozent der Unternehmen vor. In puncto F&E fahren sogar 16 Prozent ihre Ausgaben kräftig zurück. Lediglich vier Prozent der Firmen geben dagegen an, ihre Gesamtinvestitionen 2020 stark erhöht zu haben, bei den F&E-Ausgaben sind es drei Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Unternehmensberatung Bain & Company (u.a. München), für die 114 Führungskräfte von globalen Industriekonzernen mit mehr als 500 Millionen US-Dollar Jahresumsatz befragt wurden.

Effizient agierende Organisationen können allerdings auch mit knappen Investitionsbudgets überdurchschnittliche Renditen erzielen. Das hat die Bain-Studie Focusing R&D and Capex to Win zum selben Thema ergeben.

"Die Effizienzchampions positionieren sich rechtzeitig für den nächsten Aufschwung, indem sie klar definieren, wo sie nach der Krise stehen wollen", erläutert Bain-Partner Thomas Lustgarten, Co-Autor der Studie und Leiter der globalen Praxisgruppe Industriegüter und -services. "Sie setzen ihre finanziellen Mittel konsequent entlang dieser Zielvorgaben ein, statt Ausgaben pauschal zu senken."

Weniger ist mehr

Bereits in vergangenen Wirtschaftszyklen waren bei zahlreichen Unternehmen zum Teil große Unterschiede hinsichtlich des Einsatzes ihrer Finanzmittel auszumachen. Dies zeigt eine frühere Bain-Analyse von weltweit 516 Industriekonzernen im Zeitraum von 2010 bis 2019. Im Verhältnis zu ihrem Umsatz waren bei 26 Prozent der untersuchten Unternehmen die Ausgaben für F&E sowie Capex überdurchschnittlich hoch, doch sie erwirtschafteten lediglich unterdurchschnittliche Renditen für ihre Aktionäre. Demgegenüber investierten 25 Prozent unterdurchschnittlich stark, erzielten aber deutlich höhere Aktienrenditen als ihre Wettbewerber.

Im Zuge der anhaltenden Corona-Krise können Unternehmen mithilfe einer effizienten Investitionsstrategie ihre Marktposition aufrechterhalten und sogar ausbauen, so bain. Dabei seien fünf Erfolgsfaktoren entscheidend:

  1. Falsche Einschnitte vermeiden. Viele Konzerne kürzen in einer Rezession ihre Ausgaben pauschal in allen Geschäftsbereichen. Damit gewährleisten sie zwar kurzfristige Liquidität, verringern jedoch ihre Wachstumschancen, wenn die Konjunktur wieder anspringt, und gefährden damit ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Vorreiterunternehmen handeln in Krisen weitsichtiger. Sie überprüfen und adaptieren zunächst ihre Strategie und haben einen klaren Blick auf ihr zukünftiges Geschäfts- und Produktportfolio. Auf dieser Basis senken sie in bestimmten Bereichen überproportional Kosten und investierten gleichzeitig in ausgewählte Wachstumsfelder.
  2. Führungsposition anstreben. Unternehmen kommen sicher durch Umbruchphasen, wenn sie ihre Marktanteile, Profitabilität sowie Fähigkeiten analysieren und sich auf Geschäftsfelder konzentrieren, die ihnen die besten Zukunftschancen bieten. Dabei müssen die Geschäftsbereiche und Produktsegmente im Mittelpunkt stehen, in denen das Unternehmen eine Führungsposition innehat oder erlangen kann. So kann es höhere Renditen erzielen und günstigere Finanzierungsquellen erschließen. Diese positive Dynamik bereitet den Boden für weitere Schritte.
  3. Komplexität im Kerngeschäft reduzieren. Das traditionelle Kerngeschäft sollte Gewinn- und Cash-Quelle des Unternehmens sein. Gleichzeitig müssen dort jedoch die Ausgaben für F&E und Capex so weit wie möglich reduziert werden, um Spielraum zu schaffen für zukünftige Wachstumsfelder. Klassische Kostensenkungen im bestehenden Portfolio reichen dazu nicht aus. Vielmehr muss die Komplexität von Produkten, Prozessen und Vertriebskanälen grundlegend hinterfragt und massiv verringert werden.
  4. Finanzmittel auf Zukunftsprojekte lenken. Meist haben Unternehmen nur ein schmales Zeitfenster, um den Übergang zu künftigen, dauerhaft profitablen Geschäftsbereichen zu bewältigen. Die Schwere der gegenwärtigen Krise erhöht die Dringlichkeit einer ausbalancierten Doppelstrategie: striktes Optimieren des traditionellen Kerngeschäfts bei gleichzeitigem Hochfahren der Investitionen in neue Geschäftsfelder.
  5. Antizyklisch agieren. Während viele Firmen derzeit nur begrenzt liquide sind und das verfügbare Kapital für ihr Überleben benötigen, haben andere ausreichend finanziellen Spielraum, um proaktiv handeln zu können. Sie sind in der Lage jetzt vermehrt in organische Wachstumsbeschleuniger wie Forschung und Entwicklung zu investieren, aber auch durch gezielte M&A-Aktivitäten anorganisch zu wachsen.

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(vg) 14.12.2020



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